Glaubensfrage an Weihbischof Schwaderlapp

Muss das Sündenbekenntnis sein?

Die Beichte geht auf Jesus selbst zurück: "Wem ihr die Sünden nachlasst, dem sind sie nachgelassen …". In der Bibel lesen wir an vielen Stellen, dass Jesus den Menschen ihre Sünden verzeiht. Für mich ist die schönste Sündenvergebung Jesu kurz vor seinem eigenen Tod, als er dem mit gekreuzigten Schächer sagt: "Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein." Jesus hat bei den Sündenvergebungen aber nie nach einem Schuldbekenntnis gefragt. Er hat nicht verlangt, dass die um Vergebung bittenden Menschen erst mal berichten, was sie alles so angestellt haben, sondern er hat sich ihnen liebevoll zugewandt und ihnen ihre Schuld vergeben, sie von ihren Sünden befreit. Warum besteht die Kirche bei der Beichte auf ein Sündenbekenntnis? Ohne Sündenbekenntnis keine Vergebung. Wenn man mit Menschen über die Beichte spricht, stellt man doch immer wieder fest, dass eben gerade das Sündenbekenntnis viele vom Beichten weggebracht hat. Menschen haben bei der Beichte in diesem Punkt schlechte Erfahrungen gemacht, die dazu geführt haben, dass sie das Sakrament nicht mehr empfangen.

Frage an Weihbischof Schwaderlapp / © dr (DR)
Frage an Weihbischof Schwaderlapp / © dr ( DR )

Antwort von Weihbischof Dr. Schwaderlapp

Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Frage, warum die Kirche im Zusammenhang mit der Beichte auf ein Sündenbekenntnis besteht. Sie selbst benennen bereits ein entscheidendes Zitat: "Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert." (Joh 20,22). Das heißt, Jesus vertraut die Vollmacht der Sündenvergebung seinen Aposteln an. Und  genauer, er vertraut es ihrem Urteil an, das im Extremfall sogar dazu führen kann, jemandem die Sündenvergebung zu verweigern. Zu einem solchen Urteil kann der Apostel und in dessen Nachfolge der Beichtvater aber redlicher Weise nur kommen, wenn er die Sünden gehört hat. Traditionell spricht man im Zusammenhang der Beichte auch von einem "Gnadengericht". Dem "Geständnis" folgt die barmherzige Umarmung Gottes durch die Lossprechung.

Doch das Sündenbekenntnis ist nicht nur ein Erfordernis, das sich aus der Heiligen Schrift ergibt. Es entspricht auch ganz unserer menschlichen Natur. Wir sind Mensch mit Leib und Seele. Wenn Menschen einander lieben, wollen sie dies nicht nur voneinander denken können, sondern das auch hören und durch Gesten und Taten erfahren. Liebe will "verleiblicht" werden. Das gilt nun auch, wenn diese Liebe verletzt wurde und Versöhnung nötig ist. Wie wichtig ist es, dass ich die Bitte um Vergebung nicht nur im Herz spüre, sondern auch wirklich zum Ausdruck bringe und mich damit dazu bekenne, dass ich da und dort in einem konkreten Fall falsch oder verletzend gehandelt habe. Und ebenso wichtig ist dann auch die hörbare Vergebung. Die Bitte um Vergebung wie auch die Gewährung von der Vergebung wollen verleiblicht werden. Ansätze davon finden wir übrigens auch im Evangelium. Sowohl der Schächer am Kreuz (Lk 23,41) als auch der verlorene Sohn (Lk 15,21) bekennt seine Schuld und erfährt als Antwort die Vergebung des Herrn.

+Dominikus Schwaderlapp


Weihbischof Schwaderlapp / © Pia Modanese (Erzbistum Köln)