Botschafter beim Vatikan fordert Kampf gegen Antisemitismus

Eine Aufgabe für jeden

Man hat eine besondere Verantwortung: Das Wachstum jüdischer Gemeinden in Deutschland ist für den deutschen Botschafter beim Heiligen Stuhl, Michael Koch, ein Vertrauensbeweis, dessen sich das Land noch würdig erweisen muss.

Hakenkreuz auf einen Grabstein geschmiert / © Hadrian (shutterstock)
Hakenkreuz auf einen Grabstein geschmiert / © Hadrian ( shutterstock )

Dem Kampf gegen Antisemitismus auf der Straße, in Gesprächen oder im Internet müsse sich jeder stellen, so Koch in einem am Dienstag veröffentlichten Video-Beitrag. Dabei verweist er auch auf die Institution eines Regierungsbeauftragten zur Bekämpfung von Antisemitismus. Kochs Statement ist Teil einer Online-Kampagne der israelischen Botschaft beim Vatikan gegen Antisemitismus.

Deutschlands Vatikanbotschafter Michael Koch / © Valeria Scrilatti (KNA)
Deutschlands Vatikanbotschafter Michael Koch / © Valeria Scrilatti ( KNA )

Deutschland habe nach wie vor eine "besondere Verantwortung für die weltgeschichtlich einzigartigen Verbrechen des Holocaust", betonte Koch. Der Verpflichtung, die Erinnerung daran wachzuhalten, erfordere mit fortschreitender Zeit neue Mittel und Wege. Es gelte, das wachzuhalten, was Gedenkstätten, Museen und Dokumentationszentren an Zeugnissen über Antisemitismus und Judenvernichtung bewahrt haben.

Botschaft von "Nostra aetate"

Die Online-Kampagne der israelischen Botschaft wurde Ende Januar am Holocaust-Gedenktag gestartet; sie soll bis 8. April fortgesetzt werden. Nach Aussage von Botschafter Oren David steht das Projekt in Zusammenhang mit dem 55. Jahrestag der Erklärung "Nostra aetate". Mit diesem Dokument hatte die katholische Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) den katholisch-jüdischen Dialog eröffnet.

Es sei wichtig, die Botschaft von "Nostra aetate" neu zu verbreiten, so David. Mit dem Ende Oktober 1965 unterzeichneten Konzilsdokument habe die katholische Kirche "ihre jüdischen Wurzeln anerkannt" und Antisemitismus verurteilt, so der Diplomat. Das habe den Weg zu neuen Beziehungen eröffnet.

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA