Kardinal Hollerich verteidigt "Corona-Konsistorium"

"Ich habe nur Kardinäle mit Maske gesehen"

Am "Corona-Konsistorium" hat Kardinal Jean-Claude Hollerich als Gast teilgenommen. Kritik am Konsistorium und dem Besuch der neuen Kardinäle bei Benedikt XVI. weist er zurück. Einen Kritikpunkt kann er aber sehr gut nachvollziehen.

Kardinäle beim Gottesdienst am 1. Advent im Petersdom / © Gregorio Borgia (dpa)
Kardinäle beim Gottesdienst am 1. Advent im Petersdom / © Gregorio Borgia ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es heißt, die elf neuen Kardinäle, die am Konsistorium teilgenommen haben, mussten sich vorab eine Woche in Quarantäne begeben. Betraf Sie das auch als Gast?

Jean-Claude Kardinal Hollerich (Erzbischof von Luxemburg): Nein. Ich war nicht in Quarantäne. Wir hatten die ganze Zeit Maske auf beim Konsistorium. Wir saßen auch in der nötigen Distanz zueinander. Und wir bekamen Fieber gemessen beim Eintritt in die Basilika.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie dieses Konsistorium unter Corona-Bedingungen denn erlebt?

Hollerich: Es ist einfacher abgelaufen. Es waren nicht sehr viele Kardinäle präsent. Auch der Gruß der Kardinäle an die neuen Mitbrüder war entfallen. Es war also eine sehr schlichte Zeremonie, bei der man bei allem auf das Corona-Virus aufgepasst hat.

DOMRADIO.DE: Hat man da trotzdem Angst oder Bedenken, an so einer Feier teilzunehmen?

Hollerich: Nein, ich habe mich wohl gefühlt. Ich bin ja auch hingegangen, weil ich denke, wenn der Papst ruft, dann kommt man. Man kann ja nicht nur hin, wenn es alles bequem ist, sondern man muss auch, wenn es etwas unbequemer ist. Ich finde, dass man das sehr gut organisiert hat. Ich habe nur Kardinäle mit Maske gesehen. Notwendige Distanz, kein normales Begrüßen oder Umarmen. Ich fand, man hat sehr gut auf alle aufgepasst.

DOMRADIO.DE: Was sagen denn Ihre Mitbrüder als Kardinäle dazu?

Hollerich: Die Stimmung war sehr gut. Ich glaube, es war ein Zeichen der Hoffnung in der Krise. In der Krise leben heißt auch, dass das Leben weitergehen muss. Auch das Leben der Kirche. Die Kreierung von neuen Kardinälen ist auch ein Zeichen der Hoffnung. Es ist schön, wenn man neue Mitbrüder bekommt und auch noch Leute, die so hervorragend sind wie die Leute, die der Papst ausgewählt hat.

DOMRADIO.DE: Also gab es auch Verständnis bei den Mitbrüdern für die Corona-Beschränkungen.

Hollerich: Ja. Ich habe niemanden gehört, der sich beschwert hat, weil man mit Maske dasitzen musste. Einige ganz alte Kardinäle waren nicht gekommen. Einige waren auch da. Aber das verstehe ich. Für die älteren Leute ist es vielleicht schwer, die ganze Zeit mit Maske dazusitzen.

DOMRADIO.DE: Was sagen Sie zur Diskussion rund um den Besuch der neuen Kardinäle bei Papst em. Benedikt XVI.? Auf Bildern saßen die Kardinäle dort ohne Maske oder Abstand, was für Verwirrung und Empörung sorgt. Haben SIe Verständnis für diese Empörung?

Hollerich: Ich weiß ja nicht, welche Vorsichtsmaßnahmen man noch hatte, die man auf den Bildern nicht sieht. Haben die alle einen Check vorher gemacht? Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich selber war vor ein paar Monaten bei Papst Franziskus und habe mich natürlich vorher testen lassen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die neuen Kardinäle das auch getan haben. Aber das weiß ich nicht. Also ich nehme immer erst mal das Gute an, wenn ich die Bilder sehe. Ich nehme mir also nicht die schlechtest-möglichste Interpretation des Ganzen, sondern schaue, wie es sein könnte, dass man so zusammensitzt.

DOMRADIO.DE: Erzbischof Gänswein hat der KNA bestätigt, dass die Kardinäle, die den emeritierten Papst besucht haben, vorab getestet wurden. Aber es geht ja auch um die Vorbildfunktion. Suggeriert es nicht das falsche Bild, dass man das mit dem Virus ja doch nicht so ernst nehmen muss?

Hollerich: Das finde ich auch, das muss ich ehrlich sagen. Ich versuche immer - manchmal gelingt es einem auch nicht - dieser Vorbildfunktion gerecht zu werden, weil die Leute in der Kirche, besonders die älteren Leute, die Schwierigkeiten mit den Masken haben, doch dann auf die Bischöfe schauen. Da versuche ich doch immer die Maske anzuhaben, weil man sonst denkt: Der Bischof macht es, dann kann ich es auch machen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, das sehen Sie auch bei dem Treffen mit Benedikt problematisch?

Hollerich: Man hat vielleicht nicht daran gedacht. Aber jetzt das ganze Treffen nur auf diese Vorsichtsmaßnahmen hin auszudeuten, wäre doch etwas kleinlich. Ich finde das sehr schön, dass die neuen Kardinäle den Papa emeritus ihre Aufwartung machen. Der hat sich gefreut. Man hat gesehen, wie er sich freute, als der Papst ihn begrüßte. Und er hat sich sicher auch über die Begegnung mit den neuen Kardinälen gefreut. Es ist so wie ein Großvater, der sich freut, wenn er sieht, dass das Leben in seiner Familie weitergeht.

DOMRADIO.DE: Also finden Sie die Kritik übertrieben?

Hollerich: Ich glaube, man sollte nicht immer sofort alles attackieren und kritisieren, sondern immer zuerst - und nicht nur bei der Kirche - das Gute und das Schöne sehen. Und dann kann man vielleicht eine kleine Anmerkung machen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

 

Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker (KNA)
Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker ( KNA )

 

Einzug von Papst Franziskus beim Konsistorium am 28. November 2020 im Petersdom im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Einzug von Papst Franziskus beim Konsistorium am 28. November 2020 im Petersdom im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

 

Papst Franziskus übergibt während eines Konsistoriums dem neu ernannten Kardinal Mario Grech sein Birett.  / © Fabio Frustaci/ANSA Pool/AP (dpa)
Papst Franziskus übergibt während eines Konsistoriums dem neu ernannten Kardinal Mario Grech sein Birett. / © Fabio Frustaci/ANSA Pool/AP ( dpa )
Quelle:
DR
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