Kardinalserhebung im Pandemie-Jahr 2020

"Liturgical distancing"

An diesem Samstag erhebt der Papst 13 Männer in den Kardinalsstand. An sich nichts Neues im Vatikan, in Zeiten von Corona gleichwohl eine Premierenfeier - auf Abstand, ohne Umarmung, mit wenigen Gästen und mit Video-Schalte.

Autor/in:
Roland Juchem
Kardinal mit Birett / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal mit Birett / © Cristian Gennari ( KNA )

Normalerweise ist ein Konsistorium ein großes Ereignis im Vatikan - mit Hunderten persönlichen Gästen, Tausenden Gottesdienstteilnehmern und Schaulustigen. Petersplatz, Audienzhalle, Petersdom sind geflutet mit Menschen. Selbst die Pforten des Apostolischen Palastes werden zu einem solchem Ereignis für Empfänge und deren Besucher geöffnet. Auch kommen fast alle anderen Kardinäle: jene, die in Rom leben, oder die es irgendwie dorthin schaffen. Nicht so in diesem Jahr.

Das Konsistorium im Pandemiejahr 2020 muss deutlich kleiner ausfallen. Wie verbindet man moderne Hygienevorschriften unter ständig veränderten Rahmenbedingungen mit dem jahrhundertealten Ritual der Kardinalserhebung? Vor dieser kniffligen Aufgabe standen Papst Franziskus und sein Zeremonienmeister Guido Marini. Am Montag teilte der Vatikan mit, wie das Puzzle gelöst werden soll.

Zwei Kandidaten kommer gar nicht

Jene zwei Kandidaten, die wegen Reisebeschränkungen gar nicht erst kommen können - Cornelius Sim (69) aus Brunei sowie Jose Advincula (68) von den Philippinen - werden dennoch auch am Samstag von Franziskus zu Kardinälen ernannt. Beide Geistlichen werden per Internet hinzugeschaltet. Die Insignien ihrer neuen Würde, Ring, Birett und Urkunde, werde ihnen ein Vertreter des Papstes zu einem späteren Zeitpunkt persönlich überreichen, ließ der Vatikan wissen.

Auch anderen Kardinälen, die nicht anreisen können, werde eigens eine Videoplattform bereitgestellt, die mit der Feier im Petersdom verbindet, teilte der Vatikan mit. Von Konzelebration per Internet ist allerdings noch keine Rede. Ansonsten sollen alle Ernannten am Samstag persönlich an der Feier teilnehmen. Erzbischof Celestino Aos aus Santiago de Chile, der eine der weitesten Anreisen hat, ist bereits länger in Rom.

Er und die anderen zehn dürfen jeder maximal zehn Gäste mitbringen; früher konnte eine solche "Kardinalsfamilie" bis zu 50 Personen und mehr umfassen. In diesen Gruppen werden sich die sonst untersagten Ansammlungen kaum vermeiden lassen. Auf die von vatikanischen wie italienischen Behörden vorgeschriebenen Masken werden die Organisatoren aber wohl bestehen.

Da im Petersdom genügend Platz vorhanden ist, können die Gottesdienstteilnehmer ein "liturgical distancing" gut einhalten. Der Papst feiert die Messe ganz vorn am Kathedra-Altar. Zur Übergabe von Birett, Ring und Urkunde sollen die Kardinalskandidaten abwechselnd von links und rechts vor den Papst treten, der ihnen ihre Insignien überreicht. Sie von einem Tablett zu nehmen, wäre als Ausdruck der persönlichen Verleihung sicher unpassend.

Keine Umarmungen

Eine sonst übliche Umarmung zwischen dem Papst und seinen neuen Vertrauten wird schwer möglich und vermittelbar sein, trotz vorheriger Tests und Desinfektionen. Auch die Umarmung von alten und neuen Kardinälen soll entfallen. Vielleicht gibt es eine Verbeugung in gebührendem Abstand oder ein anderes Zeichen der Reverenz und gelobten Treue.

Im Übrigen wird die Messe ähnlich gefeiert wie schon jene im Frühjahrs-Lockdown. Neben neuen und alten Kardinälen können rund 100 Gäste der neuen Kardinäle am Gottesdienst teilnehmen. Die anschließenden Empfänge, bei denen die neuen Purpurträger traditionell Glück- und Segenswünsche entgegennehmen, sind abgesagt.

Geplant ist aber eine gemeinsame Eucharistie am Sonntagmorgen: der Papst und die elf anwesenden neuen Kardinäle feiern die Messe zum ersten Adventssonntag ebenfalls vorne im Petersdom. Ziel aller liturgischen Planungen ist es, möglichst kein Ansteckungsrisiko, aber eine möglichst würdevoller Feier zu bieten - sollen die neuen Kardinäle doch bereit sein, im Ernstfall ihr Leben für den Papst zu geben, ihn aber nicht mit einem Virus anzustecken. An eines mag derzeit keiner im Vatikan denken: an ein mögliches Konklave unter Pandemie-Bedingungen.


Quelle:
KNA
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