Papst beim Mittagsgebet: Josef hat Gott vertraut

"Überraschende Logik Gottes"

Den Blick weiten für die "überraschende Logik Gottes" – dazu hat der Papst bei seinem Angelusgebet an diesem Sonntag ermutigt. Er sprach über Josef, den irdischen Vater Jesu und Beschützer Mariens, der sich in einer schwierigen und unerklärlichen Lage genau richtig verhalten habe. 

Papst Franziskus beim Angelusgebet / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus beim Angelusgebet / © Gregorio Borgia ( dpa )

Josef sei zusammen mit Johannes dem Täufer und Maria eine der Figuren, die uns die Liturgie für die Zeit des Advents vorschlägt, so Franziskus, der vom ersten Kapitel des Matthäus-Evangeliums ausging (18-24). Von allen dreien sei Josef der bescheidenste und stehe scheinbar im Hintergrund. Und doch sei in der Haltung dieser Figur "die ganze christliche Weisheit enthalten", hielt der Papst fest. Josef sei "einer, der nicht predigt und nicht spricht, sondern versucht, den Willen Gottes zu tun“, und zwar "im Stil des Evangeliums und der Seligpreisungen".

Der Papst sagte wörtlich: "Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.‘ (Mt 5,3). Und Josef ist arm, weil er vom Wesentlichen lebt; es ist eine Armut, die typisch ist für diejenigen, die sich bewusst sind, dass sie in allem von Gott abhängig sind und ihr ganzes Vertrauen auf ihn setzen.“

"Josef vertraute Maria vollkommen"

Als Maria ein Kind erwartete, sei eine "menschlich unangenehme und kontrastreiche Situation" eingetreten, so der Papst weiter, der auf die damaligen Verhältnisse Bezug nahm. Joseph und Maria waren verlobt, sie lebten nicht zusammen, erwarteten aber ein Kind "durch Gottes Werk". Josef handle hier so, dass seine Frau keinen Schaden nehme.

Josef sei angesichts dieser Überraschung natürlich beunruhigt, suche aber, "anstatt impulsiv und strafend zu reagieren, eine Lösung, die die Würde und Unversehrtheit seiner geliebten Maria respektiert", erläutert der Papst. Im Evangelium heißt es: ,Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen‘ (19). Josef wusste gut, dass er, wenn er seine Verlobte anzeigte, diese ernsten Konsequenzen aussetzen würde, sogar dem Tod. Er vertraut Maria, die er als seine Braut wählte, vollkommen."

Dennoch habe ihn diese "unerklärliche Lage" nun dazu geführt, die Verbindung in Frage zu stellen, fuhr der Papst fort. So habe er "unter großem Leid" beschlossen, sich von Maria zu lösen, ohne einen Skandal zu verursachen. Da trat etwas Unerwartetes ein: "Der Engel des Herrn greift ein, um ihm zu sagen, dass die von ihm angedachte Lösung nicht Gottes Wille war. Im Gegenteil, der Herr hat ihm einen neuen Weg der Einheit, der Liebe und des Glücks eröffnet: ,Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist‘ (20).

Den Blick nach oben richten 

An diesem Punkt habe Josef Gott vollkommen vertraut, die Anweisung des Engels befolgt und Maria mit sich genommen. Sein Glaube habe dies ermöglicht, so der Papst: "Gerade dieses unerschütterliche Vertrauen in Gott hat ihn befähigt, eine menschlich schwierige und in gewisser Weise auch unerklärliche Situation zu akzeptieren. Josef versteht im Glauben, dass das Kind, das im Schoß der Maria heranwächst, nicht sein Kind ist, sondern der Sohn Gottes, und er, Josef, wird sein Beschützer sein, indem er seine irdische Vaterschaft vollständig annimmt.

Das Beispiel dieses sanften und weisen Mannes ermahnt uns, den Blick nach oben zu richten und ihn immer weiter schweifen zu lassen. Es geht darum, die überraschende Logik Gottes wiederzuerlangen, die, fern von kleinen oder großen Berechnungen, in der Offenheit für neue Horizonte, für Christus und sein Wort besteht."

Papst unterstützt Opfer italienischer Umweltskandale  

Im Anschluss an das Mittagsgebet unterstrich Papst Franziskus die Forderungen von Opfern italienischer Umweltskandale nach Schutz für ihre Gesundheit. Bewohner und Aktivisten aus stark schadstoffbelasteten Gebieten Italiens hatten das traditionelle Angelusgebet mit Tausenden Gläubigen genutzt, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. 

Zu Italiens Dauerskandalen zählt die illegale Müllentsorgung bei Neapel, wo im "Land der Feuer" (Terra dei fuochi) Abfälle offen verbrannt oder ohne Rücksicht auf Trinkwasserschutz wild deponiert werden, darunter Krankenhausabfälle und Industrieschlamm. Für Schlagzeilen sorgen auch immer wieder die Schadstoffbelastung durch das Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent oder giftige Industrierückstände im Südwesten Sardiniens.

Anne Preckel - Vatikanstadt​


Quelle:
VN , KNA
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