UN begrüßen Abschaffung des "Päpstlichen Geheimnisses" bei Missbrauch

"Schleier der Geheimhaltung ist nun gelüftet"

Die Vereinten Nationen haben die Abschaffung des Päpstlichen Geheimnisses in Missbrauchsverfahren als lang erwarteten Schritt begrüßt. Damit erkenne der Papst das Ausmaß der Krise an. Dennoch könne es nur ein "erster Schritt" sein.

Symbolbild Missbrauch / © 271 EAK MOTO (shutterstock)

Nun müsse der Vatikan Maßnahmen ergreifen, um Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und juristischen Beistand für alle Betroffenen zu gewährleisten, erklärte die UN-Sonderberichterstatterin für die sexuelle Ausbeutung von Kindern, Maud de Boer-Buquicchio, in Genf.

"Der Schleier der Geheimhaltung, der diese abscheulichen Verbrechen umgab und den Opfern Gerechtigkeit und Wiedergutmachung verwehrte, ist nun gelüftet", sagte sie. Damit erkenne der Papst das Ausmaß der Krise an; die Betroffenen müssten nicht länger in der Verzweiflung leben, dass diese Verbrechen unbemerkt und ungestraft blieben. Mit Herstellung der Transparenz innerhalb der kirchlichen Hierarchien sei der Weg frei zur zivil- und strafrechtlichen Verfolgung von Missbrauchstaten.

"Nur ein erster Schritt"

"Trotz allem ist es nur ein erster Schritt", erklärte die UN-Beauftragte. Der Vatikan sollte nun alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, damit Opfer auf der ganzen Welt Gerechtigkeit durch rasche und gründliche Ermittlungen erführen. Erforderlich sei auch eine Meldepflicht für alle Geistlichen und sonstigen kirchlichen Mitarbeiter, die Kenntnis von solchen "abscheulichen Handlungen" haben. "Die Kirche sollte in all ihren Einrichtungen eine Null-Toleranz-Politik gegen sexuellen Kindesmissbrauch durchsetzen und sicherstellen, dass Täter unverzüglich entlassen werden."

Als "zutiefst besorgniserregend" bezeichnete es die UN-Expertin, dass es trotz mehrerer historischer Fälle immer wieder Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Kleriker gebe. Alle Opfer hätten angesichts der erlittenen Schäden und der Folgen für ihr Leben und ihr Umfeld Wiedergutmachung und Rehabilitation verdient. "Die Kirche sollte den Opfern dringend die Mittel zur Verfügung stellen, um Zugang zu Beratung und sozialer Unterstützung zu erhalten."

Sie dankte den Opfern für den Mut, sich zu diesem "verheerenden Thema" zu äußern. Es sei für die katholische Kirche von entscheidender Bedeutung, ihrer Verantwortung auf allen Ebenen ihrer Hierarchie gerecht zu werden, unterstrich de Boer-Buquicchio.

Ein von Papst Franziskus verfügtes Gesetz schaffte die bisher geltende strengste Verschwiegenheitspflicht bei kirchlichen Strafrechtsverfahren wegen Sexualdelikten ab. Damit können unter anderem Opfer nicht zur Geheimhaltung verpflichtet werden. Auch wird die Zusammenarbeit zwischen der kirchlichen und der weltlichen Justiz erleichtert. Das Beichtgeheimnis bleibt weiterhin streng geschützt.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema