Immer mehr Bischofskandidaten lehnen neue Aufgabe ab

"Jetzt sind es drei von zehn"

Nicht jeder fühlt sich in der Lage: Etwa ein Drittel aller vom Papst ausgewählten Bischofskandidaten lehnt die Übernahme dieses Amtes ab. Das machte nun Kardinal Marc Ouellet publik. Welche Gründe liegen dem Verzicht auf das Amt zugrunde?

Ein Bischof im Gebet / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Ein Bischof im Gebet / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, äußerte sich gegenüber der spanischen Zeitschrift "Vida Nueva". Die Zahl sei dabei im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen. "

"Als ich vor fast einem Jahrzehnt hierher kam, nahm jeder Zehnte den Ruf nicht an, aus persönlichen oder anderen Gründen. Jetzt sind es drei von zehn", so der Kurienkardinal, dessen Vatikanbehörde eine zentrale Rolle bei der Auswahl neuer Bischöfe durch den Papst einnimmt.

Vielfach persönliche Gründe ursächlich

Viele Kandidaten begründeten ihre Absage mit persönlichen Motiven. Etwa weil sie sich selbst nicht für ausreichend geeignet erachteten, oder damit, dass sie nicht das Risiko eingehen wollten, "der Kirche Schaden zuzufügen". Es gebe verschiedene Gründe, die "respektiert werden", sagte Ouellet.

Die Probleme bei der Suche nach neuen Bischöfen bringt der Kardinal in Verbindung mit einer "generellen Glaubenskrise", die auch in der Ehe, im geweihten Leben oder im Priestertum zum Vorschein trete.

Die Kirche brauche heute "weniger Professoren und mehr Hirten", führte der Geistliche weiter aus. Bischöfe sollten in der Nächstenliebe vorangehen und als Hirten den "Geruch der Schafe" angenommen haben, wiederholte er ein oft von Franziskus gebrauchtes Sprachbild.

Das bedeute, Empathie zu haben, "für die Leidenden, die Verlassenen, die Armen, die Menschen, die ums Überleben kämpfen", so Ouellet. Und weiter: "Es genügt nicht, die Wahrheiten des Glaubens zu betonen, denn die Kultur hat sich in den vergangenen 40 Jahren so sehr verändert, dass man in eine neue Ära des Dialogs eintreten muss."


Kardinal Marc Ouellet / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Marc Ouellet / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA