Über den Umgang mit Müll im Vatikan

Grüne Insel in Rom

Rom erstickt im Abfall: Bilder von überquellenden Containern gehen um die Welt. Die Mülldeponien sind überfüllt, viele Müllwagen kaputt. Aber wie sieht es eigentlich im Vatikan aus? Ist der Abfall und dessen Entsorgung auch dort ein Problem?

Blick auf den Vatikan / © nomadFa (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie ernst nimmt es der Heilige Stuhl mit der ökologischen Müllbeseitigung?

Christine Seuss (Vatican News; Nachrichtenportal des Vatikan): Der Vatikan nimmt das Thema Umweltverträglichkeit auch für sich selbst immer ernster. Das sieht man beispielsweise an der Mülltrennung. Die wird auch hier bei uns im Haus immer rigoroser. Die Reinigungskräfte haben die Anweisung, die Mülleimer gar nicht erst auszuleeren, wenn da nicht ordentlich getrennt ist.

Der Abfall, der vom Vatikan entsorgt wird, ist mittlerweile zu 55 Prozent vorsortiert. In zwei oder drei Jahren will man bei 75 Prozent landen. Das ist natürlich wesentlich besser als die Durchschnittsquote in römischen Haushalten. Da sprechen wir ungefähr von 44 Prozent. Und die überquellenden Mülltonnen am Straßenrand sprechen ja auch eine eigene Sprache. 

DOMRADIO.DE: Und der Müll der da ist, wird der im Vatikan selbst verarbeitet oder beseitigt?

Seuss: Ja, seit 2016 gibt es hier sogar eine eigene Sondermüll-Deponie. Sie liegt in den Vatikanischen Gärten, wird Öko-Center genannt und entspricht weitgehend den EU-Standards. Also, etwa 85 Prozent der Abfallcodes, die im EU-Abfallverzeichnis genannt werden, können dort bereits intern entsorgt werden.

Und vorbildlich ist der Vatikan hier natürlich auch bei der Vorsortierung: Etwa 98 Prozent des Mülls, die in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf dieser Deponie ankamen, waren schon vorsortiert. Das ist eine hohe Zahl. Nächstes Jahr will man dann wirklich auch die 100-Prozent-Vorsortierung erreichen. Plastik wird sowieso separat eingesammelt; z.B. landen täglich etwa 100 Kilo Plastikflaschen der Touristen in den eigens am Petersplatz aufgestellten Mülleimern. Insgesamt produziert der Vatikan etwa tausend Tonnen Müll pro Jahr. In der Regel stammt er aus Mülltonnen oder Papierkörben auf dem Vatikangebiet. Nur besondere Abfälle wie Kochöl oder Küchenabfälle werden auch an der Tür abgeholt. 

DOMRADIO.DE: Nun gibt es ja Im Vatikan auch die großen Vatikanischen Gärten - da könnte man ja auch den Bio-Müll als Kompost verwenden. Hat man darüber schon nachgedacht?

Seuss: Ja, seit fünf Monaten gibt es eine neue Initiative für die Weiterverwertung von organischem Müll, die auch immer weiter ausgebaut werden soll. Der Biomüll wird mit grünen Abfällen gemischt, zum Beispiel aus den Vatikanischen Gärten. Dort fallen immerhin ungefähr 400 Tonnen pro Jahr an. Daraus wird dann Kompost gemacht, der als Dünger verwendet wird - zum Beispiel für die Vatikanischen Gärten, aber auch für den päpstlichen Bauernhof in Castel Gandolfo. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, der Vatikan geht umweltbewußt mit seinem Müll um. Ökologie wird großgeschrieben. Hat das auch mit der Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus zu tun? Darin geht es ja um Umweltbewußtsein und darum, mit Gottes Schöpfung sehr verantwortungsbewußt umzugehen.

Seuss: Zwar hat die Enzyklika "Laudato si" natürlich einen großen Anschub gegeben, auch für das Umweltbewusstsein im Vatikan. Aber es ist trotzdem auch schwierig, die Mitarbeiter mitzunehmen und umzugewöhnen. Es gibt tatsächlich eigene Kurse für Mitarbeiter, wie man etwa mit Sondermüll umgeht.

Aber wir dürfen natürlich auch nicht vergessen, dass schon die Päpste vor Franziskus auf die Verantwortung für die Schöpfung hingewiesen haben. Unter Papst Benedikt beispielsweise ging im Jahr 2008 eine große Solaranlage in Betrieb. Die befindet sich auf dem Dach der Audienzhalle und besteht aus 2.400 Paneelen. Sie versorgt sowohl die Audienzhalle als auch angrenzende Gebäude mit dem benötigten Strom.

Die Beleuchtung im Petersdom wurde ja erst kürzlich auf energiesparende LED-Lampen umgestellt. In anderen vatikanischen Einrichtungen wie dem Museum sind schon länger LED-Lampen in Betrieb. Es tut sich also nach wie vor einiges auf dem Gebiet.


Bye, bye, Plastiktüte! / © Christoph Schmidt (dpa)
Bye, bye, Plastiktüte! / © Christoph Schmidt ( dpa )
Quelle:
DR