Papst bekniet Südsudans Führer um Frieden

"Ich bitte euch von Herzen, gehen wir voran"

Papst Franziskus hat die politischen Führer des Südsudan eindringlich zum Frieden gemahnt. Anschließend kniete er vor ihnen nieder und küsste ihnen die Füße.

Franziskus küsst den den Anführern der streitenden Parteien die Füße (Reuters)
Franziskus küsst den den Anführern der streitenden Parteien die Füße / ( Reuters )

Es war eine ungewöhnliche Initiative: Die Anführer der streitenden Parteien im Südsudan, darunter Präsident Salva Kiir und sein designierter Vizepräsident Riek Machar, haben sich am Mittwoch und Donnerstag zu einem Einkehrtag im Vatikan getroffen. Von einer "geistlichen, ökumenischen und diplomatischen" Initiative sprach der anglikanische Primas Justin Welby, der die Exerzitien mitorganisiert hatte.

Am Ende seiner offiziellen Ansprache richtete der Papst aus dem Stegreif ein flammendes Plädoyer an die Unterzeichner des Friedensvertrages.

"Gott wird uns zur Rechenschaft ziehen"

"Welch eine Freude wäre es, wenn alle Südsudanesen einstimmig singen könnten: O Gott, wir danken dir für deine Gnade, die du dem Südsudan geschenkt hast – erhalte uns in Einheit und Harmonie!" Mit diesen Worten zitierte der Papst die erste Strophe der südsudanesischen Nationalhymne, zu der bei den Exerzitien eine Betrachtung gehalten worden war.

Franziskus unterstrich, "Friede" sei nach Auskunft der Evangelien der erste Wunsch des auferstandenen Christus gewesen. "Liebe Brüder und Schwestern, vergessen wir nicht, dass Gott uns politischen und religiösen Führern die Aufgabe anvertraut hat, sein Volk zu leiten: Er hat uns sehr viel anvertraut, und umso mehr wird er deswegen von uns verlangen! Er wird uns zur Rechenschaft ziehen über unseren Dienst und unsere Verwaltung, über unseren Einsatz für den Frieden…"

Frieden sei möglich, betonte der Papst. Dies verlange aber den Sieg über "Stolz, Neid, Machthunger, Eigeninteressen, Lüge und Heuchelei". Das im September in Addis Abeba geschlossene Abkommen müsse nun umgesetzt und der Waffenstillstand eingehalten werden.

Flammendes Plädoyer für den Frieden

Eindringlich bat der Papst die Kontrahenten, trotz aller Probleme nicht vom Weg des Friedens abzuweichen, sondern den eingeleiteten Prozess auch zu Ende zu führe: "Euch, die ihr den Friedensvertrag unterzeichnet habt, bitte ich als ein Bruder: Bleibt im Frieden. Ich bitte euch von Herzen, gehen wir voran".

Nur wenn sie untereinander geeint seien, könnten sie von einfachen Bürgern zu Vätern der Nation werden, so sein Appell. Nach diesen eindringlichen Worten, die von den Anwesenden mit Staunen vernommen wurden, ging der Papst auf die politischen Führer zu und küsste jedem einzelnen die Füße.

Dass die Konflikte hier bei weitem noch nicht ausgeräumt sind, ließ schon das Szenario vermuten: die beiden Hauptkontrahenten, Präsident Salva Kiir, und sein Rivale, Rebellenführer Riek Machar, saßen zwar auf einem Sofa, aber so weit wie möglich voneinander entfernt.

Initiator des Treffens: Primas Welby

An der als "geistliche Einkehr" deklarierten zweitägigen Begegnung hatten seit Mittwoch Südsudans Kiir und Oppositionsführer Machar mit mehreren Mitgliedern der designierten Übergangsregierung teilgenommen. Diese soll ab 12. Mai mit der Arbeit beginnen und den seit 2013 währenden blutigen Konflikt in dem afrikanischen Land beenden.

Neben dem Primas der anglikanischen Kirche und Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und Mitgliedern des südsudanesischen Kirchenrates nahm auch der frühere Moderator der presbyterianischen Kirchen Schottlands, John Chalmers, an dem Treffen teil. Der südsudanesische Staatschef ist Katholik, Machar Presbyterianer.

Zum Abschluss wurde den Teilnehmern je eine signierte Bibel überreicht. Sie trägt die Widmung: "Suche, was eint, überwinde, was spaltet", unterzeichnet von Welby, Papst Franziskus sowie Chalmers.


Salva Kiir Mayardit und Papst Franziskus / © Paolo Galosi (KNA)
Salva Kiir Mayardit und Papst Franziskus / © Paolo Galosi ( KNA )

Papst Franziskus empfängt Justin Welby  / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus empfängt Justin Welby / © Osservatore Romano ( KNA )
Quelle:
KNA , VN
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