Vatikanjournalist Politi: Enormer Widerstand gegen Papst

"Franziskus ist vorsichtiger geworden"

Der Widerstand konservativer Kirchenvertreter gegen Papst Franziskus ist nach Worten des Vatikankenners Marco Politi enorm. Nie zuvor habe es eine so große Opposition gegen einen Papst gegeben.

Der Wind weht... / © Alessandra Tarantino (dpa)
Der Wind weht... / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Ein so aggressives Vorgehen gegen einen Papst habe er noch nie erlebt, sagte der 72-jährige Journalist und Buchautor dem Schweizer Nachrichtenportal kath.ch. "Und das von Seiten der Bischöfe, des Klerus und der Gläubigen." Er zitierte den italienischen Kirchenhistoriker Andrea Riccardi, wonach es in den letzten 100 Jahren nie eine so große Opposition gegen einen Papst gegeben habe.

Papst will das Dogmatische reduzieren

"Papst Franziskus will einen Umbruch. Er versteht Kirche nicht mehr als Monarchie, sondern als Gemeinschaft", sagte Politi. Das Kirchenoberhaupt wolle das Dogmatische reduzieren. Politi verwies darauf, dass Franziskus als erster Papst das Frauendiakonat zum Thema gemacht habe.

Dass das Papier einer entsprechenden Kommission dazu noch nicht veröffentlicht wurde, zeige, wie sehr Franziskus aufpassen müsse, um eine zu große Spaltung der Kirche zu verhindern. "Papst Franziskus ist ganz bestimmt vorsichtiger geworden", so Politi.

Die offene Kritik an Papst Franziskus mehrt sich - auch von ehemaligen Befürwortern des Papstes. Unlängst hatte das Jesuiten-Magazin "America" men Umgang von Papst Franziskus mit der Missbrauchskrise kritisiert. In einem Leitartikel der aktuellen Ausgabe beklagt die innerkirchlich einflussreiche Publikation fehlende Transparenz im Umgang mit Bischöfen und Kardinälen, die entweder des Missbrauchs Minderjähriger oder der Untätigkeit angesichts von Missbrauchsvorwürfen in ihrem Zuständigkeitsbereich beschuldigt werden.

Vertrauen in die Kirche wieder herstellen

"Beides, das Verfahren und die Kommunikation müssen verbessert werden, um das Vertrauen des Gottesvolks wiederherzustellen", heißt es in dem Meinungsbeitrag der Herausgeber. Dieser wirft einen Blick auf das unterschiedliche Vorgehen von Papst Franziskus mit den Beschuldigungen und Verurteilungen in den Fällen der Kardinäle Theodore McCarrick (USA), George Pell (Australien) und Philippe Barbarin (Frankreich).

Auch die unterschiedlichen Antworten des Papstes auf die Rücktrittsgesuche der meisten chilenischen Bischöfe bewerten die America-Herausgeber kritisch. Franziskus habe nicht öffentlich erklärt, warum er einige Rücktritte angenommen habe, andere aber nicht. Dieses Verfahren sei nicht geeignet, das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen.


Quelle:
KNA