Vatikan will Religionen für nachhaltige Entwicklung motivieren

Die moralische Instanz

Die katholische Kirche will die Vereinten Nationen bei ihren Nachhaltigkeitszielen unterstützen. Dazu treffen sich ab diesem Donnerstag Religionsvertreter und Entwicklungsexperten im Vatikan. Sie wollen ein moralisches Bewusstsein schaffen.

 (DR)

Mit einer interreligiösen Konferenz will die katholische Kirche die Umsetzung der "Nachhaltigen Entwicklungsziele" (SDG) der Vereinten Nationen unterstützen. Von Donnerstag bis Samstag tauschen sich dazu im Vatikan Religionsvertreter sowie Entwicklungsexperten aus. Zum Erreichen der Entwicklungsziele brauche es neben Technologie, Geld und politischen Entscheidungen vor allem auch moralisches Bewusstsein, erläuterte Kardinal Peter Turkson eines der Ziele der Konferenz. Der Leiter des vatikanischen "Entwicklungsministeriums" sprach am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Vatikan.

Laut Turkson bringen die Religionen nicht nur ihre moralischen und spirituellen Traditionen ein, sondern auch Erfahrungen aus ihren Projekten zu Armutsbekämpfung, Alphabetisierung oder nachhaltiger Landwirtschaft. Turksons Behörde und der Päpstliche Rat für interreligiösen Dialog organisieren die Konferenz über "Religionen und Nachhaltige Entwicklungsziele".

Drei große Herausforderungen

Rene Castro, bei der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO zuständig für Klima, Biodiversität sowie Land- und Wasserentwicklung, verwies auf die Verschwendung von einem Drittel aller weltweit produzierten Nahrungsmittel. Die Bibel etwa kenne den Brauch, dass nicht abgeerntete Feldfrüchte von Armen aufgelesen werden können. Für heutige Agrarfirmen sei das zu aufwendig, also vergammelten die Früchte. In Supermärkten bleibe viel liegen, nur weil es unansehnlich geworden sei. Dagegen müsse man auch moralisch motivieren.

Castro zeigte drei große Herausforderungen auf, vor denen die Menschheit heute stehe: bald zehn Milliarden Menschen zu ernähren, den Klimawandel sowie den Erhalt der Biodiversität. Rund 6.000 Pflanzen weltweit seien essbar, so Castro. Der Durchschnittskonsument ernähre sich aber nur von etwa neun Früchten.

Im Herbst Zwischenbilanz geplant

2015 haben die Vereinten Nationen 17 nachhaltige Entwicklungsziele mit insgesamt 169 Einzelvorgaben erstellt, die bis 2030 erreicht sein sollen. 190 Staaten haben sich auf diese Ziele verpflichtet. Im Herbst wollen die UN eine erste Zwischenbilanz zu den "Nachhaltigen Entwicklungszielen" ziehen. Laut Turkson soll die Vatikankonferenz helfen, diese Zwischenbilanz vorzubereiten.

Bei dem Treffen sprechen Experten verschiedener UN-Organisationen zu Themen wie Nahrung und Wasser, Verstädterung, Arbeit und Wirtschaftsentwicklung oder Energie. Vertreter einer Religion werden darauf jeweils antworten. Geplant ist auch ein Austausch der Religionen untereinander, um mögliche gemeinsame Perspektiven auszuloten. Für Freitag ist eine Audienz bei Papst Franziskus vorgesehen.


Quelle:
KNA