Chiles Staatspräsident besucht Papst

Pinera beim Papst

Chiles Staatspräsident Sebastian Pinera ist am Samstag von Papst Franziskus empfangen worden. Teil der Unterredung war der Missbrauchsskandal in Chile. Pinera hatte die Vertuschung von Missbrauchstaten harsch kritisiert.

Pinera beim Papst / © Alessandro Bianchi (dpa)
Pinera beim Papst / © Alessandro Bianchi ( dpa )

Chiles Staatspräsident Sebastian Pinera und Papst Franziskus haben über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche des lateinamerikanischen Landes gesprochen. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die das vatikanische Presseamt nach der halbstündigen Unterredung am Samstag verbreitete.

"Schmerzliche Plage des Missbrauchs"

Demnach war die "schmerzliche Plage des Missbrauchs Minderjähriger" ein Thema. Beide Seiten hätten den Willen zur Zusammenarbeit bekräftigt, "um die Verübung solcher Verbrechen und ihre Vertuschung zu bekämpfen und zu verhindern".

Die Kirche in Chile wird seit Monaten von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Mittlerweile verzichteten sieben Bischöfe auf ihr Amt. Zwei bereits emeritierte Bischöfe, von denen einer in Deutschland lebt, belegte der Papst am Samstag mit der Entlassung aus dem Klerikerstand, der härtesten Kirchenstrafe für Geistliche. Die Staatsanwaltschaft in Chile ermittelt derzeit gegen zahlreiche Kleriker wegen Missbrauchs. Dabei verlangte sie auch Einsicht in vatikanische Akten.

Pinera hatte Kirchenvertretern schwerwiegende Fehler vorgeworfen. Es schmerze ihn, dass hohe Würdenträger um die Taten zwar gewusst, sie aber verheimlicht hätten, sagte er laut chilenischen Medien im Juli.

Freundliche Atmosphäre

Das Gespräch zwischen dem Papst und Pinera dauerte rund eine halbe Stunde. Journalisten, die an der Begrüßung und der anschließenden Überreichung von Geschenken teilnahmen, bezeichneten die Atmosphäre als freundlich. Der Staatschef brachte dem Papst eine von chilenischen Künstlern gefertigte Stola mit.

Pinera amtiert seit März als Staatsoberhaupt, nachdem er diese Position schon einmal von 2010 bis 2014 bekleidete. Es ist sein erster Besuch bei Franziskus. Bei dessen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) war Pinera 2011 zu Gast.

Von Merkel zum Papst

Ein Onkel des Staatspräsidenten, Bernardino Pinera Carvallo, ist selbst Erzbischof. Der heute 103-jährige Geistliche war von 1983 bis 1990 Leiter des Erzbistums Serena und von 1984 bis 1988 Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz. Sebastian Pinera besucht den Vatikan im Zuge einer Europareise. In deren Rahmen traf er am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin zusammen.

 


Quelle:
KNA