Wie die Ministranten die Sonderaudienz beim Papst erlebt haben

"Es war ein unglaublich schöner Abend"

Seit drei Tagen sind tausende Ministranten in Rom. Am Dienstag begegneten sie dem Papst bei einer Sonderaudienz auf dem Petersplatz. Alexander Bothe war dabei und schwärmt von ergreifenden Momenten.

Ministranten aus Bayern grüßen den Papst  / © Cristian Gennari (KNA)
Ministranten aus Bayern grüßen den Papst / © Cristian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sind Sie noch von dem, was da passiert ist, berührt oder geflasht?

Alexander Bothe (Referent für Ministrantenpastoral bei der Deutschen Bischofskonferenz): Das kann man gar nicht anders sagen. Ich bin absolut geflasht. Es war ein unglaublich schöner Abend auf dem Petersplatz in Rom. Man muss sich das so vorstellen: Erst gab es mit der römischen Sonne die totale Hitze. Dann ging das aber in die Abendsonne über. Und es waren tatsächlich aus den unterschiedlichsten Ländern 90.000 Jugendliche auf dem Petersplatz. Sie standen bis hinein in die Via della Conciliazione. Und dann kam der Papst auf den Petersplatz und alle jubelten – das muss einen berühren, das geht gar nicht anders!

DOMRADIO.DE: Es gab für die jungen Menschen auch die Möglichkeit, dem Papst Fragen zu stellen. Was haben sie denn gefragt?

Bothe: Ganz unterschiedlich. Es gab Fragen aus allen Ländern der Welt. Und da ging es natürlich darum, wie der Papst lebt und was ihn besonders bewegt. Aber ganz oft gab es auch die Bitte: Sagen Sie uns doch, wie sehen Sie dieses oder jenes? Und wir hatten natürlich das Glück, dass tatsächlich auch eine Anfrage aus Deutschland ausgesucht wurde. Julian hatte die Frage eingereicht und durfte sie dann selbst vortragen. Er hat den Papst gefragt: Was heißt es überhaupt, katholisch zu sein? Warum glauben Christen und warum sollte man das gerade als Katholik tun? Papst Franziskus hat dann auf die Frage Bezug genommen – ein wirklich tiefer Moment.

DOMRADIO.DE: Das war dann aber bestimmt eine lange Antwort oder konnte der Papst auf so eine Frage kurz antworten?

Bothe: Das war schon eher eine lange Antwort. Tatsächlich waren es ja fünf Fragen aus unterschiedlichen Ländern. Wir hatten eine Frage aus Antigua und Barbuda, also aus der Karibik. Wir hatten eine weitere Frage aus Portugal. Und da ist natürlich klar, dass die Erfahrungen der Ministranten ganz unterschiedlich sind. Trotzdem habe ich immer wieder die Frage wahrgenommen: Wir sind eine große Gemeinschaft, wir gehören zusammen – aber warum prägt uns das so? Warum ist das so wichtig? Und wie können wir das eigentlich mit denen teilen, die nicht mehr da sind oder die noch nie etwas davon gehört haben? Das hat in ganz vielen Fragen Anklang gehabt.

DOMRADIO.DE: Das hört sich nach einem sehr ergreifenden Gemeinschaftserlebnis an. Gab es noch besondere Momente?

Bothe: Ganz viele. Wir hatten ja die Chance, ein Vorprogramm zu gestalten und da durften wir erstmals auf dem Petersplatz Street-Art produzieren. Wir haben es geschafft, mit Bischof Oster aus Deutschland und Bischof Hollerich aus Luxemburg ein Kruzifix entstehen zu lassen, das mit dem Wallfahrtslogo korrespondierte. Und dadurch sollte klar werden: Ihr seid die Friedenssucher, das ist Euer Ziel und es ist dieser Gott, der Euch persönlich begleitet. Da ist ein tolles Bild entstanden und das werde ich so schnell nicht vergessen: Bischöfe, die da knien und tatsächlich Street-Art sprayen. Das war ein überragender Moment!

Später, während der Audienz, war die Intensität, das Liebevolle, das Warmherzige der Gebete beeindruckend. Eine Pslam-Sängerin hat den Psalm wunderschön intoniert. Das klang über den gesamten Petersplatz.

Und ganz am Ende gab es noch eine Überraschung. Wir haben für dieses Jahr eine Wallfahrts-App entwickelt, die die internationalen Ministrantinnen und Ministranten spielerisch, informativ und geistlich rund um die Wallfahrt nach Rom begleitet. Es war lange nicht klar, ob unser Vorhaben funktioniert, dass der Papst eine Überraschungs-Botschaft an alle sendet. Aber dann kam die Bestätigung. Das war ein großer Moment und hat alle überrascht. Darin sagte der Papst: "Ihr seid Botschafter des Friedens, das ist Euer Auftrag als Ministrantinnen und Ministranten." Viele Ministranten haben dann weiße Luftballons geschwenkt, die sie dabei hatten. Wundervoll.

DOMRADIO.DE: Sie sind ja noch ein paar Tage in Rom. Kann man denn so ein Highlight noch toppen?

Bothe: Diese Highlights sind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Gestern haben wir als Gemeinschaft gemeinsam gefeiert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alle Grenzen und Nationen überschritten werden. Und heute ist es schön zu sehen, dass die ganzen nationalen Feste auch ihren Platz haben. Das heißt, die Österreicher haben heute ein riesiges Österreichfest, die Schweizer haben heute ihren Nationalfeiertag und wir aus Deutschland haben ganz viele Nationen zum Blinddate eingeladen. Also auch heute gibt es ein großes Highlight.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Papst Franziskus, Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer, und Alexander Bothe, Referent für Ministrantenpastoral / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus, Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer, und Alexander Bothe, Referent für Ministrantenpastoral / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR