Seewalds Bücher jetzt Teil der Gesammelten Schriften

"Im Gespräch mit der Zeit"

Für den Journalisten Peter Seewald wurde Joseph Ratzinger und später Papst Benedikt XVI. so etwas wie sein Lebensthema. Vier Interviewbücher hat er mit ihm gemacht und dabei selbst den Weg zurück zum Glauben gefunden.

Peter Seewald / © Katharina Ebel (KNA)
Peter Seewald / © Katharina Ebel ( KNA )

Als "Salz der Erde" Anfang der 1990er Jahre herauskam, hätte wohl kaum einer gedacht, dass hier ein Bestseller geboren wurde. Nachdem der Journalist Peter Seewald im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" ein weithin beachtetes Porträt über den damaligen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, geschrieben hatte, war ein Verlag an ihn herangetreten. Ob er nicht mit dem deutschen Kardinal ein Interviewbuch über Fragen des Glaubens machen wollte? Er wollte, doch zog sich das Projekt gute zwei Jahre hin, so dass schon kaum einer mehr daran glaubte. Doch es kam bekanntlich anders.

Fragen über Glaube, Kirche und das Leben

Dieser Tage hat das Buch die "obersten Weihen" erhalten. Es ist Teil von Band 13 der im Verlag Herder erscheinenden "Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften". Unter dem Titel "Im Gespräch mit der Zeit" vereint dieser drei Interviewbücher, die Seewald mit Ratzinger und dem späteren Papst zu drängenden Fragen der Menschen über den Glauben, die Kirche und das Leben aus dem Glauben führte. Nach "Salz der Erde" erschienen noch die Titel "Gott und die Welt" und "Licht der Welt". Das Buch "Letzte Gespräche" von 2016 mit dem bereits emeritierten Kirchenoberhaupt soll in einem anderen Band der Gesammelten Schriften integriert werden.

Der "Weisheitslehrer"

Bei der Präsentation im Regensburger Institut Papst Benedikt XVI. betonte Seewald, dass es für die Interviews kein Schaden gewesen sei, dass sich zwei Altbayern gegenübergesessen hätten. Ratzinger ist bekanntlich in Marktl am Inn geboren, Seewald wuchs in Passau auf. So habe manche Dialog-Passage "rückübersetzt" werden müssen vom Bayrischen ins Hochdeutsche. Auch dies zeige, dass dieser große Theologe eben ein Mann ohne jede Eitelkeit sei: "Was er sagt, hat Herz und Verstand."

Er selbst, bekannte der Journalist, sei eigentlich "kein großer Interviewer". Sein einziges großes Interview vor den Büchern mit Ratzinger habe er mit einer Hamburger Jugendgang geführt. Für die Gespräche mit dem Kirchenmann habe er sich dann intensiv vorbereitet, im festen Willen, diesem auch zuzuhören. Dabei stellte sich bei Seewald so manches Aha-Erlebnis ein: "Er hat eine sehr noble Art, einem etwas zu lehren." Benedikt XVI. sei ein "Weisheitslehrer". Dieser wiederum gab einmal zurück, dass ihn die Fragen seines Gegenübers einfach "herausgelockt" hätten.

"Verkannteste Persönlichkeit unserer Zeit"

Die Interviewbücher zeichnen sich durch eine allgemeinverständliche Sprache aus. Anders verhält es sich mit rein theologiewissenschaftlichen Büchern von Ratzinger. "Da steige ich aus", gab Seewald freimütig zu. Ansonsten aber wird der Autor nicht müde, den emeritierten Papst und sein Lebenswerk zu verteidigen. Dieser sei die "verkannteste Persönlichkeit unserer Zeit": ein Mensch, der auf Gott höre, und der übrigens in der Zusammenarbeit mit Seewald nie Bedingungen gestellt habe.

Auch eine kirchengeschichtliche Einordnung des Theologen wagt Seewald: "Er hat das Konzil gewonnen. Er hat das Nachkonzil verloren." Mehr dazu wird vielleicht in der lang erwarteten Biografie über Benedikt XVI. stehen, die der Autor nun für das Frühjahr 2019 angekündigt hat. Darin will er auch mit der in seinen Augen "Geschichtsfälschung" aufräumen, dass Ratzinger die Universität Tübingen 1969 wegen der Studentenunruhen in Richtung des ruhigeren Regensburg verlassen habe.

Benedikt XVI. über die Zeit in Regensburg

Ratzinger selbst schildert in seinen Erinnerungen, wie damals die "marxistische Revolution" in der ganzen Universität zündete und sie in ihren Grundfesten erschütterte. Statt eines Abwehrbollwerks seien die Theologischen Fakultäten zum ideologischen Zentrum geworden. Er habe nie Schwierigkeiten mit den Studenten gehabt, versichert der damalige Professor. Den Ruf nach Regensburg habe er angenommen, weil er seine Theologie "in einem weniger aufregenden Kontext weiterentwickeln" und sich "nicht in ein ständiges Kontra hineindrängen lassen" wollte.


Quelle:
KNA