Onlineportal dementiert "Finanzskandal" bei Papst-Chor

Doch keine Misstöne?

Nach Informationen des vatikanischen Internetportals "Vatican Insider" gibt es keinen "Finanzskandal" um den Päpstlichen Chor der Sixtinischen Kapelle. Dies hatte zuvor eine Zeitung unter Berufung auf exklusive "vatikanische Quellen" geschrieben.

Päpstlicher Chor der Sixtinischen Kapelle / © Natalia Gileva (KNA)
Päpstlicher Chor der Sixtinischen Kapelle / © Natalia Gileva ( KNA )

Vom Bericht des "Fatto Quotidiano" stimme lediglich, dass es Ermittlungen des Vatikan gegen den Verwaltungsleiter des Chores, Michelangelo Nardella, gebe und dass er suspendiert worden sei, so "Vatican Insider".

Richtigstellung verlangt

Nardellas Anwältin Laura Sgro bestritt am Mittwoch sämtliche Vorwürfe im "Fatto Quotidiano" und verlangte von dem Blatt eine Richtigstellung. Das vatikanische Presseamt äußerte sich auf Anfrage der KNA bisher nicht zu dem Thema.

Laut "Vatican Insider" hat Nardella zwar einen Fehler begangen, "der jedoch absolut nichts mit Auftragsvergaben, Verwaltung von Geldquellen, Buchhaltung" zu tun habe, heißt es in dem Artikel des Vatikanjournalisten Andrea Tornielli, der in Vatikankreisen als gut informiert gilt.

Der "Fatto Quotidiano" hatte zuvor behauptet, gegen Nardella liefen interne Ermittlungen im Zusammenhang mit der Organisation der Tourneen des Papstchors. Es gebe Belege für "Misswirtschaft" und "bedeutende Fehlbeträge" bei dem wohl ältesten Chor der Welt.

Außerdem sollten bei der Buchhaltung Unterschriften des Vatikanischen Staatssekretariats gefälscht worden sein. Nardella sei befragt worden, habe sich aber inzwischen mit seiner Familie in die USA abgesetzt. Das stimme nicht, so Nardellas Anwältin. Ihr Mandant befinde sich derzeit in Italien; Geschäftsführung und Verwaltung des Chores seien "in perfekter Ordnung".

Keine Ermittlungen

Laut Tornielli hingegen handelt es sich nicht um strafrechtliche oder zivilrechtliche Ermittlungen, sondern um ein Verwaltungsverfahren.

Die Suspendierung Nardellas betrage 15 Tage. Der Verwaltungsleiter des Chores habe in einem Schreiben an eine Fachtagung eine alte, jedoch authentische Papstbotschaft mit Unterschrift verwendet, die zu einem ähnlichen Anlass verfasst worden war, ohne zuvor die Autorisierung des vatikanischen Staatssekretariats eingeholt zu haben.

Studienreise nach Boston

Zudem habe sich der Verwaltungsleiter des Chores keinesfalls aufgrund "eines Fehlbetrags" beim Papst-Chor "in die USA abgesetzt". Der erwähnte USA-Aufenthalt sei eine "bereits seit Monaten geplante Studienreise nach Boston", schreibt "Vatican Insider".

Die Streichung einer vom 1. bis 26. Juli geplanten USA-Tournee, die laut "Fatto Quotidiano" im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Nardella stehe, geht nach Aussage von dessen Anwältin auf amerikanische Organisatoren und Sponsoren zurück. Diese hätten die Tournee abgesagt.

Die Sänger des Vatikanchors sind etwa bei Papstmessen und Konzerten innerhalb und außerhalb des Vatikan zu hören. Im Vatikan sang die Formation der "Cappella Sistina" etwa 2013 gemeinsam mit dem Leipziger Thomanerchor.


Quelle:
KNA