Neue Schweizergardisten im Vatikan vereidigt

Kein "Praxistest" für die Frömmigkeit

Im Vatikan sind am Sonntag 32 neue Schweizergardisten feierlich vereidigt worden. Die Zukunft der päpstlichen Schutztruppe ist jedoch ungewiss - das Gardekommando rechnet mit Rekrutierungsengpässen.

Schweizergarde am Petersdom / © Paul Haring (KNA)
Schweizergarde am Petersdom / © Paul Haring ( KNA )

An der Zeremonie im Innenhof des Apostolischen Palastes nahm auch der Schweizer Nationalratspräsident Dominique de Buman mit einer hochrangigen Delegation aus der Eidgenossenschaft teil.

Die seit 1506 bestehende päpstliche Schutztruppe hat derzeit eine Sollstärke von 110 Mann. Vor dem Hintergrund gestiegener Anforderungen soll sie auf 135 Mann ausgebaut werden. Zugleich steht sie vor schwierigen Zeiten bei der Rekrutierung neuer Gardisten.

Vorher auf die Rekrutenschule

Der Basler Bischof Felix Gmür hat allerdings keine Angst um die Zukunft der Schweizergarde. "Vielleicht wird die Rekrutierung schwieriger, aber da muss man eben intensiver suchen", sagte er am Rande der Vereidigungsfeier.

Allerdings rechnet das Gardekommando für die Zukunft mit Rekrutierungsengpässen. Gründe sind geburtenschwache Jahrgänge, aber auch die Reduzierung der Mannschaftsstärke der Schweizer Armee; Bewerbungsvoraussetzung für die Papt-Truppe ist der Abschluss einer Rekrutenschule in der Schweiz.

Religiöse Praxis unterschiedlich stark ausgeprägt

Hinzu kommt, dass sich immer weniger junge Schweizer mit der katholischen Kirche identifizieren. Gardekommandant Christoph Graf nannte es bei einer Pressekonferenz vor der Vereidigungsfeier "eine Realität", dass vielen Kandidaten eine religiöse Prägung fehle. "Wenn wir nur Gardisten wollten, die jeden Sonntag zur Messe gehen, könnte die Garde nicht existieren", so Graf.

Ähnlich sagte Bischof Gmür, schon jetzt sei es so, dass manche Gardisten erst im Vatikan den katholischen Glauben näher kennenlernten. Bei Interessenten für den Gardedienst sei die religiöse Praxis "wie bei anderen Jugendlichen auch - manchmal groß, manchmal weniger groß".

"Am besten Mundpropganda"

Es gebe keinen "Praxistext" für die Frömmigkeit der Bewerber, sagte Gmür: "Man muss ja nicht das Vaterunser aufsagen oder das Glaubensbekenntnis können - das Interesse ist wichtig." Die Gardisten suchten einen "Weg für ihr Leben und suchen auch Gott", so der Bischof.

Zur Frage, ob eine stärkere institutionelle Unterstützung durch Bundesrat oder Schweizer Armee der päpstlichen Garde bei ihrem Rekrutierungsproblem helfe, äußerte sich Gmür zurückhaltend. Es sei die Frage, ob dies Nutzen bringe. "Das Beste ist die Werbung von ehemaligen Gardisten und in den Pfarreien, die Mundpropaganda", sagte der Bischof.


Quelle:
KNA