Papstklinik drängt auf Verlegung von Alfie Evans

"Jede Stunde zählt"

Kommt das britische Kleinkind Alfie Evans bald nach Rom? Die vatikanische Kinderklinik Bambino Gesu drängt auf eine Verlegung. Ein Team stehe bereit, um den Jungen, der an einem Abbau des Nervensystems leidet, aus Liverpool nach Italien zu bringen.

Kinderkrankenhaus "Bambino Gesu"  / © Robert Duncan (KNA)
Kinderkrankenhaus "Bambino Gesu" / © Robert Duncan ( KNA )

Das teilte das Krankenhaus am Dienstag mit. Das Problem seien diplomatische Hürden, sagte die Leiterin des Bambino Gesu, Mariella Enoc, dem vatikanischen Informationsdienst Vatican News telefonisch aus Liverpool. Im Laufe des Tages erwarte sie eine Intervention des italienischen Botschafters in Großbritannien. Italien hatte dem Jungen am Montag die Staatsbürgerschaft gewährt.

Enoc sagte, Alfie Evans atme derzeit selbstständig mit Unterstützung durch eine Sauerstoffmaske. Jetzt zähle jede Stunde. "Ich weiß nicht, wie lange ein Kind durchhalten kann, nachdem es über Monate künstlich beatmet wurde", so die Medizinerin. Das medizinische Begleitteam könne mit dem Jungen nur dann starten, wenn es "ein diplomatisches Okay" gebe.

"Nicht heilbar"

Italiens Verteidigungsministerium will den Angaben zufolge ein Flugzeug bereitstellen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Rom betonte am Montag, die italienische Initiative im Fall Alfie Evans sei nicht mit dem Vatikan abgestimmt; es gebe aber eine "Sensibilität" für die katholische Sicht.

Papst Franziskus appellierte am Montagabend in einem Tweet, "dass auf das Leiden seiner Eltern gehört wird und ihre Bitte, neue Möglichkeiten der Behandlung zu versuchen, erfüllt wird".

Franziskus hatte vergangene Woche den Vater des Kindes, Thomas Evans, im Vatikan empfangen. Nach dem Treffen ließ er der Klinikleiterin Enoc nach deren Worten auftragen, "das Mögliche und das Unmögliche" zu tun, um Alfie Evans in die Klinik Bambino Gesu zu bringen. Zugleich betonte Enoc am Wochenende, der Junge sei "nicht heilbar".

Straßenblockaden und Rangeleien

Da Ärzte weder eine genaue Diagnose noch eine Therapiemöglichkeit für die Erkrankung von Alfie Evans fanden, hatte das Oberste Gericht des Vereinigten Königreichs am Freitag verfügt, dass auch gegen den Willen der Eltern die intensivmedizinische Behandlung abgebrochen werden soll. Lebensschützer versuchten am Montag diesen Schritt mit Protesten vor der Alder-Hey-Klinik in Liverpool zu verhindern. Dabei kam es laut lokalen Medien auch zu Straßenblockaden und Rangeleien mit der Polizei.

Die britische Klinik teilte am Morgen per Twitter mit, ungeachtet der Polizeipräsenz laufe der Krankenhausbetrieb normal. Zum Schutz der Privatsphäre von Alfie Evans und seiner Familie wolle man keine Informationen über den aktuellen Zustand des Jungen herausgeben.


Quelle:
KNA