Papst greift in Machtkampf bei Maltesern ein

Keine Ruhe im Orden

Papst Franziskus hat laut Medienberichten in einen Machtkampf im Malteserorden eingegriffen und einen vorläufigen Aufnahmestopp bei den Professrittern des Malteserordens verfügt.

Papst Franziskus empfängt Vertreter des Malteserordens / © Riccardo Musacchio (KNA)
Papst Franziskus empfängt Vertreter des Malteserordens / © Riccardo Musacchio ( KNA )

Den Angaben zufolge handelt es sich um eine "vorläufige Maßnahme" mit dem Ziel, Berufungen zu fördern, die "im Einklang mit der Identität von geweihten Personen, wie sie von der Kirche gewünscht wird", stehen, meldete die Schweizer katholische Presseagentur cath.ch und die britische Wochenzeitung "The Tablet" am Samstag.

Der in der humanitären Hilfe weltweit tätige Orden, der einen eigenen völkerrechtlichen Status besitzt, war unter dem früheren Großmeister Fra Matthew Festing 2016 in eine Krise geraten. Nach einem Streit um die Amtsenthebung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Großkanzler trat Festing Anfang 2017 auf Aufforderung des Papstes zurück. Als Übergangsleiter fungiert seither Fra Giacomo Dalla Torre. Ordensritter aus aller Welt wollen in der kommenden Woche in Rom bei einem Spitzentreffen über Reformen beraten.

Diskussion um Rolle der Professritter

Wie "The Tablet" berichtet, findet sich der vorläufige Aufnahmestopp für Professritter in einem Schreiben von Kurienerzbischof Angelo Becciu mit Datum vom 12. Januar. Der vom Papst eingesetzte Sonderbeauftragte für den Orden antworte damit auf eine Anfrage des Großkomturs Fra Ludwig Hoffmann-Rumerstein. Der Papst, so heißt es, wolle einstweilen nicht erneut in die Belange des Ordens eingreifen, behalte sich dieses Recht aber vor, sollten die Reformvorschläge nicht mit dem Geist des Ordens übereinstimmen.

Der österreichische Adelige Hoffmann-Rumerstein spricht sich laut Bericht für eine stärkere Rolle der Professritter aus. Franziskus solle "durch seine höchste Autorität" eine Änderung in der Verfassung des Ordens durchsetzen, damit Professritter künftig die Mehrheit in allen Leitungsgremien stellen. Auch der nächste Großmeister solle wieder aus dem Kreis der Professritter stammen - allerdings ohne umfangreiche Adelsnachweise erbringen zu müssen.

Das würde den Kreis der Kandidaten für das Amt erhöhen. Beobachter werten diesen Vorstoß des 81-jährigen Großkomturs, der "The Tablet" zufolge nicht mit der übrigen Ordensregierung abgestimmt war, allerdings als Spitze gegen den aus einer alten römischen Adelsfamilie stammenden Übergangsleiter Dalla Torre. Dieser erklärte laut Bericht in einer eigenen Einlassung an die Ordensritter, Kurienerzbischof Becciu habe ihm gegenüber betont, dass unter anderem das Armutsgelübde unter den Professrittern "substanzieller Änderungen" bedürfe, um den Anforderungen der Kirche an das Ordensleben wieder zu entsprechen.

Ein Orden mit mehr als 13.000 Mitgliedern

Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten ersten christlichen Krankenpflegeordens. Heute gehören ihm rund 13.500 männliche und weibliche Mitglieder sowie über 80.000 ständige Freiwillige und 25.000 Angestellte an. Die rund 60 Professrittter bilden den sogenannten Ersten Stand des Malteserordens und üben schon jetzt viele Leitungsfunktionen aus. Sie haben die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams abgelegt, ohne jedoch zu einem Leben in klösterlicher Gemeinschaft verpflichtet zu sein.

 

Quelle:
KNA , rv