Papstbotschafter in Syrien sieht Religionen in der Pflicht

Architekten einer "Sanierung" des Landes

Aus Sicht des Papstbotschafters in Syrien, Kardinal Mario Zenari, können örtliche Religionsführer zur Lösung des dortigen Konflikts beitragen. Sie müssten Architekten einer "Sanierung" des Landes "gegen Hass und den Durst nach Rache" sein.

Zerstörte Stadt Al Zabadani in Syrien / © Hassan Ammar (dpa)
Zerstörte Stadt Al Zabadani in Syrien / © Hassan Ammar ( dpa )

Dazu ermunterte sie der italienische Kardinal im Gespräch mit dem Portal Vatican News (Dienstag). Zenari würdigte den Aufruf des Papstes zu Frieden in Syrien beim Neujahrsempfang des Diplomatischen Corps am Vortag und bekräftigte die Papstworte nochmal. Der Papst habe genau das Problem angesprochen, das das heutige Syrien am stärksten betreffe, so Zenari. „Man kann sich leicht vom Anblick der Ruinen in Aleppo, Homs, Raqqa oder Deir Ezzor zur Hoffnungslosigkeit verführen lassen. Sie sind das Resultat von sieben Jahren Krieg. Aber was die eigentliche Zerstörung betrifft, das ist etwas anderes“, so der italienische Kardinal. Diese Zerstörung betreffe die Herzen der Menschen und hier gehe es darum, „diese Wunden zu überwinden“, einen Wiederaufbau Syriens zu ermöglichen. 

Kinder sind die traurigsten Zeugen der Gewalt in Syrien

Das Land sei tief gespalten. "Jenes multiethnische und multireligiöse Mosaik, das einmal Sinnbild für Syrien war, gibt es nicht mehr", so der Vatikandiplomat. Außerdem fielen weiterhin Bomben, Damaskus sei ständig unter israelischem Angriff. Auch in der nördlichen Provinz von Idlib seien Explosionen zu verzeichnen – bei dem jüngsten Angriff am Montag starben über 20 Zivilisten. Vor allem die Kinder seien Opfer dieser Bomben, so Zenari bei Vatican News weiter: „Sie waren von Anfang an die traurigsten Zeugen der Gewalt. Viele sind Waisenkinder geworden, einige haben mit ihren eigenen Augen gesehen, wie ihre Eltern getötet wurden. Es gibt etliche, die sexuell missbraucht wurden oder als Kindersoldaten kämpften. Wir sollten uns an die Worte des Papstes an Weihnachten erinnern, als er sagte, dass es die Zeit gekommen sei, die tiefen Wunden in ihren Seelen heilen zu lassen.“

Christen als Brückenbauer zwischen den Volksgruppen

Zenari rief zur Unterstützung der aus Syrien vertriebenen Christen auf: "Sie spielen eine grundlegende Rolle beim Wiederaufbau des Landes. Wären sie wieder hier, könnten sie das tun, was sie schon immer in Syrien taten: Brückenbauer zwischen den verschiedenen Volksgruppen sein", so der Nuntius. Für den Vatikanvertreter in dem Land gehe das nur, "wenn sich die Vertreter aller Religionen gemeinschaftlich dafür einsetzen", das sagte er gegenüber Vatican News. "Der Dialog und vor allem das gegenseitige Vertrauen die zwei Schüsselelemente seien, die vor allem die Religionsgemeinschaften einbringen könnten".


Mario Zenari, Vatikan-Botschafter in Syrien / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Mario Zenari, Vatikan-Botschafter in Syrien / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )
Quelle:
RV , KNA