Papst betet für Sinai-Opfer und die Ukraine

"Gott befreie uns von diesen Tragödien"

Papst Franziskus hat mit Tausenden Katholiken auf dem Petersplatz für die Opfer des Terroranschlags auf eine Moschee im Nordsinai gebetet. Auch den Hungertoten in der Ukraine gedachte der Heilige Vater.

Der Papst beim Angelusgebet / © Gregorio Borgia (dpa)
Der Papst beim Angelusgebet / © Gregorio Borgia ( dpa )

Die Nachricht von dem Blutbad in Ägypten habe ihn mit "großem Schmerz" erfüllt. Er denke weiterhin an die Toten, Verletzten und „die ganze so hart getroffene Gemeinschaft", sagte der Papst beim Mittagsgebet am Sonntag. "Gott befreie uns von diesen Tragödien und stärke die Bemühungen aller, die für Frieden, Eintracht und Zusammenleben wirken", sagte er. 

Die Menschen hätten im Moment des Attentats gebetet, fuhr Franziskus fort. "Auch wir wollen in Stille für sie beten." Anschließend hielt er eine Schweigeminute.

Bereits kurz nach dem Anschlag hatte der Papst die Tat als "Akt der Brutalität" verurteilt. In einem Beileidstelegramm am Freitagabend bekundete er dem ägyptischen Volk seine Solidarität "in dieser Stunde der nationalen Trauer". 

Bei dem Angriff auf eine Moschee im Norden der Sinai-Halbinsel in Bir al-Abed westlich der Stadt el-Arisch während des Freitagsgebets starben nach offiziellen Angaben 305 Menschen, mehr als 100 weitere wurden verletzt. Es handelt sich um den schwersten Anschlag in der Geschichte Ägyptens.

Bitte um Frieden in der Ukraine

Papst Franziskus erinnerte auch an die Millionen Hungertoten des stalinistischen Regimes in der Ukraine erinnert. Er bete, dass das Land mit der Hilfe des Glaubens die Wunden der Vergangenheit heilen könne, sagte der Papst beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Er sprach von einer "Tragödie". Zugleich äußerte er die Bitte um Frieden für die Ukraine.

Die Ukraine erinnerte am Samstag an den sogenannten "Holodomor", eine Hungersnot in den Jahren 1932 und 1933 im Zuge der von Diktator Josef Stalin befohlenen Kollektivierung und Getreideabgaben. Aus Sicht der Ukraine wurde die Katastrophe, der mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen, von der damaligen Sowjetregierung bewusst herbeigeführt. Das ukrainische Parlament bewertete den Holodomor als Völkermord. Der Vatikan schloss sich mit anderen Staaten dieser Deutung an. 

Zeit reif für ein Gesetz

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko appellierte beim zentralen Gedenken am Samstag in Kiew an Russland, die Hungersnot als Genozid einzustufen oder "wenigstens Reue zu zeigen". Den Holodomor nicht anzuerkennen sei so unmoralisch wie die Leugnung des Holocaust, sagte Poroschenko laut Medienberichten.

Die Zeit sei reif für ein Gesetz, das die Leugnung einer gezielten Vernichtung durch Hunger während des Stalinismus unter Strafe stellt.

Sind nach Liebe gerichtet

Christen werden nach den Worten von Papst Franziskus einmal nach "der konkreten Liebe für den Nächsten in Schwierigkeiten" gerichtet. Gottes Liebe gehe so weit, dass er sich mit den Bedürftigen gleichsetze. Er bezog sich dabei auf das Wort Jesu über den künftigen Weltenrichter: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."

Die Königswürde Gottes offenbare sich in der Solidarität mit den Leidenden, so der Papst. "In dieser verborgenen Weise lässt er sich begegnen, er streckt uns als Bettler die Hand entgegen", sagte Franziskus. "Am Ende unseres Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet werden, nach unserem konkreten Einsatz, wie wir Jesus in unseren kleinsten und bedürftigsten Brüdern geliebt und ihm gedient haben."


Quelle:
KNA