Papst Franziskus beim Angelus: Sind wir bereit für das Kommen des Herrn?

Leuchtende Lampe

Ein päpstlicher Ratschlag: Man soll nicht auf den letzten Moment warten, um mit der Gnade Gottes zusammenzuarbeiten. Diesen Tipp gab Franziskus am Sonntag den Gläubigen und Pilgern auf dem Petersplatz beim Mittagsgebet.

Papst Franziskus beim Angelusgebet / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus beim Angelusgebet / © Gregorio Borgia ( dpa )

Wie es im Sonntagsevangelium (Mt 25,1-13) heißt, solle man immer „wachsam sein“, denn niemand wüsste „weder den Tag noch die Stunde“ seines Todes, also Wiedertreffen mit dem Herrn. In der biblischen Erzählung aus dem Matthäus-Evangelium geht es um das Gleichnis Jesu der zehn Jungfrauen, anhand derer der Herr die Bedingungen zum Eintritt ins Himmelreich aufzeige.

Gott begegnen wollen

Wichtigste Voraussetzung: Man müsse bereit sein, ihm begegnen zu wollen. Das werde mehrmals im Evangelium genannt, erläuterte der Papst. Doch im Tagesevangelium wird dies noch genauer erklärt. Da geht es um das Wachen, das nicht einfach "schlaflos aufbleiben" bedeute, sondern eine "totale Bereitschaft" besage.

Wie es im Gleichnis heißt, haben alle Jungfrauen geschlafen, es gab jedoch welche, die bereit gewesen seien, auf ihren Bräutigam zu warten. Sie hätten erkannt, dass man "klug und vorsichtig" sein sollte, um diesen Moment nicht zu verpassen. Auf die heutigen Gläubigen umgemünzt, bedeutet dies: Bereits jetzt vorbereitet zu sein, auf das Treffen mit dem Herrn und so tun, als ob man den letzten Tag auf Erden erlebe.

Leuchtende Lampe als Zeichen für den Glauben

Ein wichtiges Symbol sei die leuchtende Lampe, fuhr Franziskus fort. Dies sei das Zeichen für den Glauben, weil die Lampe im Leben Licht spende, so wie der Glaube das eigene Leben beleuchte. Diese Lampe brenne dank eines Öls, das Symbol ist für die Liebe. Denn ohne Liebe könne der Glaube nicht existieren.

Somit sei nicht die Lampe - Symbol für den Glauben - an sich wertvoll, sondern was man mit ihr mache und wie man mit ihr umgehe. Die Lampe allein sei nicht die einzige Bedingung für die Bereitschaft, dem Herrn zu begegnen. Es bedarf eines christlichen Lebens, das vor allem an der Stärke der Nächstenliebe gemessen werde, die man im Leben und in den Begegnungen mit den Mitmenschen gezeigt habe.

Eigenes Ich zurückstellen

Das bedeutet, so Franziskus, dass man das eigene Ich und die Eigeninteressen zurückstellen solle. Ansonsten riskiere man, ein "unfruchtbares Leben" vorzuweisen. Es würde schlicht und einfach das Öl für die Lampe fehlen, die das Leben beleuchtet. Und sobald der Herr komme, wäre nichts mehr übrig von dem Licht des Glaubens.

Stattdessen solle man – und hier erläutert der Papst seinen Ratschlag – "wachsam sein" und  "versuchen, immer das Gute zu tun". Dies könne man durch "Gesten der Liebe" machen. Konkret ausgedrückt: Man solle mit den Mitmenschen teilen und vor allem jenen beistehen, die sich in Schwierigkeiten befänden. Wer dies tue, könne "sorglos und beruhigt" auf das Kommen des Herrn warten.

Der Tod würde dann kein "erschreckender Moment" mehr sein. Wer Gutes getan habe, habe nämlich genügend "Ölreserve" in seiner Glaubenslampe.

Seligsprechung von spanischen Märtyrern

Nach seiner Ansprache erinnerte der Papst an 60 Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs, die er am Vortag in Madrid seliggesprochen hatte. Sie seien aus "Hass gegen den Glauben" ermordet worden, sagte Franziskus beim Angelus auf dem Petersplatz. Bei den neuen Seligen handelt es sich um den Priester und Jugendseelsorger Vicente Queralt Lloret mit 20 anderen Priestern, Ordensfrauen und Laien sowie um 39 Katholiken um den Priester Jose Maria Fernandez Sanchez.

Alle 60 wurden von republikanischen Milizen erschossen. Vor und zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) hatte es erhebliche Spannungen zwischen republikanischen Kräften und der Kirche gegeben. Die Republikaner, denen Kommunisten, Sozialisten und andere antikirchliche Kräfte angehörten, suchten die nach ihrer Auffassung reaktionäre und monopolistische Vormachtstellung der Kirche im Land zu brechen.

Nach kirchlichen Schätzungen wurden im Bürgerkrieg knapp 7.000 Priester, Bischöfe und Ordensleute sowie Tausende andere Gläubige getötet. Mehr als 1.800 von ihnen wurden bereits selig- und vier auch heiliggesprochen.


Quelle:
KNA , rv