Vatikan-Konferenz fordert weltweites Atomwaffenverbot

Gewaltfreie Gesellschaft

Teilnehmer einer internationalen Vatikan-Konferenz haben eine Unterstützung des UN-Abkommens für ein weltweites Verbot von Atomwaffen gefordert. Laut Vatikan "scheint es unrealistisch, in diesen Zeiten von nuklearer Abrüstung zu sprechen".

Konferenz für nukleare Abrüstung im Vatikan / © Cristian Gennari (KNA)
Konferenz für nukleare Abrüstung im Vatikan / © Cristian Gennari ( KNA )

Das räumte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an diesem Freitag zum Beginn des zweitägigen Treffens im Vatikan ein. Gleichwohl müsse umso hartnäckiger für ein Verbot von Atomwaffen gearbeitet werden.

Parolin warb für das Abkommen, das 122 Staaten Anfang Juli in New York unterzeichneten. Zusammen mit den bestehenden Verboten zur Verbreitung von Atomwaffen (Nonproliferation) und Atomwaffentests biete es wichtige Schritte zu einer atomwaffenfreien Welt. Diese Sicht bestätigte Isumi Nakamitsu, UN-Vertreterin für Abrüstungsfragen. Das Verbot vom 7. Juli stelle Atomwaffen auf die gleiche Stufe wie biologische und chemische Waffen, so Nakamitsu. Nur müssten eben alle zustimmen.

Immense Schäden

Parolin wie auch Kardinal Peter Turkson, dessen vatikanische Entwicklungsbehörde die Konferenz organisiert, wiesen auf die immensen Schäden hin, die Nuklearwaffen schon jetzt anrichteten; sie vernichteten Ressourcen für friedliche Entwicklungen. Turkson zitierte den früheren US-Präsidenten Dwight Eisenhower (1890-1969):

"Jedes Gewehr, jedes Kriegsschiff, jede Rakete, die gebaut oder gekauft werden, sind ein Diebstahl an denen, die hungern und nichts anzuziehen haben." Parolin erinnerte an Papst Paul VI. (1963-1978), der in seinem Rundschreiben "Populorum progressio" von 1967 gefordert habe, die riesigen Summen des Wettrüstens besser zur Bekämpfung des Hungers zu verwenden.

Ein dritte, mehrfach geäußerte Warnung bezog sich auf die derzeit vorherrschende internationale Rhetorik. "Die Lage ist ernst, wenn Staatsführer über Nukleararsenale sprechen wie Kinder über ihre Spielzeugwaffen", warnte Muhammad Yunus, bengalischer Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger von 2006.

Symposium mit elf Friedensnobelpreisträgern

Francois Bugnion vom Internationalen Roten Kreuz in Genf sagte, jeder Einsatz von Kernwaffen, auch zur Selbstverteidigung, widerspreche internationalen Menschenrechten, weil sie unterschiedslos alles träfen: Zivilisten, Militärs, Gebäude und Natur. "Die Welt braucht derzeit das Versprechen dieses Abkommen mehr denn je", so Bugnion.

Die Vatikan-Konferenz "für eine atomwaffenfreie Welt und integrale Abrüstung" ist das erste internationale Treffen zu dem Thema seit der Unterzeichnung des Abkommens für ein Atomwaffenverbot, das 122 Staaten Anfang Juli in New York unterzeichneten. An dem Symposium nehmen nach Vatikanangaben elf Friedensnobelpreisträger, Spitzenvertreter der Vereinten Nationen und der Nato, Diplomaten aus Russland, USA, Südkorea und dem Iran teil.


Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha ( dpa )
Quelle:
KNA
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