Bald grünes Licht für Seligsprechung Johannes Pauls I.

Heroischer Tugendgrad zugesprochen

Der Weg zur Seligsprechung Papst Johannes Pauls I. ist offiziell frei. Papst Franziskus sprach dem "33-Tage-Papst" den heroischen Tugendgrad zu. Es fehlt aber noch – ein Wunder. Doch da ist man schon auf der Suche.

Autor/in:
Thomas Jansen
Johannes Paul I. / © N.N. (KNA)
Johannes Paul I. / © N.N. ( KNA )

Es war eine der kürzesten Amtszeiten der Papstgeschichte: Nur 33 Tage nach seiner Wahl starb Johannes Paul I. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen beschäftigt Albino Luciani auch heute noch die Gemüter. Papst Franziskus sprach dem "33-Tage-Papst" nun den "heroischen Tugendgrad" zu. Damit ist der Weg zur Seligsprechung offiziell frei.

Allerdings muss noch ein Wunder auf seine Fürsprache hin bestätigt werden. Nach Angaben des Online-Dienstes "Vatican Insider" ist ein entsprechender Prozess in Buenos Aires bereits abgeschlossen, ein anderer noch in Gang.

Erster Papst mit Doppelnamen

Johannes Paul I. war der erste Papst, der einen Doppelnamen wählte. Auch sonst brach er mit zahlreichen vatikanischen Gepflogenheiten.

Bislang sagten die Päpste, wie bei Monarchen üblich, "Wir", wenn sie von sich sprachen. Johannes Paul I. hingegen sagte "Ich". Der tragbare Papstthron sollte in die Abstellkammer. Die Kurie überredete ihn schließlich jedoch, die Sänfte zu benutzen. Auch für die Schweizergardisten wurde das Leben bequemer: Der bis dahin verpflichtende Kniefall in Anwesenheit des Papstes entfiel.

Luciani kam aus sehr armen Verhältnissen, wurde im Oktober 1912 im norditalienischen Forno di Canale geboren. Sein Vater verdingte sich als Saisonarbeiter in Frankreich, Deutschland oder Österreich und war kaum zu Hause. Sein Elternhaus, in dem er mit drei Geschwistern und zwei Stiefschwestern aufwuchs, erinnert an "Don Camillo und Peppone": Der Vater ist Mitglied der antiklerikalen Sozialistischen Partei, die Mutter strenggläubige Katholikin.

Am liebsten Dorfpfarrer geblieben

Trotz seiner schon seit Kindertagen angeschlagenen Gesundheit macht Luciani, der eigentlich am liebsten Dorfpfarrer geblieben wäre, in der Kirche Karriere. 1958 wurde er Bischof der Provinzstadt Vittorio Veneto, zwölf Jahre später Patriarch von Venedig. Im Juli 1978 sagte er in einer Predigt, es sei ein Fehler gewesen, dass Paul VI. ihn dazu berufen habe. Doch es ging noch weiter: Am 26. August wählten ihn die Kardinäle zu dessen Nachfolger.

Ein theologischer Sturmgeist war Johannes Paul I. nicht: Er stand fest in der Tradition seiner Vorgänger. Aber für ein fundiertes Urteil über seine Amtszeit sind 33 Tage zu wenig. Für Spekulationen eignen sie sich umso besser. Sein früher Tod ließ Mutmaßungen über die Umstände ins Kraut schießen.

Am 28. September 1978 schob Schwester Vincenza Taffarel um 4.30 Uhr wie gewöhnlich ein Kännchen Kaffee in das Arbeitszimmer des Papstes und klopfte an der Schlafzimmertür. Als sie nach einiger Zeit den Kaffee unberührt fand und abermaliges Klopfen ohne Antwort blieb, öffnete sie und fand den Papst reglos im Bett sitzend. Er hatte seine Brille auf, der Kopf hing leicht zur Seite, in seinen Händen hielt er einige Blätter. Die Leselampe brannte. Herzversagen, so die Diagnose des päpstlichen Leibarztes Renato Buzzonetti. Als Todeszeitpunkt nahm er 23.00 Uhr an.

Spekulationen um Todesursache

Bald wurden jedoch Stimmen laut, die an einer natürlichen Todesursache zweifelten. Der reformwillige Papst sei Opfer einer Kurie geworden, die um Macht und Einfluss fürchtete. Genährt wurden solche Spekulationen auch durch Fehler in der vatikanischen Informationspolitik. So verheimlichte die offizielle Verlautbarung, dass Schwester Vincenza den toten Papst fand – offenbar weil diese Vorstellung im Vatikan nicht opportun erschien. Und statt eines Manuskripts sollte der Papst zur Todesstunde angeblich das Buch "Die Nachfolge Christi" gelesen haben.

Dieser Legende setzte der britische Autor David Yallop 1984 einen Thriller entgegen: "Im Namen Gottes?" Seine These: Johannes Paul I. starb durch vergiftete Medikamente. Hinter dem Mord sollen Machenschaften der Vatikanbank, der Mafia und der geheimnisvollen Loge "P 2" gestanden haben. Das Buch erreichte eine Auflage von über sechs Millionen Exemplaren in 40 Sprachen.

Seriöse Historiker mochten Yallop allerdings nicht folgen. Vieles spricht dafür, dass Luciani von seiner Konstitution her den Herausforderungen des Amtes einfach nicht gewachsen war. Einer seiner Privatsekretäre drückte es so aus: "Er ist zusammengebrochen unter einer Bürde, die zu groß war für seine schmalen Schultern – und unter der Last seiner unermesslichen Einsamkeit."


Quelle:
KNA