Vatikan klagt Ex-Chef seiner Kinderklinik an

Vorwurf der Zweckentfremdung

Weil er einem Kardinal die aufwendige Renovierung von dessen Wohnung mit Krankenhausgeldern bezuschusste, muss sich der frühere Verwaltungschef der päpstlichen Kinderklinik "Bambino Gesu" nun im Vatikan vor Gericht verantworten.

Ex-Chef der vatikanischen Kinderklinik unter Druck / © Werner Krüper (epd)
Ex-Chef der vatikanischen Kinderklinik unter Druck / © Werner Krüper ( epd )

Die Staatsanwaltschaft des Kleinstaats wirft dem Italiener Giuseppe Profiti die Zweckentfremdung von rund 420.000 Euro vor, wie das vatikanische Presseamt am Donnerstag mitteilte. Der Prozess soll am kommenden Dienstag beginnen.

Die Summe soll für den Umbau des Appartements von Kardinal Tarcisio Bertone, unter Benedikt XVI. Kardinalstaatssekretär und damit Nummer zwei des Vatikan, verwendet worden sein. Den Auftrag dazu soll der frühere Präsident der Stiftung "Bambino Gesu" zudem der Firma eines befreundeten Unternehmers zugeschanzt haben.

Bertone unwissend

Ebenfalls angeklagt ist der frühere Schatzmeister der Stiftung "Bambino Geus" Massimo Spina. Bertone hat nach eigenen Angaben nichts von dem Beitrag der Stiftung gewusst. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe tauschte der Vatikan im November 2015 den kompletten Vorstand der Klinik aus.

Der italienische Kardinal war wegen der Renovierung eines 300-Quadratmeter-Appartments neben dem Petersdom wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Italienische Medien sprachen von einer Luxus-Immobilie und enthüllten die Teilfinanzierung durch die vatikanische Kinderklinik. Laut den Berichten sollte Bertone seine Räume im Gegenzug für Veranstaltungen zur Einwerbung von Spendengeldern für das Krankenhaus zur Verfügung stellen.

"Moralischer Schaden"

Bislang habe es jedoch keinen derartigen Termin gegeben. 300.000 Euro hat der frühere Kardinalstaatssekretär nach eigener Aussage selbst beigesteuert. Bertone selbst hatte die Medienberichte über ein angebliches Luxus-Appartment stets vehement bestritten. Außerdem verwies er darauf, dass er mit drei Ordensfrauen in der Wohnung lebe, die ihm den Haushalt führen.

Im März 2016 überwies Bertone 150.000 Euro an die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik, um den "moralischen Schaden" wiedergutzumachen. Dies sei jedoch kein Schuldeingeständnis, sondern ein "Geschenk".


Tarcisio Bertone (dpa)
Tarcisio Bertone / ( dpa )
Quelle:
KNA