Papst Franziskus trennt sich von Kardinal Müller

Keine Verlängerung

Papst Franziskus hat sich überraschend von einem seiner ranghöchsten Mitarbeiter getrennt. Wie die Katholische Nachrichtenagentur am Freitagabend im Vatikan erfuhr, wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht verlängert. 

Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Cristian Gennari (epd)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Cristian Gennari ( epd )

Müllers Amtszeit endet demnach nach fünf Jahren fristgerecht am 2. Juli. Über die Gründe für die Entscheidung von Papst Franziskus wurde zunächst nichts bekannt.

Müller verdankte seine Ernennung im Jahr 2012 dem damaligen Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2014 erhob Franziskus ihn zum Kardinal. Zwischen Müller und Papst Franziskus hatte es in den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten in moraltheologischen Fragen gegeben. Zuletzt hatte Müller am 25. Mai in einem Fernseh-Interview die Tatsache kritisiert, dass Franziskus drei Mitarbeiter des Kardinals gegen dessen Willen entlassen hatte.

Schüler von Kardinal Lehmann

Müller, ein akademischer Schüler von Kardinal Karl Lehmann, war vor seinem Wechsel nach Rom seit 2002 Bischof von Regensburg. Davor lehrte er als Professor für Dogmatik an der Universität München.

Medien spekulierten bereits seit einiger Zeit über eine Ablösung Müllers. Der deutsche Kardinal spielte im Gegensatz zu seinen Vorgängern im Amt, vor allem dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger, unter Franziskus keine zentrale Rolle.

Streit um Amoris Laetitia

Offensichtlich wurden gegensätzliche Auffassungen zwischen dem Müller und dem Papst bei der Interpretation des päpstlichen Schreiben "Amoris laeitita" vom April 2015. Mülller vertrat öffentlich die Auffassung, dass auch nach diesem Dokument der Kommunionempfang für geschiedene Katholiken, die zum zweiten Mal geheiratet haben, nur dann möglich sei, wenn sie in dieser Verbindung sexuell enthaltsam lebten. Der Papst hieß hingegen Interpretionen gut, die einen Kommunionempfang auch ohne eine solche Lebensweise in Einzelfällen gestatteten.

Der am 31. Dezember 1947 im heutigen Mainz-Finthen geborene Müller ist ein Theologe von internationalem Ruf. Bereits 1997 berief Papst Johannes Paul II. den Münchener Dogmatik-Professor in die Internationale Theologenkommission, einen theologischen Thinktank für Papst und Kurie. Nach seiner Bischofsernennung 2002 wurde er Mitglied der Glaubenskongregation - als einer von nur vier Nicht-Kardinälen. Müller ist zudem Herausgaber der gesammelten Ratzinger-Werke.

Mit Müllers Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation setzte sich Benedikt XVI. damals über Bedenken mancher kirchlichen Würdenträger hinweg, denen Müllers persönliche Freundschaft mit Gustavo Gutierrez (84), dem Vater der Befreiungstheologie, suspekt war. 


Quelle:
KNA