Vor 20 Jahren nahm der Internet-Dienst im Vatikan die Arbeit auf

Drei Engel fürs Internet

Mit drei Computern hat sie begonnen vor 20 Jahren - die Internet-Ära des Vatikan. Technisch ist der Auftritt heute auf dem neuesten Stand, aus manchen Diensten hat er sich freilich ausgeklinkt.

Der Vatikan präsent im Internet / © Harald Oppitz (KNA)
Der Vatikan präsent im Internet / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Anfänge des Vatikan im Internet waren fließend. Bereits seit Weihnachten 1995 stand unter der Adresse http://www.vatican.va ein begrenztes Angebot von Informationen im Netz. Offizieller Start war jedoch erst am 30. März 1997: Mit der Osterbotschaft des Papstes begann die Präsenz des Vatikan in der virtuellen Welt.

Ab jenem Tag wurden in sechs Sprachen alle Ansprachen des Kirchenoberhaupts, seine Verfügungen und Ernennungen online gestellt. Hinzu kamen aktuelle Mitteilungen des Presseamtes sowie Material zur römischen Kurie und zu den Museen. Es war der Geburtstag des "Servizio Internet Vaticano", des Vatikanischen Internet-Dienstes.

Raphael, Michael und Gabriel

Pionier des vatikanischen Internet-Zeitalters und erster Webmaster war eine Frau: die US-Ordensschwester und Computer-Spezialistin Judith Zoebelein - mit drei himmlischen Helfern, die den Namen von Erzengeln trugen. Mit dem PC "Raphael" stellte sie die Nachrichten ins Netz. Ihm zur Seite stand der Rechner "Michael", der als Firewall die Webseite des Papstes gegen Hacker und andere Eindringlinge verteidigte - so wie dieser Engel die Mächte des Bösen besiegte. Und als dritter war der Boten-Engel "Gabriel" für die Übermittlung von elektronischen Botschaften, vor allem von E-Mails, zuständig.

Seit jenen Gründertagen hat sich im virtuellen Raum der Kirchenspitze manches verändert, aber nicht alles. Der Vatikan hat sein Internet-Engagement der rasant fortschreitenden Entwicklung angepasst und hält seine Ausstattung mit Servern, technischem Support und dessen Schutz auf neuestem Stand.

Top-Level-Domain aber wenig benutzerfreundlich

Die "drei Engel" sind geblieben, ebenso das grafische Erscheinungsbild. Damals entschied man sich für einen pergamentbeigen Untergrund mit brauner Schrift. Mit ihm begrüßt der Vatikan bis heute seine Besucher. Natürlich wurden Aufbau und Layout ständig erweitert und modernisiert, ohne damit immer benutzerfreundlicher zu werden. Die eingebaute Suchmaschine verlangt selbst vom kundigen User Beharrungsvermögen. Und bis heute ist kein interaktiver Chat vorgesehen. Das würde den Vatikan personell überfordern, lautet die Erklärung.

Wer genau die Idee zum Internet-Einstieg hatte, ist bis heute strittig. Für die Verwendung der eigenen Top-Level-Domain ".va" hat sich der damalige Kommunikations-Minister, US-Erzbischof John Foley (1935-2011), stark gemacht. Aber auch der mächtige und technikaffine venezolanische Kardinal Rosalio Rose Castillo Lara (1922-2007) von der päpstlichen Güterverwaltung forcierte die Technologie. Letzterer setzte sich durch: Der Internet-Dienst kam in seine Zuständigkeit und nicht zum Mediensektor. Formal zugeordnet wurde er der vatikanischen Telefon-Abteilung.

Bis zu eine Million Klicks

Zuletzt arbeiteten beim Internet-Dienst rund 30 Mitarbeiter. Sie sorgen dafür, dass die Botschaft des Papstes ordnungsgemäß und sicher ins Netz gestellt wird. Sie betreuen die inzwischen 30 Domains mit der Endung ".va". Am meisten wird vatican.va mit seinen inzwischen mehr als einer halben Million Seiten an Papst-Texten und Vatikan-Dokumenten aufgerufen.

Es folgt news.vatican.va, wo das Nachrichten-Material von Presseamt, Zeitung, Radio und Foto-Service gebündelt wurde. Die Zahl der Klicks kann bei besonderen Ereignissen auf bis zu eine Million ansteigen. Bei der Seligsprechung von Johannes Paul II. 2011 waren es an zwei Tagen sogar 12 Millionen.

Sicherheit ist ein Problem

Nichts zu tun haben die Webmaster freilich mit Inhalten. Die werden von anderen Stellen produziert und dem Internet-Dienst zur Digitalisierung zugeleitet. Und genau dieser Produktionsprozess wird derzeit strukturell umgebaut. Im Rahmen der Kurienreform ist das Internet-Büro ganz in das neue Kommunikationssekretariat aufgegangen. Die Zulieferung der Inhalte soll künftig über einen zentralen Dienst erfolgen.

Ein besonderes Problem des Internet-Dienstes ist unterdessen die Sicherheit. Mehrfach versuchten Hacker, die Server durch massive Aufrufe in die Knie zwingen. Gestiegen sei aber auch die Cyber-Kriminalität zum Zweck von Spionage, Kontrolle oder Datenklau, bestätigt der Vatikan. Bislang hat "Michael" jedoch schwerere Attacken verhindert.

Von Johannes Schidelko


Quelle:
KNA