Vatikan kritisiert Schweizer Suizidbeihilfe für italienischen DJ

"Niemand ist ein Abfallprodukt"

Für den Vatikan ist Beihilfe zur Selbsttötung nach wie vor ein rotes Tuch. Der Kurienerzbischof Vincenzo Paglia kritisierte zuletzt den begleiteten Suizid eines schwerkranken italienischen DJs. 

Hospiz statt Suizidbeihilfe (dpa)
Hospiz statt Suizidbeihilfe / ( dpa )

"Niemand ist ein Abfallprodukt; wir müssen uns gegenseitig helfen, das zu verstehen“, sagte Kurienerzbischof Vincenzo Paglia der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montag). Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben äußerte sich zu dem begleiteten Suizid für den nach einem Unfall blinden und gelähmten Italiener "DJ Fabo" in der Schweiz.

Er sei gezwungen gewesen, sich im Ausland von einer „unendlichen und unerträglichen Tortur zu befreien“, zitieren italienische Medien Fabiano Antoniani. Die Regierung in Rom hatte ihrem Landsmann aufgrund der aktuellen Gesetzeslage einen attestierten Suizid untersagt. Das Land ringt derzeit um Regelungen zu einem sogenannten Biotestament und zu Euthanasie. Gesetzentwürfe dazu kamen bislang nicht voran.

Assistierter Suizid schaffe "Wegwerfkultur"

Wer solch "dramatische Fälle" per Gesetz regeln wolle, riskiere die Schaffung einer "Wegwerfkultur", die auch Papst Franziskus immer wieder kritisiere, sagte Erzbischof Paglia. Dies werde durch eine "hyperindividualisierte Gesellschaft" gefördert, in der alles möglich scheine. Gleichzeitig wachse auch eine "giftige Kultur der Einsamkeit". "Wir dürfen nicht vergessen, dass das Leben eines jeden von uns mit dem der anderen verbunden ist."

In der Schweiz ist es legal, anderen Menschen Mittel zum Suizid zur Verfügung zu stellen und sie zu begleiten, sofern der Helfer nicht persönlich vom Tod des Patienten profitiert. 2011 entschied die Schweizer Regierung, der Bundesrat, auf eine gesetzliche Regelung organisierter Suizidhilfe zu verzichten. Zuletzt wird immer wieder der Ruf laut, auf den Anstieg von Sterbehilfefällen und die zunehmende Begründung mit Lebensmüdigkeit als Motiv zu reagieren. Der Gesetzgeber dürfe sich nicht vor seiner Verantwortung drücken.

Kontroverse Diskussion innerhalb der Kirche

Die katholische Kirche verurteilt assistierten Suizid nach wie vor. Das Thema ist immer wieder Streitpunkt innerhalb der Kirche teils kontrovers diskutiert. Der katholische Theologe Hans Küng, der an Parkinson leidet, kündigte an, eine Sterbehilfeorganisation in der Schweiz in Anspruch zu nehmen, wenn es sein Zustand erfordere.


Quelle:
KNA