Benedikt XVI. äußert sich zu seinem Rücktritt

Es hatte nichts mit Vatileaks zu tun

Benedikt XVI. ist Darstellungen entgegengetreten, er sei aus Enttäuschung über die Intrigen rund um den Vatileaks-Skandal im Jahr 2013 vom Papstamt zurückgetreten. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall, die Krise war überstanden.

Papst Benedikt (links) mit seinem Nachfolger (dpa)
Papst Benedikt (links) mit seinem Nachfolger / ( dpa )

"Nein, das stimmt nicht, überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Dinge waren vollkommen bereinigt", sagt Benedikt XVI. in einem neuen Interviewbuch. Gerade in einer Krisensituation hätte er sein Amt niemals aufgegeben. "Ich konnte zurücktreten, weil in dieser Situation wieder Ruhe eingekehrt war", so der emeritierte Papst. Als "völligen Unsinn" bezeichnet er Gerüchte der italienischen Presse, die Demission sei Folge einer Erpressung gewesen.

"Richtige Entscheidung getroffen"

Vielmehr bekräftigt er in dem Interviewbuch "Benedikt XVI. - Letzte Gespräche" des deutschen Journalisten Peter Seewald, gesundheitliche Gründe hätten ihn zu der Rücktrittsentscheidung veranlasst. Das Amt des Petrusnachfolgers verlange konkrete Entscheidungen und er sei im Gebet zu der Überzeugung gelangt, "dass dann, wo das in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein würde, der Herr es auch nicht mehr von mir will und mich sozusagen von der Last befreit". Er sehe jeden Tag, dass der Rücktritt "richtig war".

Mit Blick auf den Dokumentendiebstahl durch seinen Kammerdiener Paolo Gabriele im Zuge des Vatileaks-Skandals sagt der 89-Jährige, dies habe ihn nicht in Weltschmerz oder Verzweiflung gestürzt. "Es war mir einfach unverständlich. Auch wenn ich die Person ansehe, kann ich nicht verstehen, wie man so etwas wollen kann. Was man sich davon versprechen kann."

"Es wimmelt nicht von solchen Fällen"

Auf die Frage nach Missgunst, Intrigen und Karrierismus im Vatikan meint Benedikt XVI.: "Nun, das weiß man ja. Ich muss ausdrücklich sagen, das ist zwar alles da, aber das ist doch nicht der ganze Vatikan." Es gebe dort auch viele Menschen, die mit Hingabe und Güte ihre Arbeit erfüllten. Aber: "Die schlechten Fische sind halt auch im Netz." So hätten die Untersuchungen ergeben, dass es eine von Papst Franziskus als "Gay-Lobby" bezeichnete homosexuelle Seilschaft gegeben habe. Dabei habe es sich um eine kleine, vier oder fünf Leute umfassende Gruppe gehandelt, "die wir aufgelöst haben". Der Eindruck stimme nicht, dass es im Vatikan von solchen Fällen wimmeln würde.

Buch von Franziskus genehmigt

Das Interviewbuch "Letzte Gespräche" des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. wurde mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus veröffentlicht. Wie der Buchautor Peter Seewald am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, bestand Benedikt auf einer Zustimmung des amtierenden Papstes, bevor er selbst die Veröffentlichung freigab. Diese Zustimmung habe Franziskus ohne weitere Auflagen gegeben.


Benedikt XVI. - Letzte Gespräche / © Mathias Peter (DR)
Benedikt XVI. - Letzte Gespräche / © Mathias Peter ( DR )
Quelle:
KNA