Zahl der Papstwähler sinkt auf 112

Platz für Neuernennungen

213 Kardinäle hat die Weltkirche derzeit. Doch viele sind 80 Jahre oder älter und damit bei einer künftigen Papstwahl nicht mehr stimmberechtigt. Nun haben wieder zwei die Altersgrenze erreicht. Zeit für neue Ernennungen?

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Kardinäle vor dem Konklave 2013 / © Michael Kappeler (dpa)
Kardinäle vor dem Konklave 2013 / © Michael Kappeler ( dpa )

Mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren scheiden binnen 24 Stunden gleich zwei Kardinäle aus dem Kreis der Papstwähler aus. Von den 213 Mitgliedern des Kardinalskollegiums sind damit ab Donnerstag noch 112 zur Papstwahl berechtigt. Die unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) festgelegte Obergrenze der Papstwähler liegt bei 120.

Kadinäle Levada und Okogie werden 80

An diesem Mittwoch vollendet zunächst der US-amerikanische Kardinal William Levada, von 2005 bis 2012 als Nachfolger von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, sein 80. Lebensjahr. Tags darauf (Donnerstag) folgt der nigerianische Kardinal Anthony Olubunmi Okogie. Von 1973 bis 2012 leitete er die Erzdiözese Lagos, die mit 2,5 Millionen Katholiken zu den größten, aber auch schwierigsten Ortskirchen des afrikanischen Kontinents zählt Levada, vormals Erzbischof von San Francisco, wurde von Benedikt XVI. (2005-2013) im Mai 2005 als erster US-Amerikaner an die Spitze der einflussreichen Kurienbehörde berufen, die Ratzinger selbst zuvor ein Vierteljahrhundert lang geleitet hatte. Levada, am 15. Juni 1936 im kalifornischen Long Beach geboren, war bereits von 1976 bis 1983 als Sachbearbeiter in der Glaubenskongregation tätig, zuletzt unter dem Präfekten und Kurienkardinal Joseph Ratzinger.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ratzinger stand Levada nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit, sondern wirkte eher im Stillen. In seine Amtszeit fiel die Aufhebung der Exkommunikation der Piusbrüder und die schwierigen, bislang erfolglosen Diskussionen um eine Wiedervereinigung der Traditionalisten mit der katholischen Kirche.

Nachdem er sein vatikanisches Amt niedergelegt hatte, kehrte der gesundheitlich angeschlagene Levada in die USA zurück; er lebt im kalifornischen Menlo Park. Sein Nachfolger wurde der vormalige Regensburger Bischof und jetzige Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller (68).

Drei wahlberechtigte deutsche Kardinäle

Die USA stellen 15 Kardinäle; von ihnen dürften qua Alter 7 ins Konklave einziehen. Die Vereinigten Staaten sind damit das Land mit den zweitmeisten Kardinälen nach Italien (45); es folgen Spanien (12), Brasilien und Deutschland (je 10). Von den Deutschen sind allerdings nur noch drei unter 80 Jahre alt und damit wahlberechtigt: Kurienkardinal Müller, Reinhard Marx (München, 62), und Rainer Maria Woelki (Köln, 59).

Der Nigerianer Okogie wurde 1966 zum Priester und 1971 zum Bischof geweiht. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas mit seinen oft blutigen ethnischen und religiösen Konflikten ist Okogie wegen seines Einsatzes für die Armen und Unterdrückten bekannt. Auch verurteilte er die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, in einigen nördlichen Bundesstaaten Nigerias. Dort ist der Islam traditionell stärker als das Christentum und die traditionellen Religionen.

Nigeria stellt drei Mitglieder des Kardinalskollegiums. Allerdings könnte künftig nur noch einer von ihnen ins Konklave einziehen: Kardinal John Olorunfemi Onaiyekan (72), Erzbischof von Abuja.

Obergrenze von Papst Johannes Paul II. festgelegt

Johannes Paul II. (1978-2005) hatte die Obergrenze der Papstwähler auf 120 festgelegt - und diese Zahl selbst zeitweise weit überschritten. Der Papst aus Polen hatte offenbar ein sicheres Empfinden für seine eigene Lebenszeit und Gewissheit in die Vorhersage, er werde die Kirche ins dritte Jahrtausend führen.

Franziskus ist da vorsichtiger, ebenso wie sein Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013). Er füllt das Kardinalskollegium nur wenig über die Höchstzahl von 120 Wählern auf. Allein bis Ende November verlieren allerdings noch weitere fünf Kardinäle ihr Stimmrecht aus Altersgründen: die emeritierten Erzbischöfe von Madrid, Havanna, Santo Domingo und Dakar sowie ein italienischer Kurienkardinal.

In der Mehrzahl stehen sie für die Kirche "an den Rändern", die Franziskus besonders in den Blick genommen hat. Will er diesen Fokus über sein Pontifikat hinaus sichern, ist ein Mittel dazu die Zusammensetzung des Papstwahlkollegiums. Auch insofern könnte es in den kommenden Monaten neue "franziskanische" Kardinäle geben.

Klassische Termine dafür sind das römische Patronatsfest Peter und Paul (29. Juni - für dieses Jahr zu spät), das Fest Christkönig Ende November sowie das Fest der Kathedra Petri (22. Februar). Bei letzterem wird die Zahl der Wähler nur noch höchstens 105 betragen.

 

Quelle:
KNA