Kardinal Müller erwartet von Piusbrüdern Ökumene-Bereitschaft

"Nicht das eine annehmen und das andere ablehnen"

Anerkennung der Glaubensfreiheit als Menschenrecht und Verpflichtung zur Ökumene - das erwartet der Leiter der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, von der traditionalistischen Piusbruderschaft. 

Gerhard Ludwig Kardinal Müller (KNA)
Gerhard Ludwig Kardinal Müller / ( KNA )

"Wenn man voll und ganz katholisch sein will, muss man den Papst und auch das Zweite Vatikanische Konzil anerkennen", sagte Müller der in Freiburg erscheinenden "Herder Korrespondenz" (Juni). Er erwarte auch eine Anerkennung jener Konzilserklärungen, die sich mit diesen Themen befassen.

Müller hob hervor, man könne das II. Vatikanum nicht "als Konzil eines nur pastoralen Geredes" abtun, nur weil es keine verbindlichen Dogmen verabschiedet habe. Auch die Auferstehung Christi sei schließlich nicht im formellen Sinn ein Dogma, aber es gehöre zentral in das Glaubensbekenntnis. "Ich kann nicht das eine annehmen und das andere ablehnen", so Müller.

Spannungen seit Jahrzehnten

Zwischen der katholischen Kirche und der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. bestehen seit Jahrzehnten Spannungen. Die 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete traditionalistische Gemeinschaft lehnt zentrale Bestandteile der Konzilsbeschlüsse ab. Dies betrifft vor allem Aussagen zu Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Nach unerlaubten Bischofsweihen exkommunizierte der Vatikan Lefebvre und die vier Geweihten 1988.

Unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013) kam es zu Annäherungsversuchen. 2007 ließ er als Entgegenkommen die alte Lateinische Messe wieder allgemein zu und ermöglichte so die Aufnahme offizieller Gespräche, die jedoch zu keinem Ergebnis führten. Im Januar 2009 hob er die Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt. Mitte Mai kündigte Papst Franziskus an, den Dialog fortsetzen zu wollen.


Quelle:
KNA