Vatikanischer Pinienhof wird umfassend restauriert

Von Dämonen auf den Petersplatz geschleudert

Jeder Besuch der Vatikan-Museen beginnt im Pinienhof. Doch der Glanz des weiten Areals rund um das Wahrzeichen von Alt-Sankt-Peter ist mittlerweile etwas verblichen. Die Restaurierung ist kompliziert.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Cortile della Pigna (Pinienhof) in Rom / © Johannes Schidelko (KNA)
Cortile della Pigna (Pinienhof) in Rom / © Johannes Schidelko ( KNA )

Unter den vielen Innenhöfen des Vatikan zählt er zu den schönsten. Anders als der repräsentative Cortile di San Damaso, in dem Staatsgäste zur Papstaudienz vorfahren, ist der Pinienhof für die Öffentlichkeit zugänglich - mit einem Eintrittsticket der Vatikanischen Museen. Vom riesigen grasbewachsenen Areal aus bietet sich Besuchern ein erhabener Blick auf die Kuppel des Petersdoms, die nur einen Steinwurf entfernt scheint. Derzeit werden der Hof und seine vier Seitenflügel restauriert. Die ersten Gerüste werden in diesen Tagen abgebaut.

Darunter kommt wieder die ursprüngliche helle Travertinfarbe zum Vorschein. Nach Abschluss der auf drei bis vier Jahre angelegten Arbeiten wird sich der ganze Platz völlig neu präsentieren. Benannt ist der Cortile della Pigna nach der aus der Antike stammenden 3,50 Meter hohen Pinienzapfen-Skulptur. Sie soll zunächst zu einem Tempel der ägyptischen Göttin Isis gehört haben und kam später zum Pantheon. Dann aber markierte sie jahrhundertelang als ein Wahrzeichen das Atrium des alten Petersdoms.

Bald im neuen Glanz

Die Runderneuerung des Pinienhofes ist durchaus sinnvoll. Denn der Cortile, dessen gewaltiger Nischen-Bau die Silhouette des Vatikan nach Norden bestimmt, macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Allenthalben lösen sich Putz und auch Steine, windschiefe und undichte Regenrinnen verschandeln den Blick und sorgen für unschöne Flecken auf den Wänden. Zum Schutz der Millionen Besucher, die die Vatikanmuseen jährlich zählen, ist daher entlang der Außenseiten ein breiter Streifen abgesperrt.

Die Restaurierungsarbeiten, die vom Museumsdirektor Arnold Nesselrath mit Unterstützung des venezianischen Architektur-Professors Vitale Zanchettin betreut werden, gestalten sich kompliziert. Immerhin finden sich hier Gebäude und Mauern aus sechs Phasen über 320 Jahre, die gereinigt werden und schließlich einen farblich einheitlichen Eindruck vermitteln sollen. Dabei darf keine Original-Bausubstanz zerstört werden, wie Nesselrath gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betont.

Große Namen bauten mit

Den Anfang des Hofes schuf Bramante, der 1504 den Papstpalast an Sankt Peter mit der 300 Meter entfernten Sommervilla von Innozenz VIII. (1484-92) durch zwei parallele Korridore samt einer gewagten Treppen- und Terrassenanlage verband, wobei er ein extremes Höhenniveau überwinden musste. 50 Jahre später wurde vom Architekten Pirro Ligorio ein zweites Obergeschoss aufgesetzt. Auch Gregor XIII. (1572-85) baute an dem Komplex, und Clemens XI. (1700-21) vollendete den Nordflügel mit der gewaltigen, weithin sichtbaren Nische. Als letztes Element kam auf der Südseite der Braccio Nuovo des Architekten Raffaele Stern hinzu. Der 1822 eingeweihte klassizistische Bau beherbergt die von Napoleon geraubten und nach dem Wiener Kongress zurückgegebenen vatikanischen Kunstwerke.

Die Herkunft des Pinienzapfens selbst liegt im Dunkeln. Er wurde im Marsfeld gefunden. Seinetwegen trägt das Stadtviertel bis heute den Namen "Pigna". Nach der Legende verschloss der Zapfen das Loch in der Decke des Pantheon. Als Papst Bonifaz IV. im Jahre 609 den heidnischen Tempel besuchte, um ihn in ein christliches Gotteshaus umzuwandeln, habe dies die Dämonen derart verschreckt, dass sie durch das Dach entflohen. Die Pinienskulptur sei dabei explosionsartig herausgeschleudert worden und auf dem Petersplatz gelandet.

Dämonen erschreckt

Die Bronzefigur wurde das ganze Mittelalter und die Renaissance hindurch vor der Vatikan-Basilika als Brunnen genutzt, flankiert von zwei bronzenen Pfauen, die möglicherweise aus der Engelsburg stammten. Bis Sixtus V. schließlich im Jahr 1586 den Obelisken aus dem alten Zirkus des Nero - unmittelbar neben dem deutschen Campo Santo - ins Zentrum des Petersplatzes transportierte.

Im Zuge der Restaurierung, die laut Nesselrath ähnlich komplex ist wie die der Sixtinischen Kapelle, soll auch der Pinienplatz selbst neu gestaltet werden. Seit 1990 steht in der Mitte eine moderne Kugelskulptur von Arnaldo Pomodoro. An die Westmauer lehnt sich ein Kolossalkopf von Kaiser Augustus. Aber auch künftig wird das Ensemble des Pinienzapfens mit den Pfauen sowie zwei davor platzierten Marmorlöwen aus der 30. ägyptischen Dynastie die Hauptattraktion des Vatikanhofes bilden.


Quelle:
KNA