Papst: Keine Hinrichtungen im Jahr der Barmherzigkeit

Unverletzliches Recht auf Leben

Papst Franziskus verlangt eine generelle Abschaffung der Todesstrafe. Bei seinem Angelusgebet äußerte er sich außerdem zu seinem Treffen mit dem russischen Patriarchen Kyrill und zu seiner Mexiko-Reise.

Franziskus beim Angelusgebet / © Angelo Carconi (dpa)
Franziskus beim Angelusgebet / © Angelo Carconi ( dpa )

"Das Gebot 'Du sollst nicht töten' ist ein absoluter Wert und gilt sowohl für Unschuldige wie für Schuldige", sagte Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz. Auch Verbrecher hätten ein unverletzliches Recht auf Leben, das ein Geschenk Gottes sei.

An die Regierungen der Welt appellierte Franziskus, zumindest im derzeit laufenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit auf Hinrichtungen zu verzichten. Der Papst äußerte sich anlässlich der internationalen Tagung "Für eine Welt ohne Todesstrafe", zu der die geistliche Gemeinschaft Sant'Egidio am Montag in Rom einlädt.

In der öffentlichen Meinung wachse ein Bewusstsein dafür, dass Hinrichtungen keine gerechte Strafe seien, so Franziskus. Die modernen Gesellschaften hätten die Fähigkeit, das Verbrechen zurückzudrängen, ohne dem Täter die Möglichkeit auf Freiheit "definitiv zu nehmen". Dazu bedürfe es einer Justiz, die der von Gott gewollten Würde jedes Menschen entspreche.

Mexiko-Reise als "Geschenk für die ganze Weltkirche"

Tief bewegt zeigte sich Franziskus von seiner Mexiko-Reise, von der er am Donnerstag zurückgekehrt war. Seine vielen Begegnungen seien erfüllt gewesen vom Licht des Glaubens, sagte er bei seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Er sei "mit vollen Händen" zurückgekehrt, und dies sei ein Geschenk für die ganze Weltkirche.

"Das ist das Erbe des Herrn für Mexiko: ein Reichtum an unterschiedlichen Kulturen, die zur gleichen Zeit einen gemeinsamen Glauben haben, einen reinen, starken Glauben, geprägt von viel Lebendigkeit und Menschlichkeit", so der Papst.

Höhepunkt: Die Madonna von Guadalupe

Ein leuchtendes Beispiel für den Glauben seien die mexikanischen Familien. "Sie haben mich mit Freude als Boten Christi aufgenommen, als einen Hirten der ganzen Kirche, und haben mir zugleich leuchtende und starke Zeugnisse gegeben; Zeugnisse gelebten Glaubens, eines Glaubens, der das Leben verklärt, für die Erbauung aller christlichen Familien der Welt." Das gleiche gelte für die Jugendlichen, Ordensleute, Priester, Arbeiter und Gefängnisinsassen, die er auf seiner Reise durch das Land getroffen hatte.

Franziskus betonte, im Zentrum seiner Reise habe der Wallfahrtsort der Madonna von Guadalupe gestanden. "Vor dem Bild der Mutter in Stille zu verweilen, war das, was ich mir am meisten gewünscht hatte. Und ich danke Gott, dass er es möglich gemacht hat. Ich habe dort meditiert und mich von ihr ansehen lassen, deren Augen die Blicke all ihrer Kinder aufnehmen, die Leiden der Gewalt, Entführungen, Morde und Übergriffe, die viele arme Menschen und viele Frauen erleiden müssen."

Treffen mit Kyrill: Geist der Auferstehung

Sein historisches Treffen mit dem russischen Patriarchen Kyrill auf Kuba sieht Franziskus als ein prophetisches Zeichen für die Welt. Die Begegnung mit dem "lieben Bruder" am 12. Februar symbolisiere einen Geist der Auferstehung, den die ganze Menschheit mehr denn je brauche, sagte Franziskus am Sonntag. Schon seine Vorgänger hätten den Wunsch nach einem Treffen mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gehabt. Für das Zustandekommen danke er Gott und bete darum, dass die Kirche weiter auf dem Weg zur vollen Einheit aller Christen gehe.

Kyrill I. äußerte sich nach dem Treffen skeptisch. Er sieht eine Vereinigung seiner Kirche mit der katholischen Kirche erst in ferner Zukunft für möglich. "Wenn es zu einer Wiedervereinigung (der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche) kommen würde, wäre das ein Wunder Gottes, falls wir es einmal erleben", sagte Kyrill I. nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Novosti am Wochenende im brasilianischen Sao Paulo. "Ich habe keine Zuversicht, dass ich sie erleben werde. Aber vielleicht wird sie irgendjemand einmal erleben."

Kyrill: Vereinigung nicht in Sicht

Beide Konfessionen ließen sich durch eine Vereinbarung beider Kirchenoberhäupter weder "näherbringen" noch "vereinigen", so der Patriarch vor Journalisten. Dafür reiche nicht einmal die Zustimmung aller Bischöfe aus. Mit Papst Franziskus habe er vor einer Woche auf Kuba "ehrlich" über die Trennung der beiden Kirchen gesprochen, und: "Wir halten die Positionen unserer Väter bei."

Franziskus hatte Kyrill I. vor seiner Mexiko-Reise auf dem Flughafen von Havanna getroffen. Dabei betonten beide den Willen zur Kircheneinheit. In einer gemeinsamen Erklärung warnten Papst und Patriarch eindringlich vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs. Mit Blick auf die Konflikte im Nahen Osten appellierten sie an alle Beteiligten, "guten Willen" zu zeigen und "sich an den Verhandlungstisch zu setzen".


Quelle:
KNA