US-Amerikaner Burke wird neuer Vizesprecher des Vatikan

Der Mann aus Missouri

Es muss auch im Vatikan nicht immer alles todernst sein: Der Journalist Greg Burke hat sich auch im Vatikan seinen amerikanischen Humor bewahrt. Nun wird er dessen stellvertretender Pressesprecher.

Greg Burke wird neuer Vizesprecher des Vatikan / © Romano Siciliani (KNA)
Greg Burke wird neuer Vizesprecher des Vatikan / © Romano Siciliani ( KNA )

2016 könnte der Vatikan "sexy" werden. Zumindest dann, wenn Greg Burke (55) so weiterredet wie bislang: mit der Schlagfertigkeit und dem Humor eines US-amerikanischen TV-Journalisten. "Das ist nicht so sexy für einen Papst" - so kommentierte der vormalige Vatikan-Korrespondent des Nachrichtensenders Fox News 2012 vor Journalisten den Aktendiebstahl vom Schreibtisch von Benedikt XVI. Damals war der Mann aus Missouri mit dem jungenhaften Charme bereits Medienberater des vatikanischen Staatssekretariates, jedoch kein offizieller Sprecher des Vatikan.

Sprachrohr des Papstes

Das ändert sich nun: Im Februar tritt Burke den Posten des Vizedirektors im Presseamt an. Damit ist er stellvertretender Pressesprecher des Vatikan und - auch wenn dies nicht zur offiziellen Stellenbeschreibung gehört - für viele ein Sprecher des Papstes, Sprachrohr des "Heiligen Vaters". Dann wird er der Weltöffentlichkeit erklären müssen, was Franziskus gesagt hat - ob es nun um das Heilige Jahr, wiederverheiratete Geschiedene oder das Fortpflanzungsverhalten von Katholiken (Karnickel?) geht.

Burkes Nominierung im Dezember bedeutet eine kleine Kulturrevolution im vatikanischen Mediensektor. Er ist der erste Sprecher des Vatikan überhaupt aus dem angelsächsischen Raum. Bislang war die Leitungsebene des vatikanischen Presseamtes fest in italienischer Hand - mit einer, allerdings bedeutenden Ausnahme: dem Spanier Joaquin Navarro-Valls (1984-2006), der als "Vatikansprecher" Johannes Paul II. (1978-2005) zum Medienstar machte. Mit Burke dürfte auch die journalistische Kultur des angelsächsischen Raums Einzug im Vatikan halten. "Harte Fakten" spielen hier traditionell eine größere Rolle als in Italien. Burkes Vorgesetzter, der Direktor des Presseamtes, ist mit dem Jesuiten Federico Lombardi (73) nach wie vor ein Italiener.

Burke brachte Benedikt zum Twittern

Was Burke in den vergangenen drei Jahren als Medienberater im Vatikan genau gemacht hat, ist nicht bekannt. Er solle die Pressearbeit zwischen dem Staatssekretariat und dem Presseamt koordinieren, teilte der Vatikan damals mit. Eine umfassende Medienstrategie ist nach Ansicht der meisten Berichterstatter im vatikanischen Umgang mit Medien bis heute allerdings nicht feststellbar. Vor seinem Wechsel in den Vatikan im Juni 2012 arbeitete Burke als Italien- und Vatikan-Korrespondent für Fox News. Eine weitere Station seiner journalistischen Karriere war das "Time Magazine".

Bisweilen heißt es, Burke habe Benedikt XVI. (2005-2013) zum Twittern gebracht. Doch das einzige belastbare Indiz dafür ist, dass der deutsche Papst wenige Monate nach Burkes Einzug im Vatikan einen eigenen Twitter-Account eröffnete und seither Botschaften über den Kurznachrichtendienst versandte. Burke selbst jedenfalls twittert eifrig - gerne auch Humorvolles.

Im Gegensatz zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten Lombardi und seinem Amtsvorgänger ist Burke kein Priester. Wie Navarro-Valls gehört er jedoch der katholischen Gemeinschaft Opus Dei an und hat eine Verpflichtung zum zölibatären Leben abgelegt.

Sportlicher Pressesprecher

Der designierte Vizedirektor geht neue Herausforderungen sportlich an: "Ich spiele Tennis und Golf, ich laufe. Ich weiß daher, dass man immer am besten ist, wenn man sich mit anderen misst", kommentierte er seinen Wechsel in den Vatikan 2012. "Wenn wir gut spielen, können wir am Ende gewinnen." Die katholische Kirche müsse sich der Wahrheit öffnen und größtmögliche Transparenz schaffen, sagte Burke in einem Interview.

Die Spielregeln haben sich allerdings inzwischen verändert: Für Fox News habe er nie länger als zwei Minuten am Stück reden müssen, scherzte Burke einmal. Außerdem seien ihm als Korrespondent stets nur zwei Fragen gestellt worden. Bald wird er mehr als zwei Fragen hintereinander beantworten müssen - und für die wenigsten Antworten dürften zwei Minuten ausreichen, es sei denn: "kein Kommentar".


Quelle:
KNA