Rom erschließt Fußwege zum Petersdom

Auf alten Pilgerstraßen

Rund 30 Millionen Pilger erwartet Rom zum Heiligen Jahr. Die Stadt steckt in einer Dauerkrise und hat für das Event kaum Vorkehrungen getroffen. Nun sollen vier Pilgerwege einen Blackout im Straßenverkehr verhindern.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Petersplatz in Rom (dpa)
Petersplatz in Rom / ( dpa )

Die Stadt Rom setzt für das anstehende Heilige Jahr auf die alte Tugend des Pilgerns. Vier alte Pilgerwege durch das Zentrum der Stadt, vorbei an religiösen Zentren und Treffpunkten, mit dem Ziel Petersdom sollen für Fußgänger ausgebaut werden. Damit will Bürgermeister Ignazio Marino den Ansturm von erwarteten 33 Millionen Besuchern kanalisieren - und verhindern, dass sich das tägliche Verkehrschaos in der Ewigen Stadt zu einem totalen Blackout ausweitet. 800.000 Euro sind für den Ausbau veranschlagt, berichten italienische Medien in dieser Woche.

Wer zum "Jubiläum der Barmherzigkeit" - vom 8. Dezember 2015 bis 20. November 2016 - nach Rom kommt, muss entweder gut zu Fuß sein oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Denn eine Anfahrt im Reisebus zur Lateranbasilika, nach Maria Maggiore oder zum Petersdom wird nicht möglich sein. Der Besuch der vier Papstbasiliken - hinzu kommt noch Sankt Paul vor den Mauern - gehört jedoch zu den festen Programmpunkten eines jeden Jubiläumsjahres.

"Pilgerweg" und "Papstweg"

Um zu den Papstbasiliken zu gelangen, sollen sich die Pilger auf vier alten Pilgerrouten bewegen. Der "Cammino papale" (Papstweg) folgt - in zwei Varianten - der Strecke, den früher die Päpste nach ihrer Wahl auf dem Weg von ihrem Sitz im Lateran zum Petersdom zurücklegten. Seit dem 16. Jahrhundert gehört die Route zudem zu den Pilgerwegen der Heiligen Jahre: Sie führt zum Kolosseum, wo Christen den Märtyrertod erlitten, vorbei am Mamertinischen Kerker - wo nach der Legende Petrus gefangengehalten wurde - dann Richtung Pantheon und zur Engelsbrücke über den Tiber. Das letzte Stück führt entweder über die Antiquitätenstraße Via Coronari oder über die Via Banchi.

Der "Cammino del pellegrino" (Pilgerweg), wendet sich bald hinter dem Mamertinischen Kerker der Via Giulia zu, die nahe am Tiber entlangläuft. Und der "Cammino Mariano" schließlich beginnt an Maria Maggiore und stößt kurz hinter dem Kolosseum auf die anderen Wege.

"Arbeiten Tag und Nacht nötig"

Die Stadt Rom kündigte an, das Straßenprojekt offiziell auszuschreiben. Eine direkte Auftragsvergabe will die Stadtverwaltung vermeiden, die durch Vorwürfe wegen Korruption, Vetternwirtschaft und Mafiaverbindungen seit einiger Zeit unter Druck steht. Wer den Zuschlag erhalte, werde Tag und Nacht arbeiten müssen, um rechtzeitig fertig zu werden, so die Einschätzung von Bürgermeister Marino und dem zuständigen Dezernenten Maurizio Pucci. Tatsächlich drängt die Zeit - bislang hat die Stadt kaum etwas unternommen, um sich auf das Kirchenevent vorzubereiten.

Konkret geht es vor allem um den Ausbau der bestehenden Wege: Die Bürgersteige sollen verbreitert, Zebrastreifen erneuert, Hindernisse für Rollstuhlfahrer beseitigt und teilweise auch Spuren für Radfahrer eingerichtet werden. Einige Plätze entlang der Strecken sollen für den Autoverkehr gesperrt werden, etwa die Piazza Sant'Agostino am Pantheon oder die Piazza dell'Orologio hinter der Chiesa Nuova. Ohnehin meiden die Pilgerwege die großen Straßen und Plätze, führen über Seitenwege, umgehen etwa den belebten Campo di Fiori.

Zugangsstraße wird zur Fußgängerzone

Am Tibetufer gegenüber der Engelsburg treffen die vier Pilgerwege zusammen. Kurz davor sind drei große Kirchen als Treff- und Sammelpunkte für Heilig-Jahr-Pilger vorgesehen: Die Chiesa Nuova, San Giovanni dei Fiorentini und San Salvatore in Lauro. Das letzte Stück über die Brücke geht es über die Via della Conciliazione zum Petersdom. Die breite Zugangsstraße zum Vatikan soll zum größten Teil zur Fußgängerzone werden. Die rechte Spur wird ausschließlich Pilgern vorbehalten, die durch die Heilige Pforte in den Petersdom einziehen möchten.

In das Pilgerweg-Projekt sollen auch die weiter außerhalb liegende Basilika Sankt Paul vor den Mauern sowie die von Norden in die Stadt hineinführende Via Trionfale einbezogen werden. Letztere ist das Endstück der Via Francigena. Und auf ihr pilgerten bereits seit Ende des ersten Jahrtausends - also 300 Jahre vor dem ersten Heiligen Jahr - Pilger von Canterbury aus über die Alpen bis nach Rom zum Petrusgrab.


Quelle:
KNA