1.700 Jahre Konstantinsbogen in Rom

Sieg durch göttliche Eingebung

Der Konstantinsbogen ist ein Highlight Roms. Er erinnert an den Sieg des Kaisers an der Milvischen Brücke, der dem Christentum den Weg ebnete. Doch ein klares Bekenntnis zur neuen Religion sucht man vergeblich.

Konstantinsbogen in Rom (KNA)
Konstantinsbogen in Rom / ( KNA )

Von den drei Triumphbögen Roms ist der Konstantinsbogen der prächtigste, größte und jüngste. Er steht unmittelbar neben dem Kolosseum in der geschichtsträchtigsten Zone der antiken Weltmetropole. Durch den dreitorigen Bogen führt die Straße, auf der die siegreichen Heere und ihre Feldherrn einst zur Via sacra, über das Forum und dann zum Sühneopfer auf das Kapitol hinaufzogen. Gewidmet ist das Monument dem Sieg von Kaiser Konstantin 312 an der Milvischen Brücke (28. Oktober 312) über seinen Mitkaiser Maxentius. Drei Jahre nach diesem denkwürdigen Triumph, am 25. Juli 315 - vor 1.700 Jahren - wurde es feierlich eingeweiht.

In der Geschichtsschreibung markiert diese Schlacht den Durchbruch des Christentums. Konstantin beendete die Zeit der Verfolgung und sicherte der jungen Religion im sogenannten Mailänder Edikt von 313 Kultfreiheit zu. Vor der Entscheidungsschlacht habe er in einer Vision ein «über der Sonne stehendes Siegeszeichen des Kreuzes» gesehen und den Schriftzug "in diesem Zeichen wirst du siegen", so berichtet der Kirchenhistoriker Eusebius. Der Kaiser habe daraufhin das Zeichen des Sonnengottes in den Schilden seiner Soldaten durch das Kreuzeszeichen ersetzt - und mit diesem "Schutzmittel" seinen Widersacher besiegt.

Klarer Hinweis auf das Kreuz fehlt

Konstantin selbst hat die Darstellung seines Sieges als glorreichen Erfolg des christlichen Gottes gefördert. So verzichtete er bei seinem Triumphzug auf das traditionelle Sühneopfer für Jupiter. Jedoch findet sich auf dem Triumphbogen selbst kein christlicher Hinweis. Die Weihe- und Widmungsinschrift spricht zwar von "göttlicher Eingebung und Größe des Geistes", durch die der Kaiser den Tyrannen besiegt habe. Es fehlt jedoch ein klarer Hinweis auf das Kreuz und den Gott der Christen.

Auch in seinen mit Reliefs geschmückten Wänden zeigt der Bogen ganz die traditionelle Symbolik. Über dem fast 12 Meter hohen Hauptdurchgang finden sich Darstellungen von Siegesgöttinnen. In den seitlichen Durchgängen sind Flussgötter dargestellt, in den Rundflächen Opfer für Apoll und Diana, weiter oben die Mondgöttin Luna.

"Museum der römischen Kunst"

Der Konstantinsbogen wirkt prächtiger als der nahe, fast 200 Jahre ältere Titusbogen am Beginn der Via Sacra. Mit seinem berühmten Relief erinnert jener an die Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahr 70 durch den späteren Kaiser Titus, an die Vertreibung der Juden und die Verschleppung ihrer Kultgegenstände. Deswegen ist der Bogen für Juden bis heute ein Ort, den man nicht durchschreitet. In dessen Nähe feierte die jüdische Gemeinde Rom 1948 demonstrativ die Gründung des Staates Israel.

In vier je ein Meter hohen und sechs Meter langen Reliefs illustriert der Konstantinsbogen den Sieg des Kaisers. Im ersten Teil ist der Aufbruch seines Heeres in Mailand dargestellt, im zweiten die Belagerung der Stadt Verona, danach die Schlacht an der Milvischen Brücke. Auf der östlichen Schmalseite ist der Triumphzug in Rom zu erkennen. Es folgen Konstantins Ansprache und schließlich die Geldverteilung an seine Soldaten.

Allerdings sind nur diese Reliefs über den Nebenbögen den Taten Konstantins gewidmet und für diesen Anlass geschaffen. Ansonsten ist der Bogen aus Skulpturen und Elementen älterer Monumente und Bauwerke zusammengesetzt. Insbesondere wurden Monumente aus der Zeit Trajans, Hadrians und Commodus' ausgeschlachtet. Dazu gehört ein ursprünglich 20 Meter langer und 3 Meter hoher Fries über die Taten Trajans, der wohl aus dem Bereich des nach ihm benannten Kaiserforums stammt. Insgesamt sei der Konstantinsbogen, so der römische Archäologe Filippo Coarelli, "ein regelrechtes Museum der offiziellen römischen Kunst - wohl das reichste und bedeutendste, das es gibt".

Eine nicht archäologisch, wohl aber künstlerisch bedeutsame Darstellung der Schlacht an der Milvischen Brücke befindet sich drei Kilometer entfernt: in den Vatikanischen Museen. Im Konstantinssaal haben Schüler des Renaissance-Genies Raffael nach dessen Vorlagen die Taten Konstantins dargestellt. Ein Fresko zeigt ihn und seine Kreuzes-Vision. Zurzeit allerdings wird das Bild restauriert und befindet sich hinter Abdeckplanen.

 


Quelle:
KNA