Bischof wegen Missbrauch vor Vatikangericht

"Schwere Vorwürfe"

Der frühere Papstbotschafter Josef Wesolowski wird wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch von Kindern im Vatikan vor Gericht gestellt. Der Prozess soll am 11. Juli beginnen.

Jozef Wesolowski (dpa)
Jozef Wesolowski / ( dpa )

Dem früheren polnischen Erzbischof werden unter anderem sexueller Missbrauch von Kindern und der Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen. Es ist das erste Mal, dass im Vatikan ein hochrangiger katholischer Geistlicher wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs vor Gericht gestellt wird.

Wesolowski droht nun eine Haftstrafe bis zu zwölf Jahren. Er war bis 2013 Nuntius in der Dominikanischen Republik, wo er Kinder sexuell missbraucht haben soll. Papst Franziskus hatte ihn nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe im August 2013 von seinem Posten abberufen. Im September 2014 war der 66-Jährige festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden. Wenige Monate zuvor hatte ihn die vatikanische Glaubenskongregation in den Laienstand zurückversetzt. Von einer Inhaftierung sah die vatikanische Justiz wegen seines schlechten Gesundheitszustands ab. Im Dezember 2014 war Wesolowski nach Ablauf der Maximaldauer aus dem Hausarrest entlassen worden, muss sich seither aber weiterhin im Vatikan aufhalten

Der Vatikan erklärte, die "schweren Vorwürfe" gegen Wesolowski sollten nun detailliert aufgearbeitet werden.

In den USA traten am Montag unabhängig davon der Bischof von Saint Paul und Minneapolis, Jon Nienstedt, sowie ein Weihbischof nach Missbrauchsvorwürfen in dem Bistum zurück. Papst Franziskus nahm die Gesuche Nienstedts und des Weihbischofs Lee A. Piché an, wie der Vatikan mitteilte.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft von Ramsey County Anklage erhoben, weil das Bistum Kinder nicht vor Missbrauch geschützt haben soll. Nienstedt wies in einer Stellungnahme jedes Fehlverhalten von sich und betonte, er habe "ein reines Gewissen".

Die katholische Kirche war vom Skandal um jahrzehntelangen Missbrauch von Kindern in vielen Ländern massiv erschüttert worden. Papst Benedikt XVI. hatte daraufhin eine Null-Toleranz-Politik etabliert, die sein Nachfolger Papst Franziskus konsequent fortsetzt. Er hatte unter anderem die Anti-Missbrauchs-Gesetze in der Kirche verschärft und vergangene Woche ein Gericht für Vertuschungsfälle etabliert.


Quelle:
dpa , KNA