Verdächtige planten wohl Anschlag auf Vatikan

Razzia in Italien

Die Polizei in Italien hebt ein mutmaßliches Terrornetz aus. Auf der Liste der Täter stand offenbar auch der Vatikan - im Jahre 2010, als noch Benedikt XVI. Papst war. Der Heilige Stuhl zeigt sich gelassen.

Schweizer Gardisten (KNA)
Schweizer Gardisten / ( KNA )

Mutmaßliche Terroristen mit Verbindungen zu Al-Kaida haben möglicherweise einen Anschlag auf den Vatikan geplant. Es gebe Hinweise, dass die Verdächtigen 2010 einen Bombenanschlag vorgehabt hätten, teilte die Staatsanwaltschaft in Cagliari auf Sardinien am Freitag mit. Zuvor waren in Italien mindestens neun Terrorverdächtige aus Pakistan und Afghanistan, die Al-Kaida nahestehen sollen, festgenommen worden.

Gegen insgesamt 18 Verdächtige erließen die Ermittler Haftbefehle. Sie sollen hinter mehreren blutigen Anschlägen in Pakistan stecken, darunter hinter einem Angriff auf einen Markt in Peshawar, bei dem 2009 mehr als 100 Menschen starben. Zudem sollen die Verdächtigen Kontakt zu dem - inzwischen bei einem US-Kommandounternehmen in Pakistan getöteten - ehemaligen Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gehabt haben. Ihr Stützpunkt sei auf der Insel Sardinien gewesen.

Vatikan reagiert gelassen

Staatsanwalt Mauro Mura sagte mit Blick auf den möglichen Anschlag auf den Vatikan: "Es gibt einige (abgehörte) Unterhaltungen, die klar darauf hindeuten, dass ein Angriff geplant wurde, vielleicht sogar auf den Vatikan-Staat." Die Polizei habe einen möglichen Selbstmordattentäter aufgehalten, der im März 2010 - als noch Papst Benedikt XVI. im Amt war - am Flughafen Fiumicino gelandet sei.

"Wir sprechen nicht von einem (Terror-) Anschlag", sagte Mura. "Wir sprechen von einem Anzeichen, das auf die Vorbereitung eines möglichen Anschlags hindeutet." Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte, nach allem, was man wisse, handele es sich um eine Vermutung von 2010, die nicht weiter verfolgt wurde. "Deshalb ist die Sache heute nicht relevant und kein Anlass zur besonderen Sorge."

Benedikt XVI. im Visier

Äußerungen des damaligen Papstes Benedikt XVI. über Religion und Gewalt bei seiner Vorlesung in der Universität Regensburg am 12. September 2006 hatten in der Folge zu einer heftigten Kontroverse in der islamischen Welt geführt. Benedikt XVI hatte einen mittelalterlichen Kaiser mit den Worten zitiert, der Prophet Mohammed habe nur "Schlechtes und Inhumanes" in die Welt gebracht.

Daraufhin warf ihm die türkische Religionsbehörde "Kreuzfahrermentalität" und "feindselige Haltung" gegenüber dem Islam vor. Auch die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) sprach von einer Beleidigung des Islam und der Muslime. Deutsche Islamvertreter teilten die Kritik. In vielen muslimisch geprägten Staaten kam es zu Protestdemonstrationen. Im Irak zündeten Demonstranten eine Papstpuppe an. Im Internet tauchten Anschlagsdrohungen islamistischer Gruppierungen gegen Benedikt XVI. und den Vatikan auf. Eine Al Kaida zugeschriebene Botschaft drohte mit der Zerstörung des Vatikan.


Papst Benedikt XVI.  (KNA)
Papst Benedikt XVI. / ( KNA )
Quelle:
dpa , KNA , DR