"Redet bitte offen"

Weltbischofssynode nimmt Beratungen auf

Im Vatikan haben die Teilnehmer der Weltbischofssynode ihre Beratungen begonnen. Zuvor rief Papst Franziskus zu einer freien Diskussion auf.

Auf dem Weg in die Synodenaula (dpa)
Auf dem Weg in die Synodenaula / ( dpa )

Im Vatikan hat die Weltbischofssynode über Ehe und Familie am Montag ihre Beratungen aufgenommen. In den kommenden zwei Wochen erörterten 191 Bischöfe aus aller Welt im Beisein von Papst Franziskus, wie die katholische Kirche mit der veränderten Lebenswirklichkeit von Familien umgehen soll und wie diese besser unterstützt werden können. Hierbei geht es etwa um Patchwork-Familien, wiederverheiratete Geschiedene, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und Paare ohne Trauschein.

In seiner Eröffnungsansprache forderte Papst Franziskus die Teilnehmer in der Synodenaula erneut auf, ihre Meinung deutlich zu äußern und einander "mit Demut" und "offenem Herzen" zuzuhören. Nach der Versammlung des Kardinalskollegiums im Februar habe ihm ein Kardinal gesagt, es sei schade, dass manche Kardinäle sich nicht getraut hätten, bestimmte Dinge anzusprechen, weil sie Angst hätten, dass der Papst anderer Meinung sei. Dies sei nicht gut und entspreche nicht dem Prinzip der "Synodalität", so Franziskus.

Kardinal Erdö: Mehrheit stellt Lehre nicht in Frage

Der Generalberichterstatter der Synode, Kardinal Peter Erdö, hob in seinem Einführungsreferat hervor, eine "überwältigende Mehrheit" der Katholiken stelle die kirchliche Lehre über Ehe und Familie auch heute nicht grundsätzlich infrage. Erdö verwies auf die Ergebnisse der vatikanischen Umfrage zu Ehe, Familie und Sexualität.

Dies gelte insbesondere für die Unauflöslichkeit der Ehe und ihren Charakter als Sakrament. Sie sei unbestritten und werde "größtenteils" im kirchlichen Umgang mit Personen, deren Ehe gescheitert sei und die "einen Neuanfang" suchten, eingehalten, so der Budapester Kardinal. Es gehe daher nicht um Fragen der Lehre, sondern um die seelsorgerische Praxis. Die Umfrage habe gezeigt, dass nicht alle schwierigen und "irregulären" Situationen gleich behandelt werden könnten. Erdö ist auch Vorsitzender der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).

Bei der Bischofssynode hat auch der deutsche Kardinal Reinhard Marx erstmals das Wort ergriffen. In seinem kurzen Redebeitrag ging Marx auf die vorherigen Begrüßungsworte von Papst Franziskus ein, wie Vatikansprecher Federico Lombardi anschließend mitteilte. Der Münchner Erzbischof war einer von fünf Kardinälen, die insgesamt rund 25 Minuten auf die päpstlichen Eröffnungsworte antworteten. Über den Inhalt der Beiträge verlautete nichts.

Die Synode dürfe nicht mit einer Parlamentsdebatte verwechselt werden, bei der Mehrheiten gegen Minderheiten stünden, gab der französische Kardinal Andre Vingt-Trois zu bedenken. Stattdessen gehe es darum, in brüderlicher Verbundenheit einen gemeinsamen Willen zu entwickeln, "in aller Freiheit und mit Respekt voreinander", so Vingt-Trois, Mitglied des Synodenpräsidiums.

"Es gibt keine Pro-Kasper- oder Contra-Kasper-Partei"

Die Diskussion über den Eucharistieempfang für wiederverheiratete Geschiedene werde seiner Einschätzung nach nicht zu einer Spaltung der Synode zu Ehe und Familie führen. "Es gibt keine Pro-Kasper- oder Contra-Kasper-Partei", sagte der Pariser Erzbischof nach Eröffnung der Bischofsversammlung im Vatikan. Er äußerte sich mit Blick auf die Position des emeritierten deutschen Kurienkardinals Walter Kasper und seiner Befürworter.

Kasper hatte in einem Vortrag vor dem Kardinalskollegium im Februar angeregt, das Verbot des Kommunionsempfangs für wiederverheiratete Geschiedene für gewisse Einzelfälle zu überdenken. Damit löste er innerhalb der Kirche eine teils heftige Debatte aus. Der seelsorgliche Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen steht am Mittwoch auf der Tagesordnung der Synode, die bis zum 19. Oktober dauert.

Hier geht´s zum Auftakt des ersten Arbeitstags der Familiensynode (Video).


Quelle:
KNA