Papst Franziskus stoppt Vergabe geistlicher Ehrentitel

Monsignore ade?

Seit Franziskus vor einem halben Jahr zum Papst gewählt wurde, müssen etliche Priester an der römischen Kurie und in der Weltkirche auf ihre geistlichen Ehrentitel warten. Beobachter rechnen aber damit, dass die Vergabe bald in irgendeiner Form fortgesetzt wird.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Denn der Papst hat seit seinem Amtsantritt offenbar alle für derartige Ernennungen anhängigen Verfahren vorerst auf Eis gelegt. Entsprechende Medienberichte vom Donnerstag wurden von Kurienkreisen bestätigt. Auch in deutschen Bistümern wurden zuletzt mehrere angesetzte Zeremonien zur Verleihung der Auszeichnungen verschoben.

Über die Motive des Papstes, der früher als Ordensmann selbst weder "Monsignore" noch "Prälat" werden konnte, gibt es bislang nur Vermutungen: Naheliegend ist die Erklärung, dass Franziskus im Zeichen einer neuen Bescheidenheit die Vorschläge für eine Kurienreform abwarten will, die im Oktober von der dafür eingesetzten Kardinalskommission unterbreitet werden.

Hunderte Priester

"Monsignore" heißt auf Deutsch so viel wie "Hochwürdigster Herr" und ist selbst kein Ehrentitel. Es ist im deutschen Sprachraum nur die Anrede für alle Träger des Ehrentitels "Kaplan seiner Heiligkeit". Allein in Deutschland sind es mehrere hundert Priester mit diesem Ehrentitel. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt. In Italien und in anderen Ländern wie Frankreich und den Niederlanden wird die Anrede überdies für alle höheren Geistlichen bis hin zum Erzbischof gebraucht. Mit dem Ehrentitel, den Paul VI. 1968 einführte, werden verdiente Geistliche ausgezeichnet. Entweder werden sie vom Ortsbischof vorgeschlagen oder der Papst selbst ergreift die Initiative.

Die nächsthöhere Rangstufe ist der "Ehrenprälat seiner Heiligkeit". Sie ist oft mit bestimmten Funktionen verknüpft. In Deutschland erhalten etwa alle Generalvikare, also Leiter der Bistumsverwaltung, diese Auszeichnung. Aber auch verdiente Theologen gehören zu ihren Trägern. Als Mitglieder der päpstlichen Familie haben sie das Recht, an päpstlichen Zeremonien teilzunehmen. Der höchste geistliche Ehrentitel ist schließlich der "Apostolische Protonotar". Ihn tragen zum Beispiel die Domherren der großen päpstlichen Basiliken in Rom.

Früher wurde recht großzügig mit der Verleihung solcher Ehrentitel umgegangen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) werden geistliche Ehrentitel seltener verliehen, zudem wurden etliche Titel wie der des "Geheimkämmerers" abgeschafft.

So schnell wie Don Camillo erhalten Mitarbeiter der römischen Kurie geistliche Ehrentitel heute nicht mehr: Nach fünf Jahren im Dienst des Heiligen Stuhls werden sie "Kaplan seiner Heiligkeit" und nach weiteren fünf Jahren in vielen Fällen "Prälat". Alle Inhaber solcher Ehrentitel werden im Päpstlichen Jahrbuch, einem Personalverzeichnis der katholischen Kirchenleitung, verzeichnet.

Kein Protest

Von einem Aufschrei aus den Reihen der Priester ist bislang nichts zu hören. Dass nicht jedem Geistlichen der Verzicht auf Ehrentitel ganz leicht fällt, zeigte jüngst das Beispiel Venedig. Der katholische Patriarch der Lagunenstadt, Francesco Moraglia, verfügte, dass die Priester am Markusdom nicht mehr wie bislang automatisch den Ehrentitel eines "Apostolischen Protonotars" führen. Er begründete die Abschaffung des alten Privilegs mit einer "Verpflichtung zur Einfachheit". Medien berichteten daraufhin von Rumoren unter den Betroffenen. Allerdings war der Fall etwas anders gelagert: In Venedig verloren die Priester des Markusdoms ihren Ehrentitel. Auf weltkirchlicher Ebene bleibt auch weiterhin "Monsignore", wer schon "Monsignore" ist. 

Der vorübergehende Verzicht auf die Vergabe geistlicher Ehrentitel fügt sich nahtlos in das Bild von der Kirche, das Franziskus in den ersten sechs Monaten seines Pontifikats entworfen hat: Es ist eine Kirche von Don Camillo, nicht von Monsignore Camillo.

 


Quelle:
KNA