Annäherung zwischen Vatikan und Piusbrüdern

Dialog am Ende?

Der Vatikan will laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" den Dialog mit der traditionalistischen Piusbruderschaft beenden. Dazu werde Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller in Kürze eine Erklärung abgeben.

 (DR)

Bei seiner Vorabmeldung von Sonntag (07.07.2013) beruft sich das Magazin auf Informationen aus der Römischen Glaubenskongregation, die von Müller geleitet wird. Anlass für das Ende des Dialogs seien aktuelle Äußerungen der Bruderschaft zum 25. Jahrestag ihrer illegalen Bischofsweihen Ende Juni. Darin hatten die Piusbrüder erneut die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) und das römische Lehramt massiv kritisiert.

Die von Papst Benedikt XVI. 2007 eingeleitete Annäherung an die Piusbrüder hatte zwischen Ende 2009 und 2011 zu einem Dialog über strittige Lehrfragen geführt. Der Vatikan legte den Piusbrüdern daraufhin eine Erklärung zur Unterschrift vor. Die Frist dafür wurde mehrfach verschoben. Seit Frühjahr 2012 schien der Prozess zum Stillstand gekommen zu sein.

"Die Gründe für die schweren Irrtümer, die die Kirche derzeit zu zerstören im Begriff sind, liegen nicht in einer falschen Interpretation der Konzilstexte", sondern "in den Texten selbst, und zwar aufgrund der hanebüchenen Ausrichtung" des Konzils, heißt es in der Erklärung der drei verbliebenen Bischöfe der Piusbruderschaft. Rom wird zudem darin aufgefordert, "zur Tradition und zum hergebrachten Glauben" zurückzukehren.

Kritik an "neuer Messe"

In ihrer kritischen "Bestandsaufnahme" zur Lage der Kirche loben der Generalobere Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galarreta den "heroischen Akt" ihrer Bischofsweihen, die der Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) vor 25 Jahren, am 30. Juni 1988, vornahm. Da die Weihen vom Papst untersagt waren, zogen sich die Beteiligten damals die Exkommunikation zu, die Benedikt XVI. im Januar 2009 wieder aufhob.

Die Leiter der Piusbrüder stoßen sich in dem Dokument besonders an der "neuen Messe", die von einem "ökumenischen und protestantischen, demokratischen und humanistischen Geist durchsetzt" sei und "das Kreuzesopfer entleert". Der Papst übe seit dem Konzil nicht mehr seine volle Amtsgewalt aus; der "neue Souverän" sei das sogenannte "Volk Gottes".

Die "Priesterbruderschaft St. Pius X." wurde 1969 von Lefebvre gegründet. Sie lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche". Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die Piusbruderschaft zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung.


Quelle:
KNA