Erste Heiligsprechung unter Franziskus

Neuer Eintrag ins "Martyrologium romanum"

Es war die erste Heiligsprechung unter Papst Franziskus: Zwei Frauen und ein Mann wurden "kanonisiert". Die Einleitung dieses Schrittes war eine der letzten Amtshandlungen von Papst Benedikt XVI.

Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)

Papst Franziskus hat bei seiner ersten Heiligsprechung 800 italienische Märtyrer und zwei lateinamerikanische Ordensfrauen zur Ehre der Altäre erhoben. Vor mehreren Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz verwies er auf zahlreiche Christen, die auch heute Gewalt, Anfeindungen und Unverständnis ausgesetzt seien. "Gott gebe ihnen Mut zur Glaubenstreue und mache es ihnen möglich, Böses mit Gutem zu vergelten", sagte der Papst während der mehrstündigen Zeremonie bei sonnigem Frühlingswetter in Rom. Zugleich wandte er sich gegen Gleichgültigkeit und Individualismus und rief zum Einsatz für Benachteiligte und Arme auf.

Die im Jahr 1480 von den Osmanen im süditalienischen Otranto hingerichteten Märtyrer hätten sich geweigert, dem eigenen Glauben abzuschwören, sagte Franziskus in seiner Predigt. Diesen Mut hätten sie in einem Glauben gefunden, dessen Blick über die menschlichen Perspektiven und die Grenzen des irdischen Lebens hinausreiche. Zum Glaubenszeugnis gehöre freilich stets auch das "Zeugnis der Liebe, ohne das jedes Martyrium und jede Mission ihre christliche Prägung verlieren". Bei der Eroberung von Otranto waren der Stadtbeauftragte Antonio Primaldo und 800 Gefährten am 14. August 1480 von den Osmanen enthauptet worden, weil sie den Übertritt zum Islam ablehnten.

Erstmals nicht auf Italienisch gepredigt

Erstmals seit seinem Amtsantritt hielt Franziskus seine Predigt nicht nur auf Italienisch, sondern sprach mehrere Absätze auf Spanisch. Ausdrücklich würdigte er den Einsatz der kolumbianischen Ordensgründerin Laura di Santa Caterina da Siena Montoya y Upegui (1874-1949) für die Urbevölkerung.

Die erste kolumbianische Heilige habe den Menschen Hoffnung gegeben und ihre Kultur respektiert. Sie habe den christlichen Glauben mit einer wirksamen Pädagogik gelebt und bezeugt. Die neue mexikanische Heilige Maria Guadalupe Garcia Zavala (1878-1963) habe auf ein bequemes Leben verzichtet und sich in den Dienst der Armen gestellt. Dabei habe sie auch ihre Mitschwestern zur Liebe gegenüber den Armen angehalten. "Sie ist auf dem Boden des Krankenhauses vor den Kranken und Verlassenen niedergekniet, um sie durch ihr Mitgefühl zu begleiten." Ihr Beispiel fordere alle Gläubigen auf, sich nicht in die eigenen Probleme oder Interessen zu verschließen.

Zu Beginn der Messe hatte Kardinal Angelo Amato, der Leiter der Heiligsprechungskongregation, den Papst gebeten, kraft seinen Amtes die Seligen in den Katalog der Heiligen aufzunehmen und damit ihre Verehrung in der Weltkirche zu ermöglichen. Reliquien der neuen Heiligen wurden zum Papstaltar gebracht und dort ausgestellt. An der Fassade des Petersdoms hingen große Teppiche mit Darstellungen der neuen Heiligen.

Die Heiligsprechungen hatte Benedikt XVI. (2005-2013) in einer Kardinalsversammlung am 11. Februar angekündigt, bevor er die Öffentlichkeit über seinen Amtsverzicht informierte.

Rund 7.000 namentlich bekannte Selige und Heilige

Die Heiligsprechung ist in der katholischen Kirche eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über seine endgültige Aufnahme zu Gott. Nach dieser "Kanonisation", die während eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.

Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess voraus, der über mehrere Instanzen führt. Dabei muss nachgewiesen werden, dass durch die Fürsprache des oder der Betroffenen Wunder geschehen sind. Das gilt allerdings nicht für Menschen, die als Märtyrer, also wegen ihres Glaubens, gestorben sind.

Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr wird nur eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen. In der Kirche wurden anfangs die Heiligen ohne förmlichen Prozess anerkannt. Weil es dabei zu Übertreibungen und Parteilichkeiten kam, zog der Papst den Vorgang an sich. Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahr 993. Das Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche ("Martyrologium romanum") nennt rund 7.000 namentlich bekannte Selige und Heilige.


Quelle:
KNA , DR