Vatikanbeobachter zu den Vorbereitungen für die Papstwahl

Endspurt in Rom

Mit vier Wahlgängen täglich wollen die Kardinäle im kommenden Konklave einen neuen Papst wählen. Bereits am Dienstagabend, dem Eröffnungstag, ist eine erste Abstimmung vorgesehen. Vatikanbeobachter Gottfried Bohl (KNA) im domradio.de-Interview.

In beiden Öfen verbrennen bald die Stimmzettel (KNA)
In beiden Öfen verbrennen bald die Stimmzettel / ( KNA )

domradio.de: Wie ruhig ist es denn an diesem Sonntag vor dem Konklave in der ewigen Stadt?

Bohl: Nach außen ist es sehr ruhig, weil die Kardinäle auch einen offiziellen Ruhetag haben. Aber ich gehe davon aus, dass es hinter den Kulissen nicht immer ganz so ruhig ist, sondern dass man sich in kleineren Kreisen noch einmal trifft, sicherlich sich auch Zeit nimmt für den Gottesdienst und für das Gebet. Ich denke, dass die eine oder andere Sitzung abgehalten wird, wo man überlegt, wie es weitergeht. Dafür ist so ein freier Tag auch ganz gut geeignet.

domradio.de: Welche Fragen müssen noch konkret geklärt werden?

Bohl: Ich denke, es soll am Montag in der Generalkongregation ganz offiziell um das Thema gehen, welche Herausforderungen der künftige Papst bewältigen muss. Das war am Rande der Versammlung zu hören, dass das natürlich schon eine Rolle gespielt hat, aber jetzt soll das noch einmal ausführlich diskutiert werden. Und so langsam müssen sich die Kardinäle auch Gedanken machen, wem sie ihre Stimme geben werden, weil es am Dienstagnachmittag los geht, dann ist der erste Wahldurchgang.

domradio.de: Die Frage nach dem passenden Kandidaten wird jetzt immer öfter diskutiert, welche Namen fallen denn da in Rom?

Bohl: Es fallen sehr sehr viele Namen, einige fallen etwas häufiger. Das ist einmal von den Italienern Kardinal Angelo Scola, auch Kardinal Tarcisio Bertone, wobei es aber auch Stimmen gibt, die sagen, er käme überhaupt nicht in Frage, weil viele mit ihm nicht zufrieden sind, weil doch in der Kurie, in der Vatikanverwaltung einiges schief gelaufen ist. Dann gibt es den kanadischen Kardinal Marc Ouellet, der von vielen ins Spiel gebracht wird und Kardinal Odilo Scherer aus Brasilien. Das sind Namen, die mit am häufigsten genannt werden. Dann wird noch einer der Jüngsten immer wieder genannt: Kardinal Tagle von den Phillipinen. Er ist 55 und ihm wird eine große Zukunft vorausgesagt, aber andere sagen, er könnte noch gut bis zum nächsten Konklave abwarten. Es gibt noch jede Menge, die drum herum ins Spiel gebracht werden, das Ganze ist noch sehr offen. Manchmal ist das ja auch wie so ein Versuchsballon, man wirft einen Namen in die Runde und guckt, wie die Öffentlichkeit reagiert. Jetzt bekommen die Kardinäle die Reaktion auch noch mit.

domradio.de: Das Konklave beginnt am kommenden Dienstag, merkt man das in der Stadt?

Bohl: Es sind immer viele Touristen in Rom. Was man merkt, gestern wurde der Schornstein auf der Sixtinischen Kapelle aufgebaut, aus dem dann ab Dienstag weißer oder schwarzer Rauch kommt, da kamen schon ganz viele Leute und guckten neugierig als da ein paar Techniker auf dem Dach waren. Das war schon ein äußeres Zeichen, dass der Endspurt beginnt. Wir durften gestern in die Sixtinische Kapelle hinein und gucken, wie da die Vorbereitungen sind, da wird natürlich noch einiges gemacht. Die Kapelle ist auch seit einigen Tagen für die Besucher abgesperrt.

domradio.de: Wie ist denn der Ablauf am Dienstag?

Bohl: Zum einen ziehen die Kardinäle am Dienstag früh in das Gästehaus St. Marta, normalerweise geschieht das immer am Vorabend, dann ist ab 10 Uhr die große feierliche Messe zur Papstwahl im Petersdom, es geht dann zurück zur Mittagspause ins Gästehaus und gegen 16 Uhr ist der feierliche Einzug in die Sixtinische Kapelle. Anschließend spricht der Zeremonienmeister das berühmte „extra omnes“, das heißt in etwa alle raus, die hier nichts zu suchen haben und dann geht es richtig los. Es gibt eine Vereidigung der Kardinäle und einen ersten Wahlgang. Da sehen die Kardinäle schon einmal, welche Namen genannt werden, wie ist das Stimmungsbild und dann hat man am Abend wieder Zeit und am Mittwoch den nächsten Wahlgang. Dass im ersten Wahldurchgang gleich ein neuer Papst gewählt wird, das wird für ausgeschlossen gehalten.

domradio.de: Ab wann rechnen Sie mit einem Ergebnis?

Bohl: Das ist eine gute Frage, ich sage jetzt einmal bis Freitag, denn danach wäre ein Ruhetag, wenn bis Freitagabend keine erfolgreiche Wahl von statten gegangen ist. Ich kann mir persönlich vorstellen, da ja schon einige Tage die Möglichkeit sich auszutauschen bestand, dass man es bis dahin geschafft hat. Das wären ja bis Freitag 12 bis 13 Wahlgänge. Aber das ist alles Spekulation, das kann im Konklave auch alles ganz anders laufen und viel länger dauern.

Das Interview führte Verena Tröster


Der Schornstein für das Konklaveergebnis (KNA)
Der Schornstein für das Konklaveergebnis / ( KNA )
Quelle:
DR