Luftkurort drückt Kardinal Scherer Daumen

Papstkandidat mit saarländischen Wurzeln

Ein Papst, der des Saarländischen mächtig ist? Odilo Kardinal Scherer werden nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. gute Chancen eingeräumt. Der Brasilianer hat deutsche Wurzeln. Ein Heimatbesuch.

Autor/in:
Hanna Jochum
Der Luftkurort Theley im Saarland / © SecretDisc
Der Luftkurort Theley im Saarland / © SecretDisc

Die Vorfahren des Erzbischofs von Sao Paolo stammen aus dem saarländischen Luftkurort Theley. "Das ist ein Gewächs des Schaumberger Landes", sagt Ortsbürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) der Nachrichtenagentur dapd. Schon vier Mal hat Scherer die Heimat seiner Ahnen, die in den 1880er Jahren nach Südamerika auswanderten, im Landkreis St. Wendel besucht. "Eine gute deutsche Suppe isst Odilo am liebsten", erzählt die 83-jährige Wirtsmutter, die den Kardinal zuletzt 2003 beherbergte. Aber auch "Sahnegeschnetzeltes mit Nudeln" möge er gern. Die 83-Jährige wird von Scherer liebevoll "Tante Mathilde" genannt. Ihren Nachnamen allerdings möchte die Rentnerin nicht verraten. Denn seit sich das Konklave nähert und Scherer als papabile gehandelt wird, steht ihr Telefon nicht mehr still. "Alle wollen mit mir über Odilo Scherer reden", klagt sie.

Denn dessen Chancen auf das höchste katholische Kirchenamt stehen laut Vatikan-Berichterstatter und Autor Marco Politi nicht schlecht, auch weil in Brasilien mit 137 Millionen weltweit die meisten Katholiken leben. Medienberichten zufolge sammeln die Kardinäle bereits fleißig Stimmen für Scherer. Ihm wird nachgesagt, ein begnadeter Seelsorger zu sein, der auch verwalten kann.

"Er lacht gern, hat Humor"

Scherer wurde 1949 als eines von elf Kindern im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul geboren, mit dem der Kreis St. Wendel eine Partnerschaft unterhält. Scherer genießt in Südamerika große Popularität, vor allem weil der studierte Theologe und Philosoph sich für die Armen in den Favelas einsetzt und dabei keine Berührungsängste kennt. 2007 wurde Scherer, dessen Geburtsname "Otto" lautet, von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof ernannt.

Die 83-jährige Mathilde kennt Scherer bereits seit 30 Jahren. "Er ist ein ganz einfacher Mann", beschreibt die Frau den Geistlichen. "Er lacht gern, hat Humor", erzählt die Seniorin. Für das kommende Konklave bete sie für Scherer, mit dem sie auch eine herzliche Brieffreundschaft pflege. Ob sie dem Kardinal allerdings das Papstamt wünsche, mag Mathilde nicht so recht beurteilen. "Das ist schon eine große Verantwortung", gibt sie zu bedenken. In Brasiliens Metropole Sao Paulo sei schon jetzt die Hölle los.

Besondere Würdigung im Falle von Scheres Wahl

Ebenso aus dem Häuschen wie die brasilianischen Freunde der Gemeinde ist Theleys Bürgermeister Schmidt. "Das ist eine spannende Geschichte hier", bewertet der Kommunalpolitiker das Treiben um den möglichen Pontifex in spe. "88 Prozent der Menschen hier sind katholisch", betont der Kommunalpolitiker. Entsprechend groß sei das Interesse der Bevölkerung in dem 3.200-Seelen-Dorf, an dessen Hauptstraße noch immer das Bauernhaus von Scherers Verwandten steht. Erst vergangene Woche habe es Email-Kontakt zwischen dem Luftkurort und dem Kardinal gegeben.

Sollten die Purpurträger Odilo Pedro Scherer schließlich wirklich zum Papst ernennen, lasse sich die Gemeinde Theley etwas ganz Besonderes einfallen, verspricht der Bürgermeister. "Das muss dann in angemessener Weise gewürdigt werden", betont Schmidt. Der Countdown im Vatikan zumindest läuft: Seit Montag rüsten sich die Purpurträger für die Papstwahl. Unter anderem wird dem Bistum zufolge auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann am Dienstag nach Rom reisen.


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