Neue illegale Bischofsweihe in China geplant

Am Vatikan vorbei

In China plant die regierungstreue Patriotische Vereinigung offenbar eine neuerliche Bischofsweihe ohne Zustimmung des Vatikan. In Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hebei solle voraussichtlich am kommenden Donnerstag Joseph Shen Guo'an zum Bischof geweiht werden.

 (DR)

Papsttreue Priester der Diözese sowie Bischöfe umliegender Diözesen würden unter Druck gesetzt, an der Zeremonie teilzunehmen. Nach Einschätzung von Beobachtern sei Shen weder geeignet noch selbst gewillt, das Bischofsamt zu übernehmen.

Shen ist dem Bericht zufolge seit 1988 Priester und arbeitete bislang in der Gemeindeseelsorge. Er sei Vize-Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung von Hebei und seit 2008 von dieser zum Bischofsamt ausersehen. Der Bischofsstuhl von Wuhan ist seit dem Tod von Bischof Bernardine Dong Guangqing 2007 vakant. Dong war 1958 einer der ersten beiden Bischöfe, die ohne päpstliche Genehmigung geweiht wurden; erst 1984 erkannte Papst Johannes Paul II. den Franziskaner als Bischof an.

Rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind Katholiken. Sie sind in zwei Gruppierungen geteilt: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst. Die "patriotischen Christen" können seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen "Kulturrevolution" (1966-1976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der "Untergrundkirche" kommt es dagegen regelmäßig zu staatlichen Sanktionen.

In der Praxis ist die scharfe Grenzziehung zwischen den beiden Gruppierungen in den vergangenen Jahren allmählich verschwommen. Bis auf wenige Ausnahmen waren bis zu einer unerlaubten Bischofsweihe Mitte November inzwischen auch die meisten patriotischen Bischöfe vom Vatikan anerkannt. Den neuen Kurs Pekings werten Beobachter als eine ernsthafte Gefährdung des zuletzt Erreichten.

Vor einigen Wochen hatte der Bischof von Hongkong, John Tong, in ungewöhnlich scharfer Form die fehlende Religionsfreiheit in seinem Land beklagt. Zwar gebe es qua Verfassung und internationaler Vereinbarungen eine Garantie von Religionsfreiheit. Es brauche aber ein Religionsgesetz, das das verfassungsmäßige Recht gegen Willkürmaßnahmen von einzelnen Beamten schütze, sagte er bei einem Vortrag in Deutschland.

Tong berichtete, dass mindestens zwei katholische Bischöfe und ein Priester seit Jahren verschwunden seien. Nahezu 60 katholische Geistliche seien inhaftiert oder stünden unter Hausarrest, davon 10 Bischöfe. Seit Jahresbeginn seien mindestens drei Priester aus der Provinz Hebei verhaftet und einer davon schwer gefoltert worden.
Zudem würden viele Geistliche, namentlich Mitglieder der romtreuen, staatlich nicht anerkannten Untergrundkirche, gezwungen, gegen ihre Überzeugungen zu handeln.