Frère Alois lobt Spirit des Taizé-Treffens

"Europa lebt unter den Jugendlichen"

Die Suche nach Spiritualität hat 15.000 junge Menschen zum Europäischen Jugendtreffen von Taizé nach Riga geführt. Dort feiern sie Silvester in Stille. Im Interview zieht Taizé-Prior Frère Alois ein positives Fazit der Tage im Baltikum.

Frere Alois / © Christoph Koitka (KNA)
Frere Alois / © Christoph Koitka ( KNA )

dpa: Welche Bedeutung hat das Taizé-Treffen in Riga?

Frère Alois (Prior der Gemeinschaft von Taizé): Dass wir zum ersten Mal in einem Land aus der ehemaligen Sowjetunion ein europäisches Treffen machen können, ist ein großer Schritt. Und dass die Menschen hier eine große Gastfreundschaft gezeigt haben. Menschen in der Kirche, aber auch außerhalb davon. Es war wirklich ein Ereignis, dass die Stadt und das Land mitgetragen haben. Das bedeutet auch, dass Europa lebt unter den Jugendlichen – wir wollen das zum Ausdruck bringen. Die Jugendlichen haben ein europäisches Feeling und wollen, dass Europa zusammenwächst. In einer Zeit, wo immer mehr Schwierigkeiten und Instabilitäten da sind, müssen wir stärker zu den Quellen des Glaubens gehen mit den Jugendlichen, damit dass das Vertrauen auf Gott existenziell gelegt wird. 

dpa: Wie wichtig ist angesichts der geopolitischen Lage der Austausch über den Glauben als auch über Politik und andere Themen?

Frère Alois: Zuerst ist es wichtig, dass wir uns klar werden, wo sind meine Wurzeln, was ist mir wichtig im Leben – das hat Priorität. Dass wir uns nicht leiten lassen von den Ängsten, die jetzt größer werden und zu Abschottungen führen und zum Gegenteil von Geschwisterlichkeit über Grenzen hinweg. Das ist ja eigentlich die Idee Europas, die Idee, die Europa zusammengeführt hat. Diese Völkerverständigung auch über Europa hinaus ist jetzt ein großer Auftrag, den die Jugendlichen annehmen. Die Jugendlichen wollen das leben. 

dpa: Welchen Effekt erwarten Sie konkret von dem Treffen?

Frère Alois: Welche Auswirkungen ein solches Treffen hat, das kann man nicht abmessen. Aber wir sind sicher, dass die persönlichen Beziehungen und Freundschaften auch über Grenzen hinweg notwendig sind für die diplomatische Völkerverständigung - konkret jetzt die baltischen Länder und Russland. Auch gibt es tiefe Gräben zwischen Russland und Europa. Die Tatsache, dass jetzt junge Russen hierher gekommen sind und dass man aufeinander hört - ohne diese Begegnungen kann keine Diplomatie fruchtbar werden und das ist unser Beitrag. 

Das Interview führte Alexander Welscher.


Quelle:
dpa