Junge Christen starten Taizé-Treffen in Straßburg

Eine Gemeinschaft der Freundschaft

Leitmotiv der Jugendlichen beim ökumenischen Taizé-Treffen in Straßburg ist die Begeisterung. Neugier auf Menschen aus anderen Kulturen und gemeinsame Spiritualität hat sie ins Elsass gebracht. domradio.de übertrug das Abendgebet live.

Abendgebet in Straßburg (DR)
Abendgebet in Straßburg / ( DR )

Junge Christen aus ganz Europa haben sich am Samstag zum 36. Europäischen Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in Straßburg versammelt. Etwa 20.000 Menschen zwischen 17 und 35 Jahren strömten in die Messehallen, wo am Abend das erste gemeinsame Gebet stattfand.

Für eine "Gemeinschaft der Freundschaft"

Der Leiter der Taizé-Gemeinschaft, Bruder Alois Löser, rief die jungen Christen dazu auf, sich für ein gerechteres und friedlicheres Zusammenleben der Völker zu engagieren: "Jesus hat seine Liebe und Freundschaft allen angeboten. Und diese Liebe können auch wir unter uns leben." Alle Christen sollten für eine "Gemeinschaft der Freundschaft" eintreten, um gegen Armut, soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung zu kämpfen, so der 59-Jährige.

Das erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte grenzüberschreitend - im elsässischen Straßburg und der badischen Ortenau - organisierte Taizé-Treffen soll junge Menschen in ihrem christlichen Glauben stärken. Bis zum 1. Januar kommen die Teilnehmer zweimal am Tag zu gemeinsamen Gebeten zusammen. Vormittags nehmen sie am dezentralen Programm in den gastgebenden Kirchengemeinden auf beiden Seiten des Rheins teil. Rund 6.000 Pilger sind bei Gastgebern in der Ortenau untergekommen. Aus Frankreich sind rund 9.000 und aus Polen etwa 4.700 junge Christen nach Straßburg gekommen.

Debatte mit EU-Parlamentariern

Neben religiösen Angeboten gibt es auch gesellschaftspolitische Diskussionen. Geplant ist etwa eine Debatte mit Abgeordneten im Europaparlament und ein Gespräch mit Richtern des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs. Höhepunkt des Treffens von Jugendlichen verschiedener Konfessionen ist die Feier eines alternativen Jahreswechsels mit Gebet und Meditation.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, will nach Straßburg kommen, ebenso der evangelische badische Landesbischof Ulrich Fischer.

Aus Deutschland sind 1500 junge Leute angemeldet. Tatsächlich kämen jedoch viele mehr unangemeldet aus dem grenznahen Ortenau-Kreis und Freiburg, sagte Bruder Benoît. Bis zum 1. Januar 2014 stehen Gebete, politische Diskussionen und alternative Silvester-Partys in den Gastgemeinden auf beiden Rheinseiten auf dem Programm. Den Organisatoren ist es gelungen, im Elsass und im benachbarten baden-württembergischen Ortenau-Kreis für alle Jugendliche Unterkünfte zu finden.

"Es war wie ein Wunder", sagt Bruder Benoît über die reibungslose Unterbringung der Ausländer, die oft kaum Englisch, Deutsch oder Französisch sprechen. "Wir haben jeder Gruppe einen Begleiter in ihrer Heimatsprache zuteilen können". Die 35.000 Programmhefte des Treffens sind in 20 Sprachen übersetzt worden.

1949 hatte der französische Ordensbruder Roger Schutz die Glaubensgemeinschaft Taizé gegründet. Die großen Jugendtreffen zum Jahresende finden jedes Jahr in einem anderen europäischen Land statt. 2012 war Rom Gastgeber, 2011 Berlin.

Taizé zählt zu den wichtigen Stätten der ökumenischen Bewegung. Der kleine Ort im Burgund ist Sitz einer Bruderschaft, die zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt wurde. Ihr gehören rund 100 Männer aus mehr als 25 Ländern an, die aus verschiedenen evangelischen und aus der katholischen Kirche stammen. Bekannt ist die Taizé-Spiritualität für ihren einfachen Lebensstil und emotionale Musik.

Seit im August 1974 Zehntausende zu einem "Konzil der Jugend" nach Taizé kamen, veranstalten die Brüder regelmäßig Jugendtreffen in allen Teilen der Welt. Geleitet wird die Bruderschaft von dem aus Stuttgart stammenden Katholiken Frère Alois Löser. Der Schwabe wurde 2005 Nachfolger des von einer psychisch kranken Frau getöteten charismatischen Gründers Frère Roger Schutz.


Quelle:
dpa , KNA