Pater Tobias läuft Marathons für einen guten Zweck

"Dadurch macht das Laufen Spaß"

Offizielle Marathonläufe sind in der Corona-Krise meist ausgefallen, aber Pater Tobias Breer hat trotzdem trainiert und ist im vergangenen Jahr 21 Marathons gelaufen – für einen guten Zweck. Für das Jahr 2021 hat er bereits neue Ziele.

Symbolbild Läufer. Jogger / © WAYHOME studio (shutterstock)
Symbolbild Läufer. Jogger / © WAYHOME studio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie oder wo sind Sie die Marathons denn gelaufen?

Pater Tobias Breer OPraem (Prämonstratenser-Abtei Hamborn): Also bis April habe ich es offiziell gemacht. Ich war vor einem Jahr noch in Vietnam, da habe ich noch einen Ultramarathon gemacht von 72 Kilometern mitten durch den Urwald. Also bis April ware es noch offiziell - und dann kam die Corona-Krise. Da habe ich mir gedacht: Okay, wo schaffst Du es mal, in der Woche vier bis fünf Stunden frei zu bekommen? Und dann habe ich diese Marathonläufe virtuell gemacht. Also bin ich alleine gelaufen – hier vom Gemeindebüro aus ungefähr immer 42 km. Eine Strecke hin, eine Strecke zurück. Das war manchmal bis Essen – von Duisburg nach Essen und zurück: 42 km.

Dann habe ich das ausgeschrieben und habe dafür dann auch immer Geld bekommen, denn ich laufe für arme Kinder hier in Duisburg und weltweit. Damit habe ich somit 48.000 Euro in 2020 letztendlich durch diese virtuellen und auch die offiziellen Marathonläufe erhalten. Das ist ein tolles Ergebnis. Darüber freue ich mich und es ist ein totaler Ansporn, auch für 2021 weiterzumachen.

DOMRADIO.DE: Ja, genau und eine große Leistung. 48.000 Euro an Spenden und Sponsorengeldern für bedürftige Kinder. Also noch mehr als sonst ja ohnehin schon immer. Wen unterstützen Sie genau damit?

Pater Tobias: Wir haben ein eigenes Kinderprojekt. Das hab ich jetzt seit ungefähr acht Jahren. Wir haben eine Kinderlern-Küche. Bei uns können Kinder kochen und backen lernen. Duisburger Kinder können durch das Projekt an Schwimmkursen teilnehmen. Wir fördern Reittherapie, bedürftige Kinder hier aus Hartz-IV-Familien, aber auch Kinder weltweit. Letztes Jahr habe ich 5.000 Euro an syrische Kinder überwiesen, die im Flüchtlingscamp im Libanon leben.

Oder jetzt im November knapp 7.000 Euro für Kinder in Uganda. Das sind Waisen, wo hier von der Gemeinde der Missionskreis dieses Projekt unterstützt. Aber der Missionskreis konnte dieses Jahr auch keinen Basar durchführen. Und dann hab ich denen gesagt: Hört mal zu, dann laufe ich für euch Marathon, damit ihr wenigstens das Geld zusammenkriegt. Und so haben sie sogar doppelt so viel zusammen gekriegt. Also fast 7000 Euro. Und die Waisen in Uganda, die haben sich wahnsinnig gefreut über diese tolle Spende.

DOMRADIO.DE: Sie laufen seit 2006 vier Marathons und einen Ultramarathon. Jetzt letztes Jahr waren es viel mehr, nämlich 21, aber eben ohne dass so viele andere mitlaufen und ohne Publikum. Wie konnten Sie sich dazu motivieren?

Pater Tobias: Ich bin selber Lauftrainer. Ich habe mal so einen Lauftrainerschein gemacht, habe auch selber hier in Duisburg zwei Laufgruppen – und denen zeige ich natürlich, wie es gemacht wird. Es ist natürlich eine mentale Stärke gefordert. Man muss sich selber motivieren. Ich bin jetzt im Juni zum Beispiel von hier von Duisburg nach Münster gelaufen, durch meine Heimatstadt in Werne. Also das waren hundert Kilometer – und da muss man sich natürlich dann auch selbst motivieren und immer wieder anfeuern. Aber ich denke immer an das Ergebnis. Wenn man ins Ziel kommt, wenn man es geschafft hat. Man bekommt wieder die Spendengelder und ich sehe die strahlenden Kinderaugen, die man damit unterstützen kann. Das ist einfach toll. Dadurch macht das Laufen Spaß.

Und ich tue meiner Gesundheit noch etwas Gutes. Also ich übertreibe es jetzt nicht – kann man vielleicht nicht sagen, wenn man 21 Marathonläufe im Jahr macht. Aber es ist ein gutes Training, man muss sich gut ernähren. Und letztendlich: Ich habe meistens ein Diktiergerät dabei, ich kann die Predigt für Sonntag schon formulieren, weil gerade wenn man in Gottes freier Natur läuft, kommen einem so tolle Ideen. Ich lese vorher dann auch das Evangelium vom nächsten Sonntag durch und habe dann auch Gelegenheit, diese viereinhalb Stunden, wo ich laufe, auch intensiv letztendlich darüber nachzudenken, was ich den Leuten am kommenden Wochenende von der Kanzel sage.

DOMRADIO.DE: Also Office auch noch beim Laufen. Wie bereiten Sie sich vor? Haben Sie Tipps zur Motivation und Fitness für dieses neue Jahr für uns?

Pater Tobias: Ja, man braucht auf jeden Fall gute Trainingspläne. Da sollte man schon drauf achten. Man sollte es nicht übertreiben. Gute Regeneration ist auch wichtig. Man sollte langsam anfangen, also damit einen, zwei Kilometer mal zu laufen und dann wieder zu gehen. Vielleicht eine Minute gehen und dann wieder einen Kilometer laufen. Also das so langsam aufbauen, so sage ich es auch meinen Schülern und Schülerinnen, die bei mir an Laufkursen teilnehmen.

Es reicht ja auch schon, wenn man draußen spazieren geht, an die frische Luft geht. Vor allen Dingen viele Vitamine essen und viel Obst und Gemüse. Das ist so das A und O. Da sind viele Kohlenhydrate drin, die man benötigt. So hat man auch die Power, letztendlich dann auch eine längere Strecke mal zu absolvieren.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie gesagt, dieses Jahr geht es natürlich weiter. Was haben Sie sich fürs neue Jahr vorgenommen? Persönlich, aber auch für Ihr Projekt Lebenswert. Und welche Marathonläufer stehen an? Morgen geht es ja schon wieder los, oder?

Pater Tobias: Morgen laufe ich einen Marathon. Das ist der erste. Mal gucken, wie es läuft. Ich laufe langsam, so zwischen 4 und 5 Stunden. Ich werde es nicht übertreiben am Anfang des Jahres. Ich möchte mal gucken. Wie viel ich dieses Jahr schaffe, weiß ich nicht. Das wusste ich letztes Jahr auch nicht. Das hängt auch davon ab, wie diese Corona-Krise noch weitergeht und ob und wann offizielle Marathonläufer wieder veranstaltet werden können.

Mitte des Jahres schätze ich mal, dass wieder offizielle Marathonläufe stattfinden können. Ich habe mich für Berlin angemeldet, im Juni für Biel. Das ist ein Nachlauf in der Schweiz über 100 km. In Sonthofen ist ein Panoramalauf über 72 Kilometer. Und dann Tokyo: Da warte ich jetzt seit drei Jahren schon darauf. Da versuche ich, den sechsten Stern zu holen. Das sind so sechs große Marathonläufe auf der Welt, wo New York, Boston, Chicago, London, Berlin und Tokio dazu gehören. Und Tokio fehlt mir einfach noch. Am Ende des Jahres, das wollte ich eigentlich im vergangenen Jahr schon machen, aber es ist auch ausgefallen, 300 Kilometer durch die Dubai-Wüste. Das ist wieder einen Höhepunkt in diesem Jahr.

DOMRADIO.DE: Sechs-Sterne-Medaille. Sie haben es gerade schon angesprochen. Das heißt, sie haben die anderen Ziele alle schon erreicht, die anderen fünf Städte. Und jetzt fehlt Tokio noch?

Pater Tobias: Ja, es sind nur 6000 Menschen, die das haben auf dieser ganzen Welt. In Deutschland ist es ungefähr 392, habe ich mal recherchiert, die das haben. Sechs Marathonläufe – das hätte eigentlich letztes Jahr stattfinden sollen, aber Tokio ist auch ausgefallen. Jetzt wird es am 17. Oktober hoffentlich stattfinden. Ich habe eine Startnummer bekommen und somit hoffe ich mal, dass ich dann ins Ziel komme und den sechsten Stern bekomme. Darauf freue ich mich natürlich riesig. Darauf habe ich 14 Jahre jetzt hingearbeitet.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Pater Tobias Breer trainiert für einen Ultramarathon / © Daniel Elke/Projekt Lebenswert/KNA (KNA)
Pater Tobias Breer trainiert für einen Ultramarathon / © Daniel Elke/Projekt Lebenswert/KNA ( KNA )
Quelle:
DR