Kritik an Verbot von Gladbachfahnen wegen christlicher Symbole

"Ich finde es verheerend, was da passiert ist"

Kritik hält weiter an: Politiker und Fanvertreter zeigen sich empört über das Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte gegen Fußballfans von Borussia Mönchengladbach beim Euro-League-Spiel in Istanbul.

Fahne des Anstoßes: Stadtwappen von Mönchengladbach / © kolo5 (shutterstock)
Fahne des Anstoßes: Stadtwappen von Mönchengladbach / © kolo5 ( shutterstock )

Wegen der auf dem Mönchengladbacher Stadtwappen abgebildeten christlichen Symbole - Kreuz, Bischofsstab und heiliger Vitus - waren einigen der insgesamt 1.400 mitgereisten Fans beim Euro-League-Spiel am Donnerstagabend in Istanbul ihre Fahnen abgenommen worden.

"Das ist ein weiteres Anzeichen dafür, wie schwer es Christen in der Türkei haben", sagte FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff der "Bild"-Zeitung (Samstag): "Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland Moscheen bauen, aber deutsche Fans in der Türkei ihre Flaggen abgeben müssen. Auf der türkischen Fahne ist der islamische Halbmond - sollen wir die etwa bei uns verbieten?"

Grünen-Politiker Cem Özdemir äußert sich zur Situation

"Anstatt sich mit dem Kreuz in der Fahne Mönchengladbachs zu beschäftigen, sollte Ankara besser dafür sorgen, dass die letzten in der Türkei verbliebenen Christen nicht auch noch auswandern müssen aus ihrer einstigen Wiege", sagte Grünen-Politiker Cem Özdemir der Zeitung. Er rief den europäischen Fußballverband Uefa auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen für die Schikanen.

"Die behördliche Willkür ist ein eklatanter Verstoß gegen Uefa-Prinzipien wie Völkerverständigung und Fair Play", sagte die stellvertretende Linken-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Sevim Dagdelen, der "Rheinischen Post" (Samstag): "Wer meint, einer islamistischen Agenda im Stadion huldigen zu müssen, kann keinen Platz in einem europäischen Fußballwettbewerb für sich beanspruchen."

Verantwortliche von Borussia Mönchengladbach ebenfalls empört

Auch Innenstaatssekretär Günter Krings, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Mönchengladbach, forderte Konsequenzen: "Die Uefa muss der türkischen Seite klarmachen, dass die Mitgliedschaft in einem europäischen Sportverband voraussetzt, dass europäische Werte und Regeln respektiert werden."

Die Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach und Fanvertreter hatten ebenfalls empört reagiert. Sportdirektor Max Eberl sagte: "Ich verurteile es, wenn unsere Fans nicht ins Stadion dürfen, weil in unserem Stadtemblem christliche Symbole zu sehen sind."

"Ein Kreuz in der Türkei zu tragen, ist nicht verboten"

Wie aus dem Stadtnamen schon ersichtlich, handelt es sich bei Mönchengladbach um eine Stadt, deren Geschichte eng mit dem christlichen Mönchtum verbunden ist. Die Benediktinerabtei - im heutigen Stadtwappen durch den Bischofsstab symbolisiert - war maßgeblich für die Entwicklung der Stadt verantwortlich.

Insbesondere die Darstellung des heiligen Vitus, des Schutzheiligen der Abtei, soll den Unmut der Sicherheitskräfte erregt haben, berichteten Fanvertreter: "Nach mehrmaliger Kontrolle der Banner wurde mitgeteilt, dass die Fahne aufgrund des christlichen Symbols nicht erlaubt sei." Auch Gökay Sofuoglu, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Deutschlands (TGD) hatte in der "Welt"(Freitag) sein Unverständnis geäußert: "Ich finde es verheerend, was da passiert ist. Ein Kreuz in der Türkei zu tragen, ist nicht verboten."


Quelle:
KNA