Schwester Katharina über die bisherige Fußball-WM

"Island hat mich schwer entzückt"

WM-Euphorie: So fieberte in Olpe Schwester Katharina dem ersten Deutschland-Spiel entgegen. Im Interview kommentiert sie die bisherige WM und erklärt, warum es auf dieses erste Deutschlandspiel ankommt.

Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas (DR)
Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas ( DR )

DOMRADIO.DE: Die ersten WM-Partien sind schon gespielt. Haben Sie schon intensiv geschaut?

Schwester Katharina Hartleib (Ordensschwester vom Franziskanerkonvent in Olpe und Fußballexpertin): Intensiv nicht, aber schon ein bisschen. Ich habe dieses Spiel Frankreich gegen Australien geschaut und war sehr verdattert, dass sich die Franzosen so schwer getan haben. Aber das ist ja genau die Frage, die sich oft stellt: Gibt es viele tolle Einzelspieler oder gibt es eine tolle Mannschaft?

DOMRADIO.DE: Das haben wir auch bei der Partie Spanien gegen Portugal gesehen. Klar, Cristiano Ronaldo hat dieses 3:3 praktisch im Alleingang erzwungen, aber Portugal ist eben auch eine tolle Mannschaft.

Schwester Katharina: Das hatte ich auch nicht so erwartet. Ich hatte Spanien wirklich für stärker eingeschätzt, wie wahrscheinlich viele andere. Aber Ronaldo hat dann tatsächlich den Unterschied gemacht. Im Vergleich zu Argentiniens Messi, wo man ganz deutlich merkte, dass die gesamte Mannschaft auf ihn hin orientiert ist. Dann war es natürlich für die Gegner sehr einfach, Messi zu doppeln oder sogar mit drei Leuten zu bewachen.

DOMRADIO.DE: Und dann hat Messi auch noch einen Elfmeter verschossen...

Schwester Katharina: Gut, das kann jedem passieren.

DOMRADIO.DE: Nachher um 17 Uhr ist der erste Auftritt der deutschen Mannschaft. Die Nation ist ja irgendwie gespalten. Die einen sagen: Deutschland ist Titelfavorit. Die anderen sagen: Nee, Deutschland hat 2018 überhaupt keine Chance. Wenn wir uns vor allem auch die letzten Testspiele anschauen – wieviel Optimismus haben Sie denn, dass es eine gute WM für Deutschland wird ?

Schwester Katharina: Optimistisch bin ich ja immer (lacht), schon von "Berufs" wegen her. Schlechte Testspiele waren immer gut, weil sie da noch einmal gemerkt haben: "Huch, dieses, das und jenes funktionieren nicht und wir müssen reinkommen." Und das wird, glaube ich, genau die Frage.

Wenn heute Abend das Spiel gegen Mexiko gut läuft, wenn sie gut reinkommen, dann werden sie als typische Turniermannschaft von Spiel zu Spiel besser. Und wenn wir dieses Spiel heute Abend gewinnen, ist der erste Druck schonmal weg. Dieser Druck: "Wenn sie verlieren sollten oder unentschieden spielen, dann wird es gleich schwieriger". Von der Stimmung her bin ich mir nicht so sicher, weil das mit Gündogan und Özil ein Stimmungsproblem verursacht hat. 

DOMRADIO.DE: Ist das immer noch ein Problem – auch jetzt noch?

Schwester Katharina: Es klingt so. In den Kommentaren und nach dem, was man so hört, wird sich Jogi Löw sehr um die beiden kümmern- und immer wieder bestärken müssen, dass sie gut sind und dass alles okay ist. Das gefällt mir nicht so sehr.

DOMRADIO.DE: Hätte er die beiden vielleicht zu Hause lassen sollen?

Schwester Katharina: Ich glaube nicht. Özil ist ein zu guter Fußballer und ich denke, Jogi schätzt die Art und Weise wie er spielt so sehr, dass er es nicht übers Herz gebracht hätte. Ich kann das nicht beurteilen. Ich hätte das nicht gemacht, weil dann das Ganze so überhöht worden wäre. Das hätte die beiden zu Märtyrern gemacht.

DOMRADIO.DE: Beim Training wirkte Mesut Özil so als ob er nicht hundertprozentig bei der Sache wäre. Da sind Bedenken berechtigt, dass er eine richtig gute WM spielt, oder?

Schwester Katharina: Das ist genau die Frage. Wenn die Stimmung gut ist und wenn die deutsche Mannschaft unbelastet aufspielen kann, sind solche Dinge nicht so schwierig. Aber wenn so ein Stimmungsprobolem da ist, dann fehlt ein Lukas Podolski – ich sag' das jetzt mal als Fan vom 1. FC Köln – jemand, der der Stimmung gut tut, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt, der aber immer gute Laune verbreitet.

DOMRADIO.DE: Wir wollen nicht schwarzmalen. Letztes Mal bei der WM gab es zum Auftakt ein 4:0 gegen Portugal, vor einem Jahr beim Confed-Cup ein 4:1 gegen Mexiko. Es kann doch eigentlich gar nichts schiefgehen, oder?

Schwester Katharina: Man weiß nie, das hat man ja bei Argentinien und Island gemerkt; Island hat mich schwer entzückt. Ich tippe trotzdem, dass es ein 2:1 wird.

DOMRADIO.DE: Das ist Ihr offizieller Tipp?

Schwester Katharina: Ja, ein 3:1 wäre auch gut oder ein 4:1. Ich tippe mal auf einen Sieg. Ein 2:1 würde mir reichen. Ich denke, das geht den meisten so.

DOMRADIO.DE: Viele Fans tun sich zusammen und schauen gemeinsam die Spiele. Bei uns kommt in der Nachbarschaft auch der Grill raus, und die Garage wird zum Fernsehzimmer. Das hat Tradition bei uns. Wie ist das bei Ihnen in Olpe?

Schwester Katharina: Bei uns ist es so, dass wir im Konvent gucken. Wir haben sonntags immer das Spenden-Café offen. Gott sei Dank hat heute eine Schwester Dienst, die vom Fußball wenig Ahnung und keine Lust daran hat. Ich bin dann froh, dass sie nicht da ist. Denn wenn sie oder jemand anderes da wäre, der von Fußball keine Ahnung hat, aber mitreden will, werde ich ganz nervös.

Das Gespräch führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR
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