Giro d'Italia in Rom: Schlusssprint vor den römischen Kaisern

Sportler auch bei Päpsten zu Gast

An diesem Sonntag geht in Rom der Giro d'Italia zu Ende - vor historischer Kulisse in Rom. In ihrer über 100-jährigen Geschichte war die Rundfahrt auch mehrfach bei Päpsten zu Gast.

Teilnehmer des Giro d'Italia  / © Yuzuru Sunada (dpa)
Teilnehmer des Giro d'Italia / © Yuzuru Sunada ( dpa )

Zum Abschluss des Giro d'Italia an diesem Sonntag in Rom haben die Veranstalter eine Kulisse erster Güte ausgesucht. Auf der Via dei Fori Imperiali zwischen Forum Romanum und Trajansforum, gesäumt von den Statuen des Augustus, Trajan, Tiberius und Nero, mit dem Kolosseum im Rücken kämpfen die Gladiatoren des Zweirads um den prestigeträchtigen Sieg der Schlussetappe.

Zuvor absolvieren die Fahrer einen zehnfachen Rundkurs durch die Ewige Stadt. Er führt zwischen der Piazza del Popolo im Norden der Altstadt und den Caracalla-Thermen im Südwesten jeweils über die Via del Corso, die Piazza Venezia hinunter zum Circus Maximus und auf dem Rückweg am Kolosseum vorbei. Die Runde ist 11,5 Kilometer lang, so dass die Schlussetappe - abgesehen von den Zeitfahren - mit 115 Kilometern die kürzeste der diesjährigen Ausgabe der Italienrundfahrt ist.

Erstmaliger Auftakt in Jerusalem

Als im vergangenen Jahr bekanntgegeben wurde, die 101. Ausgabe des Giro d'Italia werde erstmals außerhalb Europas in Jerusalem gestartet, gab es Vermutungen, das Finale könne auf der Via della Conciliazione vor dem Vatikan enden. Daraus wurde nichts. Gestartet ist die Italien-Rundfahrt in der Vergangenheit aber bereits einmal im Vatikan.

1974 empfing Papst Paul VI. (1963-1978) die Fahrer um Eddy Merckx und Felice Gimondi noch vor der Abfahrt. Und erinnerte sich gerne an "das leidenschaftliche Interesse, mit dem Wir in unserer Kindheit die Nachrichten des Giro d'Italia verfolgt haben".

Sportler von Päpsten empfangen

Am Kolosseum gestartet wurde der Giro des Jahres 2000. Tags zuvor hatte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) - auch anlässlich des Heiligen Jahres 2000 - die Fahrer um Marco Pantani empfangen. Dabei gab der bisher sicher sportlichste Papst den Fahrern folgende Prinzipien mit auf den Weg: "strenge Vorbereitung, konstantes Training, Wissen um die Grenzen der eigenen Möglichkeiten, Redlichkeit im Wettstreit, Einhalten der genauen Regeln, Respekt vor dem Gegner sowie das Gespür für Solidarität und Nächstenliebe". Dass Sportler - wie andere Menschen auch - päpstliche Mahnungen nicht immer ganz befolgen, ist bekannt.

50 Jahre zuvor - im Heiligen Jahr 1950 - hatte auch Pius XII. (1939-1958) das Peloton des Giro empfangen. Damals, so berichteten anwesende Reporter, habe sich der Papst spontan von seinem Thron herabbegeben und sei auf die beiden Favoriten Gino Bartali (1914-2000) und Hugo Koblet (1925-1964) zugegangen. Für den katholischen Gino Bartali war es selbstverständlich, vor dem Papst niederzuknien. Aber auch sein junger Schweizer Kollege und calvinistischer Protestant Koblet habe dies "mit außerordentlichem Taktgefühl getan".

Zeichen für Toleranz setzen

Geschadet hat letzterem dieser Kniefall nicht. Als erster Nicht-Italiener gewann Koblet die Rundfahrt um den italienischen Stiefel. Vier Jahre zuvor, 1946, hatte Pius XII. die Rennfahrer ebenfalls empfangen - zur ersten Ausgabe des Giro d'Italia nach dem Krieg. Damals gewann Gino Bartali die Rundfahrt.

Unter anderem ihm zu Ehren wurde die diesjährige Ausgabe in Israel gestartet. Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hatte ihm 2013 posthum den Titel eines "Gerechten unter den Völkern" verliehen. Als Kurier versteckte Bartali während des Zweiten Weltkriegs in den Rohren seines Fahrrads Fotos und Spezialpapier, aus denen falsche Pässe für untergetauchte Juden gefertigt wurden.

Roland Juchem


Quelle:
KNA